
Missy Elliott – Supa Dupa Fly
Diese Woche war arbeitstechnisch intensiver, weshalb es nicht wie geplant auch hier neue Inhalte zu veröffentlichen gab. Allerdings möchte ich die freitags letzter Woche gestartete Album-Serie etablieren. Diese Woche gehen wir zurück ins Jahr 1997. Der Titel Supa Dupa Fly. Die Künstlerin: Missy Elliott.
Ich bin kein Mensch, der bei Musik einem Künstler folgt, um ehrlich zu sein, außer vielleicht bei klassischer Musik. Bei Popmusik jedoch, schaue ich heute wie damals auf die Rückseite des Albums, wer diese Songs produziert. Musik-Produzenten sind seit den 70ern oft die wahren Namen und meist öfter wiedererkennbar als der eigentliche Name auf dem Cover. Spätestens seit Quincy Jones sind sie genauso wichtig für die Qualität eines Werks, wie der Interpret, manchmal sogar mehr.

Zum Ende der 90er war der Boom-Bap Sound Hip-Hops perfektioniert und die goldene Phase des Genres im leichten Abschwung. Hip-Hop stand kurz davor, massiv von Pop-Musik Ästhetik zu stehlen. Zwei große Namen tauchten plötzlich in den Credits einzelner Werke auf. Beide aus einer Gegend, welche bis dato weniger für Hip-Hop berühmt war. Innerhalb weniger Jahre sollte sich das nicht nur ändern, sondern in Virginia sollte der Grundstein für die nächsten Dekaden Popmusik gelegt werden.
Supa Dupa Fly habe ich damals im lokalen Karstadt im Regal gesehen. Ich weiß nicht, was genau es war, aber ich war interessiert. Ein Blick auf die Rückseite, einige bekannte Feature-Namen und ein unbekannter: Timbaland. Nie gehört. Damals konnte man noch im Kaufhaus das Album anhören. Was ich sogar öfter mal tat, denn das Budget für Musik war meist recht limitiert. Was folgte, war ein Rauschen der Vergangenheit, Präsens und Zukunft.

Supa Dupa Fly ist ein Meisterwerk und der Beginn einer kreativen Kooperation, die uns zwei weitere brillante Alben hervorbringen wird. Produzent Timbaland und Autorin, Sängerin & Rapperin Missy Elliott sind eine so seltene Kombination, die kreativ zu dieser Zeit alles neu interpretiert haben. Das Erstlingswerk mischt noch klassisch Rap, Soul, R&B, Pop, Blues.
Und dieser Sound! Jahre zuvor versuchte Hip-Hop so dreckig wie möglich zu klingen. Wer auch immer die verkrustetsten Drums von den zerkratztesten Platten sampeln konnte, war der König. Der Sound, den Timbaland und auch Neptunes dann aus Virginia in die Welt spülten, schaute in eine andere Richtung. Zurück in die 80er, zurück zu Synthetik, weniger Sample-lastig.
Ich habe zur Vorbereitung des Artikels alte Rezensionen des Albums gelesen. Ein Kritiker beschreibt seinen ersten Eindruck als slowed down break-beats. Ich höre fast täglich Timbaland-Musik und habe selten eine bessere Formulierung gefunden. Zwar ist das erste Album noch nicht so ausgetüfftelt wie die Folgenden, aber alle Zutaten sind hörbar. Solch komplexe Drum-Pattern war man aus Hip-Hop nicht gewohnt. Und es traurig, wie simpel dagegen heute Veröffentlichungen erscheinen. Warum nur?

Als jemand, der Timbalands Kreationen seit 97 akribisch verfolgt und der dennoch ab und zu neue Spuren in den Songs entdeckt, sind mir heute viele Inspirationen klar. Besonders Michael Jackson liebte es sehr, subtile Beatbox-Spuren in seinen Liedern zu platzieren, oft von genau jenen Mustern, wie der Supa Dupa Fly Sound es weniger subtil präsentiert.
Supa Dupa Fly ist heute wie damals ein Genuss und auch wenn erst das Folge-Album alles hier Angefangene perfektioniert, so bleibt dieses Werk ein Grundstein für Popmusik.
Von den Videos der Singles möchte ich gar nicht erst sprechen. Kunstwerke, bis heute und ja klar hat Google das Mail Logo von Sock it 2 me stibitzt.
Supa Dupa Fly eröffnete eine neue Phase für Hip-Hop, R&B und Pop-Sound, die noch heute futuristisch klingt und welche kurz darauf endlos viele Imitationen hervorbrachte. Wirklich keine einzige hat die Formel jemals geknackt.
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