Alien 3
Ok, hier ist also meine Alien 3 Notiz, zwanzig Jahre nach seiner Veröffentlichung. Der Film ist für mich besonders, weil es meine erste Kinoerfahrung mit dem Franchise ist. Es war die Zeit noch kleiner Kinos um die Ecke, die schon mal in der letzten Woche eines Films, hier und da eine Auge zugedrückt haben, wenn es um das Alter potentielle Zuschauer ging. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich den ersten Teil noch nicht gesehen und vom zweiten nur die erste Hälfte. Woran ich mich noch sehr gut erinnere, war die PR-Maschine für den dritten Teil damals. Die war ziemlich massiv. Am Ende war der Kinobesuch sehr intensiv, ohne jedoch das gesamte Bild des Films zu sehen. Was soll daran so besonders gewesen sein?
Heute ist der Film etwas Anderes. Er ist das Finden der Stimme eines großen Regisseurs, ist krampfhafte Fortsetzung eines Franchise und der verzweifelte Versuch, in die zu großen Fußstapfen seiner Vorgänger zu treten. Die Verachtung für Alien 3 konnte ich nie teilen, dafür war der Film einfach zu solide. Aus heutiger Sicht wird der dritte Teil besser und besser, weil das Niveau ingesamt massiv sinkt und man als Zuschauer eine neue Perspektive bekommt. Alien 3 ist kein Alien und kein Aliens, aber es ist 2012 ein sehr solider Film, dem das Erbe einfach zu schwer auf den Schultern lastet.
bitterer Beigeschmack
Die großen Fehler ist bekannt und offensichtlich. Innerhalb der ersten Minuten vernichtet der Film zwei so wertvolle Charaktere und versucht krampfhaft einen neuen Beigeschmack, zur alten Formel hinzuzufügen. Die Grundidee ist ok. Ripley vs. Alien in einer kargen Umgebung ohne jegliche Werkzeuge oder Hilfe. Die Details des Drehbuchs zerbröseln die solide Premisse. Innerhalb der ersten Minuten sterben zwei so wichtige Figuren und die Heldin wirft ihre gesamte bisherige Geschichte über Bord. Zwei epische Filme lang, kommt Ripley ohne eine Romanze aus, nur um auf Fury 161 direkt mit ihrem Retter in die Kiste zu steigen. Viel schlechter kann glaubwürdige Charatkerentwicklung nicht sein.
Die Gefahr im Film wird viel zu schnell aus dem Spiel genommen. Das Biest hier sind eher Menschen und auch diesen Winkel öffnet das Drehbuch nicht weit genug. So fehlt dem Zuschauer recht schnell eine wirklich Angst um die Heldin, was das zentrale Element dieses Franchise sein sollte. Dem Film fehlen halbwegs angenehme und realistische Figuren, mit denen man sich identifizieren kann. Alien hat Lambert, Aliens hat Hudson und Gorman als Projektion des Zuschauers. In Alien 3 fehlt ein solches Element. Der Film hat eine wie ausgetauschte Heldin und einen Haufen weniger angenehmer Typen.
Alien 3 ist ein erster Schritt hin zum völlig anspruchslosem Genrefilm. Im Gegensatz zu Aliens sehe ich den dritten Teil, durchaus wieder als puren Genrefilm und weniger als epischen Blockbuster. Trotzdem entfernt das Drehbuch den Anspruch und begeht den Fehler zu vieler Informationen. Ich empfehle zum Thema Nordlings Abhandlung zu The Thing. The Thing ist so gut und so smart, weil eben nicht alles gezeigt, erklärt und gesagt wird. Es ist ein Genrefilm zum Mitdenken, zur eigenen Interpretation, für eigene Gedanken nach dem Film. Alien 3 dagegen gibt sich alle Mühe, seine Charaktere möglichst viel überflüssige Scheintiefe zu geben. Die übelste Umsetzung hier, ist die letzte Szene mit Clemens der direkt vor dem Ableben seine eigene Vergangenheit aufklärt. Wie überflüssig und wie schlecht. Weniger wäre hier mehr.
Die Effekte im Film sind teilweise sehr schlecht gealtert. Hier ist vieles im Green Screen gedreht und in das Filmmaterial eingefügt worden. Das Ergebnis sind heute auffälige Outlines, farbige Schatten und sehr seltsame Größenunterschiede innerhalb einer Szene.
Positives
Alien 3 ist ein David Fincher Film. Alien 3 ist David Fincher, auf der Suche nach der eigenen Handschrift. Das Ergebnis ist ein Film, der noch heute bessere aussieht, als viele aktuelle Filme des Genres. Fincher orientiert sich stark an der Optik des ersten Teils. Das Gothische der Nostromo, findet sich in jedem Winkel auch in den Alien 3 Sets.
Texturen dominieren viele Einstellungen. Selbst mit nur einer einzigen Farbpalette zeichnet Fincher unangenehm schöne Bilder, ganz im Stil des ersten Films. Insgesamt ist der Film toll anzusehen und anzuhören. Charles Dance wertet jeden Film auf, auch diesen. Die Chemie zwischen seiner Figur und Ripley funktioniert. Das Alien sieht endlich wieder wie ein Giger Design aus und nicht mehr wie eine Cameron-Winston-Mutation einer perfekten Kreatur. Ich mag das Design der Soldaten am Schluss so sehr. Der neuere 2003er Schnitt des Films, ist der für mich bessere. Er zeigt einen besseren Subplot mit der Figur Golic, einem der besseren Ideen des Drehbuchs. Auch Dillon ist einer der interessanteren Figuren und merkliches Überbleibsel der ersten Idee, den Film in einem Kloster spielen zu lassen.
2012 ist Alien 3 ein seltsamer Film. Keine Frage, hier haben wir die erste überflüssige Fortsetzung des Franchise, aber es ist ein solider Film, legt man mal die Referenzen zum Franchise ab. In den vergangenen zwanzig Jahren, haben wir deutlich miesere Sci-Fi und Horror Filme gesehen, als Finchers erste Gehversuche hier.
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