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Eigentlich schafft es auch Jason und die Argonauten Film nur als Fußnote des Meister der Stop-Motion-Animation in die Geschichtsbücher. Ray Harryhausen ist ein Name, der bei Generationen von Film-Buffs feuchte Augen verusacht. An meinen ersten CGI-Effekt kann ich mich nicht erinnern, an den ersten Minotaur animiert von Ray Harryhausen schon. Diese Filme sind ganz klar das Transformers der damaligen Zeit. Pure Plattform für Trickeffekte, aber im Gegensatz zu heutigen Werken auch im Kern absolut solides pures Unterhaltungskino zur 90 minütigen Flucht in die Fantasie.
Die Geschichten sind immer ähnlich. Unsere Helden werden auf eine Reise geschickt, um den bösen Zauberer zu besiegen und die Prinzessin zu retten. Während ihres Abenteuers treffen sie dabei auf diverse Fantasy-Kreaturen. Am Ende ist das Böse besiegt und unser Held befindet sich in den Armen einer leicht bekleideten zuvor geretteten Schönen. Bekannt, vorhersehbar aber eben auch bewehrt. Bei Jason ist es nicht anders. Diese Filme wissen genau, dass die eigentlichen Stars doch die Trickeffekte sind. Auffällig bleibt aber immer, wie sorgfältig man die Effekte damals noch dosiert, sicherlich auch aus Kosten- und Zeitgründen.
Jason und die Argonauten ist für mich der beste Harryhausen. Alle Kreaturen sind pures Trickeffekt-Gold. Herausragend und noch heute beeindurckend anzusehen ist Harryhausen’s Magnus Opus: der Kampf der Skelletkriegern gegen die Argonauten. Jene Szenen umhüllt eine Magie, die einfach für mich nicht verschwinden will. Diese Effekte sind über 40 Jahre alt und besitzen mehr Seele als irgendein zusammengeklickter CGI-Effekt. Die Animationen sind handwerklich extrem sauber und unglaublich synchron zum echten gefilmten Bild. Man kann sich den Aufwand nur im Ansatz vorstellen und doch zahlt er sich aus, denn diese Bilder bleiben unvergessen. In diesem Effekt allein stecken vier Monate Arbeit.
Szenen wie diese waren und sind Köder, den alle großen heutigen Hollywood-Größen geschluckt haben und besonders auch ein Avatar ist nur der Enkel einer Harryhausen-Schöpfung, die in Jason und die Argonauten sicherlich ihren Zenit erklommen hat. Für mich waren diese Filme immer ein Subgenre des Sandalenfilms nur eben weniger für die Kritiker und mehr für ein junge gebliebenes Publikum.
Keine Frage alle diese Filme bedienen primär das Kind in einem. Irgendwie sind es bildgewordene Spielzeugfantasien und Ray Harryhausen ist der Puppenspieler. Zahlreiche Bilder der Filme haben sich nicht nur bei mir in die Netzhaut gebrannt. In der seltenen Situation, dass ich mal einen anderen Harryhausen-Fan treffe, dann findet da sofort eine non-verbale Kommunikation statt, die sich in einem breiten Grinsen äußert, bei dem man die Bilder aller seiner Kreaturen noch einmal vor dem inneren Auge abspult.
Man kann streiten wie gut diese Filme altern, aber sie werden mit den Jahren für mich immer einzigartiger. Sie sind Bilddokument eines ausgestorbenen Handwerks, ohne dass die erfolgreichsten Filme heute einfach so nicht existieren würden. Auch Harryhausens Schöpfungen ist es zu verdanken, dass die Fantasie unzähliger Autoren überhaupt erst wachgekitzelt worden ist. Viele Geschichten wären uns verwehrt geblieben ohne die dreckigen Finger damaliger Trick-Spezialisten.
Bildreferenzen des Artikels: Filmposter von Forgotten Silver, Skelettkrieger von Zoloword und Talos von Scotch Corner.
4 Kommentare
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Diesen Film habe ich damals einmal gesehen. Ist seeehr lange her. Jetzt weiss ich ja endlich wie der heisst. Führwahr, der war Klasse!!
Ein Meisterwerk!
Für meinen Geschmack wird heutzutage sowiso viel zu oft cgi in Filmen verwendet. Vor allem an stellen wo es völlig unnötig ist, wirkt es dann auch unecht. ZB. die Kammerafahrten in Panic Room. Und wenn man mal die Verfolgungsjagten in Ronin und Matrix Reloaded vergleicht, gefällt mir die erstere auch um längen besser.
Achso, es geht ja um Jason… Der Film ist wirklich cool. Ich hab ihn leider schon lange nicht mehr gesehen.
Ray Harryhausen hab ich 2006 auf der Edit in Frankfurt gesehen. Er hatte dort sein Lebenswerk vorgestellt und wurde mit „Festival Honors“ geehrt.
Wenn Regisseure von heute sich wieder mehr auf traditionelle Animations- und Effekterzeugung besinnen würden, würd es auch wieder Spaß machen mal wieder ins Kino zu gehen. Heute hab ich immer das Gefühl ausgeraubt worden zu sein wenn ich das Kino verlasse. Was kein Wunder ist wenn Filme wie Transformers 150 Millionen kosten, die müssen ja irgendwie wieder reinkommen.