Pornografie der Informationen
Anlass dieser kurzen Notiz sind Bilder von Prometheus und Berichte und Trailer zum neuen The Thing Aufguss. Beide Filme sind Legenden. Einer ist Wurzel eines Jahrzehnte lang sehr erfolgreichen Franchises. Beide besitzen im Original ein Schlüsselelement, dass heute einfach nicht mehr zu funktionieren scheint: das Unbekannte. Egal was Ridley Scott und Fox uns mitteilen möchten, die Bilder sprechen Bände und unterstreichen die Gerüchte um das Skript, welches praktisch das Mystische des Franchise völlig aufklären will. Beim neuen The Thing sieht es ähnlich aus. Das Original deutet nur an, zeigt Ansätze, lässt Details im Dunkeln. Der aktuelle Film, greift sich diesen kleinen Haken und baut seine komplette Struktur drauf auf, ohne sich zu fragen, ob es nicht besser ist, einfach mal nicht alles kausal in die Fresse der Zuschauer zu schlagen.
Irgendwie und irgendwann in den letzten Jahren, scheint Fiktion sich selbst erklären zu wollen, ohne dabei die Sinn-Frage zu stellen. Die Faktoren dafür sind zahlreich. Ganz klar sehen wir hier ein Erbe der Making-Ofs, die mit Einzug der DVDs praktisch zu zweiten Unterhaltungsform geworden sind. Film wurde und wird demystifiziert. Jeder Zuschauer weiß heute, wie Trickeffekte im Detail funktioniern. Wie? Warum? Was? Jede Frage kann beantwortet werden und wird im Fall der genannten Beispiele auch zum Ansatz, die Geschichte fortzuführen, ohne nach den Folgen zu fragen.
Es existieren seit Jahrzehnten Theorien über z.B. den Ursprung des Alien Franchise. Was ist die Geschichte des Space Jockey? Woher kommt es? Was ist seine Funktion? Der harte Kern der Fans, hat sich über Jahre nur durch solche nicht vorhandenen Informationen gegründet. Der Wert des Franchise, baut auch auf der vorgehaltenen Information. Diesen Wert entzieht man in Kürze und passt sich dem neuen Zuschauer an, der nicht mehr selbst denken muss, sondern dem jedes Detail in noch detailierteren, mundgerechten Portionen gefüttert wird.
Die zwei Beispiele sind nur die Spitze des Eisbergs. Jedes neue erfolgreiche Geschichte, scheitert meist brachial, beim Versuch sich selbst möglichst lückenlos zu präsentieren. Ein weiteres Beispiel ist Matrix. Jede neue Information, die ein potentielles Loch zu stopfen versucht, entwertet die Qualität des Franchise. Jedes Mehr wird zu einem Schlecht. Hier haben wir die moderne Mythologie neuer Geschichten und gleichzeitig die Ursache, wieso viele meiner Generation noch immer die alten Klassiker zitieren. Es scheint im Blockbuster Kino unmöglich geworden zu sein, Zuschauern auch nur in kleiner Form zu fordern. Vielmehr ist es Pflicht, auch der Geschichte die letzten Kleider vom Leib zu reißen und sie breitbeinig auf der Leinwand zu präsentieren. Über die Abstumpfung dabei denkt keiner der hippen erfolgreichen Autoren nach.
Symbolbildchen ist von Gorgeous Killers ausgeliehen.
3 Kommentare
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global $hemingway ?>Wieder mal ein brillianter Post und leider so verdammt wahr.
der Trend alles erklären zu wollen zieht sich überall durch. Zuerst gibt es einen coolen Trailer, ich hab ein paar Eindrück gewonnen gute Stimmung wird aufgebaut und ich bin total angefixt weil ich total heiß auf den Streifen bin und noch nichts gesehen habe und dann 2 oder 3 Wochen vorm Release gibts dann den neuen extended Trailer und ich schaffs im Kino nicht schnell genug Augen und Ohren zuzuhalten und bekomm viel zu viel vom eigentlich Film, manchmal servieren sie einem schon den Twist. Ich hasse das. Oder Film die echt 115 Minuten super sind, gute Story, interessante Charaktere die auch noch gut gespielt sind, gut fotografiert, man rätselt an einigen stellen verhält sich der Film schön vage und dann (versuchen) sie einem im 5 Minuten alles zu erklären, ich muss dann immer sehr weinen. Das nimmt raum für Spekulation und Interpretation und macht den Film einfach nur ärmer ohne ihn zumindest für mich auf einer anderen Ebene reicher zu machen. Jeder gedanke wurde für mich gedacht… zumindest habe ich den Schrott dann oft ganz schnell wieder vergessen, muss mich ja schließelich nicht mehr weiter damit auseinandersetzten.
Ja es ist eine Pest, immer alles erklären zu wollen. Ist halt einfach schade wenn man einen tollen Film mit einem miesen Ende verschandelt, weil man unbedingt alles erklären will. Dabei ist es doch gar nicht gesagt, dass die Zuschauer das unbedingt wollen. Lost zum Beispiel hat fünf, sechs Jahre lang wunderbar funktioniert. Die Leute haben nicht nach Antworten verlangt (höchstens diejenigen, die wissen wollten, wessen Fantheorien denn stimmen). Die Produzenten haben sich das lediglich eingebildet. Und deshalb haben sie es am ende doch versaut (wenn sie sich treu geblieben wären, hätten sie die letzte Folge mit einem Monster-Cliffhanger beendet :D)
Aber ich glaube, dass abseits des ganzen Blockbuster-gedöns doch noch immer wieder mal ein toller Film zustande kommt.
Passt perfekt zum Thema: