The Prodidy – The Fat of the Land
Wir schreiben das Jahr 1995. Die Gruppe war musikalisch breit aufgestellt. Hip-Hop, Rock, Techno waren recht gleichmäßig zwischen uns allen verteilt und Breakbeat vereinte sofort gleich mindestens zwei Lager. Jemand brachte eines Tages Music for the Jilted Generation in die Rotation und ich war sofort Fan und musste das Album kaufen. The Prodigy klang für mich mehr nach Hip-Hop und weniger nach Rave. Gleichwohl hörten wir alle gewisse Elemente, die uns alle abholten. Wir spulen ein Jahr vor und die Gruppe ist während einer ausgefallenen Schulstunde bei … ich glaube, es war Andre. Vormittags lief dann auf MTV ein neues The Prodigy Video. Ein Lied, welches uns unbekannt war: Firestarter.
Es gibt so mediale Momente, die haben sich bei mir fest ins Gehirn gebrannt. Zum ersten Mal dieses Video zu sehen und zu hören, ist einer dieser Momente. „Was zur Hölle erleben wir hier gerade?“ Einzigartig wird heute meist sehr inflationär benutzt, aber hier stimmt es und wirklich alle waren in diesem Moment zu Fans geworden. The Prodigy haben besonders hier weiter Genre-Grenzen gesprengt. Mir fallen nur noch Bands wie Rage against the Machine oder Cypress Hill ein, bei denen Fans aus vielen verschiedenen Genre-Lagern sich vereinen. Anschließend lernte ich noch, dass Firestarter Auftakt für ein neues Album sein soll. Meine Vorfreude war kaum zu zügeln.
Als ich dann plötzlich die CD im Karstadt erbeutet hatte und fast schon zitternd in den Player legte, waren die Erwartungen surreal und wurden dennoch übertroffen. The Fat of the Land markiert zweifellos bis heute den Zenit der Band, auch weil hier kreativ mehr Köche am Rezeptieren waren und aus zwei Hintergrundtänzern, wurden Leitwölfe der Marke und liefern ein Gesamtwerk ab, das das Wort Album verdient, wie wenige andere Werke. Kein Lied ist hier Lückenfüller, alle Songs klingen variiert und verstecken ihre Einflüsse nicht. Als Hip-Hop-Fan feiere ich hier eine Orgie an Samples, Fusion in Definition.
Vor ein paar Monaten durfte ich damals noch die Dame an der Seite begleiten, zu einem Tanz-Abend, betitelt Schattentanz dessen spezialisiertes Genre Electronic Body Music genannt wird, wie ich gelernt habe. Und plötzlich läuft ein Song dieses Albums, sehr unerwartet und sehr zu meiner Freude. In dem Moment wurde ich wieder mal daran erinnert, The Fat of the Land anzuhören und dann nun auch mal einen Eintrag dazu hier festzuhalten. Zwei Gedanken noch zusätzlich: Mit dieser Musik verbinde ich noch zwei weitere intensive Erinnerungen. Wipeout 2048 und dem Anschauen von The Matrix im Kino, welches sich im Soundtrack auch bei diesem Album bedient hat, und es passt einfach perfekt zum Film.
Mein persönliches kleines Highlight des Albums bleibt Diesel Power. Nach so vielen Ultramagnetic MCs Samples dieser Band, nun also ein offizielles Feature und alles mit einer Stahl zerberstenden Bass-Line? Ja bitte! The Fat of the Land ist Perfektion und für mich Zeitkapsel für tolle Momente, der Vergangenheit, der Gegenwart und sicherlich auch der Zukunft.
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