
Weblog Version Nummer Acht
digitaler Frühjahrsanfang
Ich weiß nicht mehr wo ich das genau gelesen habe, aber es ist mir ungefähr im Gedächtnis geblieben: Perfektion ist Theorie, Qualität ist Praxis. Aus dem Grund werde ich nicht weiter an der neuen Gestaltung des Weblogs rumdoktern, sondern es endlich live schalten. Ich hab gestern noch geschaut, wie lang Sieben durchgehalten hat. Im Juni wären es vier Jahre und damit länger als die meisten digitalen Anstriche im Web. Ich gebe auch zu, dass ich das alte Design doch nur schweren Herzen ziehe lasse. Es ist noch immer eine sehr solide Arbeit und seit Veröffentlichung praktisch unverändert. Diesmal wird es anders. Acht ist Experiment, dass sich lange Zeit stark verändert wird und meiner Zielvorstellung bis jetzt zu vielleicht 50% entspricht.
alles bleibt anders
Ich gebe es zu, ich tue mich noch schwer damit. Schon die Aussprache klingt fremd: responsive web design. Im direkten Vergleich jedoch, sehe ich jetzt nur die Verbesserungen. Ich selbst habe nun vier sehr unterschiedliche Geräte, um Webinhalte zu konsumieren und responsive web design ist dabei einfach der Weg des geringsten Widerstands. Meine ersten Zweifen bleiben, aber ich muss es einfach selbst probieren und mittlerweile sehe ich mehr Pros als Contras.
Für mich ist dieser Schritt, die größe Lernkurve seit Jahren. Es gibt so wenig “Inspiration” zum Abschauen. Alles was ich bisher sehe, geht mir nicht weit genug. Ich mag meine Details und nicht nur die eine Text-Spalte. Mein Ansatz diesmal muss jedoch reifen. Soll heißen ich hab noch mehr Fett abgeschnitten als früher und den Fokus noch enger gesteckt. Es gibt drei Arten von Besuchern der Seite. Die Stammleser kommen vom RSS-Reader direkt auf die Artikelseite. Die Masse der Fremden kommt über Google direkt auf den Artikel und ist dann meist wieder schnell weg. Den geringen Rest verschlägt es zu Beginn auf die Startseite und danach vielleicht noch auf eine Inhaltsebene tiefer.
Jeder der drei bekommt mit Acht eine noch reinere Erfahrung. Ich hab viele der Blog-Relikte entfernt und selbst essentielles wie Suche und Navigation sprichwörtlich ausgelagert. Mein Ansatz diesmal war so einfach wie kaum vorstellbar: ich möchte nur ein angenehmes Erlebnis beim Lesen der Artikel bieten und das auf möglichst jedem Bildschirm. Vielleicht ist zuviel rausgeflogen, vielleicht auch nicht. Mehr denn je, ist dieser Weblog für mich verändert mit der Hoffnung damit auch den Geschmack anderer zu treffen.
Don’t call it Metro / Flat-Design
“Trends are bullshit”. Webdesign hat sich in den letzten fünf Jahren durchschnittlich enorm verbessert. So richtig Grauenvolles, sieht man in der Regel auf keiner Seite mehr, die einen Leser halten möchte. Der Wert guter Gestaltung ist auch in diesem Medium endlich angekommen, aber die Geschwindigkeit der Trendsetzung und der auf den Zug auspringenden Nachahmer ist erschreckend. Ist ein Trend gesetzt, existiert Tage später das Framework dafür und Wochen später die 306te Start-Up One-Page im Einheitslook.
Microsofts und Googles Design Offensive ist für mich kalte Kaffee. Visuell ist Acht nur eine Weiterentwicklung der vor vier Jahren geplanzten Sieben Formel. Es hat keinen Namen, es ist kein Trend, es funktioniert einfach und ich muss schon schmunzeln, wenn ich Prototypen vorgesetzt bekommen, die ich vor Jahren schon in diversen Blogs, auch dem eigenen gesehen habe. Acht setzt auf keinen Trend, sondern auf meinem Instinkt und auf Iteration des Vorherigen.
Aufgabenliste
Es gibt viel zu tun. Ich kenne die unzähligen Fehler, Browserbugs, Schönheitsfehler und das Code-Chaos. Ich werde sehr viel in den nächsten Wochen verändern. Praktisch alles steht zur Frage. Erstmal werde ich inhaltlich fehlende Formate suchen und die individuellen Artikel wieder funktionieren lassen, um die Idee endlich responsiv probieren zu können. Anschließend muss ich das CSS aufräumen und vielleicht mal in anderen Browsern / Geräten testen. Ich möchte gern wieder einen Hauch mehr Javaskript-Magie, besonders auf Typo-Ebene. Was Kleines gegen Witwen.
Das einzige was nicht mehr verändert wird, ist die grundsätzliche Ausrichtung. Ich mag das alte Raster. Ich mag das mehr an Farbe, auch wenn es bei dem Blau nicht bleiben wird. Ich mag die Typo noch nicht bis ins letzte Pixel. Zuviel Chaos bei den Überschrifen, auch weil ich noch nicht geschaut, habe wie welcher Browser Zahlenwerte für font-weight unterstützt. Ich mag wieder unterstrichene Links. Warum kann ich nicht mal erklären. Langfristig werde ich den Teaser-Bildern ein neues Format verpassen. Es gibt noch viel zu tun.
raus damit
Noch so ein paar Unwesentliche Sachen. Am Anfang habe ich wie immer eine Weile alte Entwürfe angeschaut und am Ende stellt sich heraus, dass ein Bild davon maßgeblich für die aktuelle Optik verantwortlich ist. Ich glaube bisher habe ich hier wirklich nur nach Gefühl gearbeitet und mehr verworfen, als am Ende sichtbar ist. So würde ich auch mein erstes Fazit formulieren. Responsives Web Design ist Iteration, ist Iteration, ist Iteration. Ich halte es für unmöglich hier theoretisch zu arbeiten. Solche Seiten sind immer Prototyp. Noch hat niemand die Formel geknackt.
Ich bin zufrieden. Ich habe wieder Spaß an der Arbeit am Weblog und selbst alte Artikel zu lesen und zu entdecken macht Laune. Der Schnitt ist diesmal vielleicht etwas größer, aber es lohnt sich. Ich hatte kurz eine seltsame Phase an dieser Arbeit. Ich war unsicher, ob ich beim Referenz-Blick auf das alte Design, wirklich was verbessern kann. Das Ergebnis war furchtbar, genau wie das Gefühl dabei. Ich sehe mich nicht als Künstler oder Handwerker. Ich glaube das was wir machen, lässt sich schwierig mit einem Titel beschreiben. So stelle ich mir die Schreibblockade von Autoren vor. Das Gefühl, dass die eigene Jahre alte Arbeit zu einem besseren Ergebnis geführt hat, als etwas aktuell Geschaffenes, ist jedenfalls wirklich schrecklich. Ich bin zuversichtlich mit Acht nun eine Basis für meine übliche Detailverliebheit zu haben. Der Rest ist einfach.
9 Kommentare
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global $hemingway ?>Hach. Schön.
Gefällt mir gut bisher. Die zum Hamburger reduzierte Navigation finde ich super. Einzig bei der Transparenz habe ich kurz gestutzt, aber ich lasse das erst mal wirken.
Chapeau!
“Wirken lassen.” Ich mache mir Gedanken um eine passende Überschrift und der erste Kommentar bringt es perfekt auf den Punkt. Auch bei mir hat es eine Weile gedauert, dann aber war ich überzeugt, es ist der richtige Weg.
Auf meinem kleinsten Bildschirm macht es schon so viel mehr Spass. Schau mich mal durch bis zum Desktop. Danke.
Sehe ich da wirklich eine Spitzmarke (Dachzeile) am Anfang des Artikel? Chris, das kannst Du mir nicht antun. Ich muss meinen Kunden stets mit Mühe diese verfluchten Dachzeilen wieder ausreden … und jetzt kommst Du mir sowas! 😉
Ansonsten: Wie nicht anders zu erwarten ein wunderschöner Wurf, auch wenn ich mich mit einigen Elementen schwer tue. Aber das liegt vermutlich daran, dass ich langsam alt werde und nostalgisch-romantisch am Vergangenen festhalte und die Normalität der Gegenwart verneine.
Aber … ein schöner Arschtritt ist das hier geworden. Dann will ich doch mal tun, was ich immer tue und Dir nacheifern, hehe.
Noch ist nichts in Stein gemeißelt. Vieles was fehlt, wird nach und nach wieder seinen Platz finden, nur eben in Häppchen, auch weil ich ein größeres Auge auf die Performance legen möchte. Du bist nicht der einzige Nostalgiker. Ich bin genauso, es dauert nur eine Weile, bis der Schmerz nachlässt. 🙂
Gerade die Archiv-Seite gefunden … sweet!
Sehr angenehm das alles. Es ist ein Genuss, die Details nach und nach zu entdecken (und eine Vorfreude auf all das, was da noch kommen mag …).
Also, voran!
Ui. Gefällt.
Der Umgang mit den Teaserbildern ist wohl wie anderes noch nicht final? ich hatte da auch mal mit rumprobiert und bin bei dem mir eigentlich sehr gefälligen Kompromis verblieben, dass die Bilder bis Breite x in Relation immer kleiner werden, um dann in Breite x wieder volles Gewicht und Breite zu erhalten. Paradox und mir trotz Kompromis sehr sympathisch.
Ich finde das Design auch sehr schick, jedoch ging gleich mein erster Gedanke an das Surface von Microsoft – wegen der Hintergrundfarbe und so 🙂