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Wunderkinder
  • Mi, 10. Februar 2010
  • 6 Kommentare

Wunderkinder

Unwürdig ist nicht wer kopiert und es als eigenes Werk verkauft, sondern wer den Köder blind schluckt und detailiert berichtet wie gut er schmeckt. Popmedien haben irgendwann ihre Erdung verloren, so surreal dies auch klingen mag. Wichtig ist nicht mehr was geschaffen wird, sondern wie groß das wirtschaftliche Potential um Werk und Macher ist. Besonders in der Literatur zählt nur noch noch die Oberfläche. Sämtliche „Volksbücher“ haben sich in den letzten zehn Jahren nur über ihre Marke verkauft. Wenn ein brav aussehendes Etwas über versaute Details schreibt, dann greift der verkappte Pöbel natürlich zu. Der professionalisierte Dr. Sommer als literarisches Opium fürs Volk. Die fomulierte virtuelle Sehnsucht nach Drogen, Sex und Gewalt, am liebsten aus der Feder von Schwiegersohn oder -tochter. Das ist so innovativ wie Schweinskopfsülze und offensichtlich auch so beliebt.

Mülleimer

Schuld ist die Kritik, die seit Ewigkeiten nicht mehr ihrer Aufgabe nachkommen kann und möchte. Statt sich eine echte Stimme zu verschaffen, was zugegeben in Zeiten der gelesenen Pixel schwieriger geworden ist, verkauft man sich als Werbemittel für Verleger. Dass kopierter Deck durchs Raster fällt ist nichts Neues. Dass man es der Zielgruppe aber als neuen Koks verkaufen möchte schon. Es ist kein Wunder, dass jetzt Blogger jene Aufgabe übernehmen müssen, wofür andere noch heute teuer bezahlt werden. Eine zu harsche Kritik ist für die Kunst förderlicher, als eine wöchentliche Wunderkind-Mentalität. Es ist ok negativ zu urteilen, selbst oder besonders über kommerziell erfolgreiche Werke. Einfach mal wieder die Hausaufgaben machen. Ist nervig aber für manche Berufe dann doch noch essentiell.

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  • Deutschland,
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6 Kommentare

Für diesen Eintrag wurden die Kommentare geschlossen.

  • #1
  • Mi, 10. Februar 2010
  • ben_ schrieb:

Wer v.a. jetzt aufheult, der ist ein Literaturkritiker, der nicht auch nur die allergeringste Ahnung davon hat, wie Literatur entsteht. Weil das hier ein Blog ist, will ich mal gar nicht erst Shakespeare als Säulenheiligen hervorholen, sonden mich selbst, denn was Helene Hegemann in ihrer Antwort beschreibt ist ein Prozess den sich von ganz alleine einstellt, wenn intensiv und produktiv mit Sprache umgeht. Ich erwischen mich noch heute – wo ich „nur“ blogge – noch regelmäßig dabei, dass ich Floskel, Sprachgesten, ganze Textkonzepte verwende und erst Stunden, Tage oder sogar Monate später merke, dass es dafür einen Vorgänger im Geiste gibt.

Erschreckendes Beispiel dafür ist der Text „Jene bleierne Farbe“ dessen Aufbau und Sprachgestus ich vom Jan Faktor Text „Krank“ habe, was mir aber erst vor ein paar Wochen gemerkt habe.

  • #2
  • Mi, 10. Februar 2010
  • Immanuel schrieb:

Sehr schöner Artikel, der schön die Problematik wiedergibt.

  • #3
  • Mi, 10. Februar 2010
  • Immanuel schrieb:

Ich melde mich nochmal mit einem Schrieb an ben:

Das ist doch Unsinn. Bestimmte Formulierungen aufzunehmen ist eine Sache, aber eine ganze Seite zu kopieren eine andere. Und das hat Hegemann nun auch eingeräumt. Sie verwirrt hier in dem sie auf einer Seite zugibt gemacht zu haben, was sie tat, auf der anderen Seite sich ausredet, mit einer Ausrede die hier nicht passt.

Webmaster
  • #4
  • Mi, 10. Februar 2010
  • chrismue schrieb:

Jene angesprochene Autorin würde ich komplett aus dem Thema rausnehmen, denn an diesem Punkt ist sie nur Bauernopfer. Ich glaube besonders in der Literatur ist ganz eindeutig ein Punkt erreicht, wo eine beachtete Kritik ganz klar die weiße Fahne schwenken muss. Es gibt nicht mehr jene Instanz, die allumfassendes Wissen haben kann, dafür wird einfach global zu viel geschrieben und gelesen. „Mein“ Medium ist der Film und selbst da habe ich es lange aufgegeben mir eine brauchbare Grundlage anzueignen, einfach weil ein Tag nur 24 Stunden hat.

Ich habe auch kein Problem wenn jemand Fehler macht, ganz im Gegenteil sowas macht glatte Oberfläche für mich erst greifbar. Es ist aber höchst fahrlässig für eine Kritik, die alles ihr Unbekannte oder Ungewöhnliche (in diesem Fall eine Kombination) für eine lobenswerte Leistung hält. Man ist hier in einer Verantwortung dem Leser gegenüber und nicht nur dem eigenen Arbeitgeber. Ich kann auch irgendwo nachvollziehen warum sich so ein Prozess eingeschlichen hat und dass er wirtschaftlich Sinn macht, aber dann sollte man die Karten offen spielen und sich nicht mehr als Kritik sehen.

Was Ben_ anspricht betrifft alle, die viel Zeit mit Schrift überhaupt verbringen. Allerdings ist man als Autor, der mit Sprache seine Brötchen verdient, in einer völlig anderen Verantwortung der eigenen Arbeit gegenüber als ein Blogger oder Hobbyschreiber. Um so eine Marke wie in diesem Fall aufzubauen, braucht es viel erfahrenere Leute im Hintergrund. Offensichtlich hat hier Gier wieder über den eigenen Stolz gesiegt, dies wäre aber eine furchtbar einfache Eklärung.

  • #5
  • Mi, 10. Februar 2010
  • ben_ schrieb:

@Immanuel: Klar sind das übernehmen einer ganze Seite durchaus ein anderes Kaliber. Aber.

Zwei Dinge sind doch bemerkenswert: Das Netz führt uns zu einer Re-Oralisierung der geschriebenen Sprache. Und damit auch die Leichtigkeit des gesprochenen Wortes. Damit einher geht die Tatsache, dass es nie zuvor ein auch nur annähernd so idealen Lebensraum für Text gab, wie das Netz. Dass beide zusammen fundamental das Wesen von Text – und das ist ja nichts andere als die Ideen der Nutzer davon – scheint mir zwingend.

  • #6
  • Mi, 10. Februar 2010
  • Immanuel schrieb:

Also meine Meinung dazu ist, dass Hegemann versucht sich mit Ausreden herauszureden die nicht passen. Natürlich gab es alles schoneinmal, und Inspirieren, lasse ich mich wohl wie jeder andere, der irgendwie in der Kunst tätig ist – und sei es nur Hobbymäßig – auch. Wenn jemand es für nötig befindet, Sachen Wort für Wort zu übernehmen, will ich das nicht verbieten, jedem seine Art zu schreiben. Aber dann sollte man es auch als Zitat kennzeichnen, da reicht nichteinmal der Name in der Danksagung. Zitat und woher es genau kommt – so wie man es in der Schule schön lernt. Dann ist das ist Ordnung.

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