Momentaufnahme
Stille aushalten
Vermutlich habe ich mich in den letzten paar Monaten etwas selbst verloren … weiter noch, ich glaube, in den letzten 15 Jahren eigentlich schon. Normalerweise habe ich mich immer etwas neu erfunden, wenn ich umgezogen bin oder den Job gewechselt habe. Das kam schon paarmal vor und ich werde auch älter, aber irgendwie muss ich mir grad paar Gedanken machen, welche Charakterschichten mal wieder runter müssen, um den eigentlichen Kern offen zu legen. Eine Sache, an der ich mich momentan abarbeite, fasst die folgende Textzeile ziemlich gut zusammen:
I don’t wanna be the girl that has to fill the silence The quiet scares me ‚cause it screams the truth #
Ich erinnere mich an eine Zeit, in der ich absolute Ruhe in der eigenen Wohnung genießen konnte. Da gab es auch einen Schlüsselmoment, als dies aufhörte. Es war, glaube ich, meine zweite eigene Wohnung. Da wohnte ich zu Ausbildungszeiten wieder, wie der Ostdeutsche es so gern formuliert, „in der Platte“, Sozialbau aus den 70er und 80er Jahren. In so einer Umgebung bin ich auch aufgewachsen. Die ersten 13 Jahre, da gab es damals schon so absurde menschliche Tragödien, die mehr neben einem vegetiert als gelebt haben.
Ich schweife ab: Als ich dann wieder gefühlt im Beton eingesperrt war, wohnten da einige schwer nach Hilfe verlangende Menschen. Ich hörte durch die Decken und Wände, viel zu viel Geschrei von vernachlässigten Kindern und überforderten Eltern. In dem Moment hörte ich auf, die Stille in den eigenen vier Wänden aufzuheben, um den Rest weniger wahrzunehmen.
Wenn ich heute hier Stille kreiere, schreit niemand mehr, maximal nur noch meine innere Stimme. Oft lauter als jemals zuvor. Stille ist noch schwer zu ertragen.
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