Film des Tages – Moby Dick (2011)
Aus Vorfreude habe ich Sonntag ca. 6 Stunden mit ungekürzten, 30-stündigen Hörbuch-Einspielung Moby Dicks von Christian Brückner verbracht. Ich bin zwar noch nicht einmal bei der Hälfte, habe aber schon einen ganz guten Eindruck vom Buch und freue mich sehr auf die restlichen Stunden und die für 2012 geplante Lektüre.
Was ich inzwischen sagen kann: Moby Dick ist eine Metapher für sich selbst. Das Buch ist ein Leviathan. Und so so naheliegend die vielen Verfilmungen sind, so absurd erscheint mir inzwischen der Versuch, das Buch zu Verfilmen. Wollte man wirklich einen Film schaffen, der dem Werk gerecht wird, man bräuchte wohl eine Anstrengung, wie wir sie zum letzten Mal für den Herrn der Ringe unternommen wurde. Und das Ergebnis würde zwingend weitaus enttäuschender, denn wo Tolkien auf die Schicksale von Königreichen und Völkern blickt, schaut Melville in unsere Herzen. Und was sich dort abspielt, läßt sich nicht so gut mit Computern animieren.
Aber selbst, wenn ich nicht just gerade so tief in dieses Werk eingetaucht wäre, hätte mich der Film wohl enttäuscht. Zugegeben, William Hurt gibt – wie erwartet – den wahrscheinlich menschlichsten und damit nachvollziehbarsten aller bisherigen Ahabs. Das gefällt mir zwar gut, weil ich den diabolischen Gregory Peck zwar immer schaurig schön anzusehen, aber doch nie glaubwürdig fand. Ganz schafft es aber auch Hurt nicht, uns den Wahnsinn schlüssig zu verkaufen. Die Gratwanderung zwischen Manie und Berechnung gelingt ihm nicht immer. Und jedes Mal, wenn er danebentritt, bekommt die Figur, die Geschichte einen Sprung.
Noch schlimmer ist eigentlich Ismael. Der wird von irgendeinem Jüngelchen gespielt, den ich noch nie gesehen habe. Zumindest kann ich mich nicht an ihn erinnern. In der Vorlage erzählt Ismael seine Geschichte aus sehr weiter Entfernung, vermutlich als alter Mann, als jemand der inzwischen praktisch alles über den Wal udn den Walfang weiß, was es im späten 19. Jahrhundert darüber zu wissen gab. Aber selbst die Darstellung seines jüngeren Ichs, ist die eines gebildeten, besonnen Mannes und nicht die eines Milchbubbies.
Die größte Enttäuschung ist aber eigentlich Ethan Hawke. Den moralisch integreren, tiefgläubigen Starbuck, kann er kaum glaubwürdig geben. Zuwenig nimmt man ihm den Christen und den gereiften Mann ab. Traurig …
… aber, ich würde lügen, wenn ich behauptete, ich wäre nicht froh, dass es diese Verfilmung gibt. Ich hab sie eigentlich gern gesehen und ich freue mich, dass es dieses Facette des Weißen Wals und seiner Jäger gibt.
0 Kommentare
Für diesen Eintrag wurden die Kommentare geschlossen.
global $hemingway ?>