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Mad Max: Fury Road
  • Di, 19. Mai 2015
  • 7 Kommentare

Mad Max: Fury Road

Danke George Miller. Es hat viel zu lange gedauert, aber offensichtlich braucht es diese Erfahrung und Sorgfalt, um Genrekino für mich aus seiner Lethargie zu reißen. Fury Road ist ein Erlebnis, dass ich so noch nicht im Kino erleben durfte.

Ich bin mir unsicher, wie viel Kommentar der Film verdient, denn so gut Fury Road auch ist, so erschreckend wenig Greifbares bekommt man, aber wieso auch nicht. Miller’s Endzeitspektakel rund um Max war zu keiner Sekunde anspruchsvolles Kunstkino, sondern immer eine kleine, alle Sinne flutende Geschichte, die auf den Punkt kam. Als Miller im dritten Film davon abwich, ging es den Bach runter.

Mit Fury Road bekommen Anhänger der Geschichte den zweiten Teil, kondensiert und mit dem dicken Budget, den Millers Stil heute so einzigartig macht. Es ist absurd, aber hier kommt ein alter Mann und mischt das komplette moderne Genrekino auf, eben weil er auf alles verzichtet, was Hollywood seinen jungen Wilden in den letzten Jahren indoktriniert hat. Fury Road ist so simples und perfekt gemachtes Genrekino, dass mir die Freudentränen kommen.

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Es gibt Helden, einen Bösewicht und ein Ziel. Nach 20 Minuten ist die Handlung des Films klar. Einfacher geht es nicht. Wer jedoch solche Action beherrscht, der braucht keine aufgesetzte Handlung. Die Welt die hier gezeichnet wird, spricht für sich. Es gibt das tolle Sprichwort Show don’t tell und statt aufgesetzter schlecht geschriebener Exposition, gibt es Bilder die für sich sprechen und direkt bleibende Eindrücke hinterlassen, die sich bei mir immer noch nicht vollständig beruhigt haben. Wenn es sowas wie eine pur visuelle Droge gibt, dann ist es bei mir dieser Film.

Viel wird über den betont feministischen Subtext des Films geschrieben. Ganz ehrlich? Wer bei diesem Spektakel sich genau diese Nische sucht, der hat für mich das Medium Film nicht verstanden. Zugegeben, Genrekino besonders aus dem Hause Disney respektive Marvel, prägt ein Rollenbild welches jetzt sagen wir mal weniger von Frauenfiguren dominiert wird. Nur ist Fury Road jetzt nicht so progressiv wie man glaubt. Ganz im Gegenteil, alles schon mal da gewesen, aber das Niveau und die Frauenrolle im Genrekino allgemein ist durch den ganzen Blockbuster Mist der letzten Jahre in Grund und Boden geschrieben und gespielt. Es ist ein Armutszeugnis des Mediums, dass plötzlich so ein simpler Film, zum Zugpferd der Frauenrollen gemacht wird. An der Stelle muss ich dann mal wieder auf einen älteren Artikel verweisen. Damit ist dieses Thema für mich erledigt.

Miller spielt einfach mit Vorurteilen des Franchise und des Genres. Furiosa ist Ellen Ripley nicht mehr und nicht weniger. Max und sie sind Hicks und Ripley aus Aliens. Miller versteht es auch perfekt jeglichen romantischen Unterton rauszuhalten. Dies ist ein Genrefilm, dessen Titel tragender Held in der ersten Stunde des Films fast nicht in Erscheinung tritt. Brilliant. Mehr noch, diese Fortsetzung fügt sich nahtlos an die früheren Filme an und verzichtet explizit auf Erklärung oder Exposition ala “was bisher geschah”.

Ein weiterer großartiger Aspekt des Films? Trickeffekte mit echten Gegenständen sind eben doch nicht mit Computer generierten zu ersetzen. Fury Road zeigt Stunts die einfach Wahnsinn sind, so wie der Rest des Films eben auch. Vielleicht erkennt jetzt auch der Rest der Industrie, dass der heilige Action-Gral nicht von einer GPU generiert werden kann, sondern eben doch von echten Menschen, die ihre Gesundheit riskieren.

Fury Road lässt mich wieder hoffen. Hier habe ich ein mediales Erlebnis bekommen, welches ich so noch nicht erlebt habe und was ich auch nur in diesem Medium finde. Vielleicht nicht in den letzten Jahren aber gestern im Kinosaal. Fury Road lässt mich auch hoffen, dass vielleicht andere Regisseure seiner Generation ihm folgen und noch einmal einen Klassiker abliefern. Bitte James Cameron. Beerdige Avatar und liefere noch einen Terminator auf dem Niveau eines Fury Road, wenn du die Rechte in ein paar Jahren wieder bekommst.

Mad Max: Fury Road ist ein perfektes Genrekino Erlebnis. Ich für meinen Fall muss hier noch ein weiteres mal ins Kino gehen. Was für ein Film. Beide Daumen nach oben.

  • Schlagwörter:
  • 10s,
  • Action,
  • Film des Tages,
  • Kino,
  • Sci-Fi.

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7 Kommentare

Für diesen Eintrag wurden die Kommentare geschlossen.

  • #1
  • Mi, 20. Mai 2015
  • ben_ schrieb:

Ich hab Gänsehaut! Ich mochte die Trailer ja schon sehr. Ich bin aber auch nicht mehr besonders anspruchsvoll. Aber diese Rezension von Dir … Gänsehaut!

  • #2
  • Mi, 20. Mai 2015
  • Christian schrieb:

Unbedingt auch im Kino schauen. Ich war sogar von der 3D Version recht beeindruckt. Ist einer solcher Filme, die man später bereut, nicht auf großer Leinwand genossen zu haben.

  • #3
  • Do, 21. Mai 2015
  • ben_ schrieb:

Samstag geht’s ins Kino. Erster Besuch seit der Berlinale. Freu mich wie Bolle!

  • #4
  • Do, 21. Mai 2015
  • Peter schrieb:

Ja, bei den Stunts bekommt man schon Schnappatmung. Und dabei – was für Bilder.

  • #5
  • So, 24. Mai 2015
  • ben_ schrieb:

Volle Zustimmung. Was für ein Film. Ich hatte ja viel erwartet. Hab aber nochmal deutlich mehr bekommen. Wie man einen ganzen Film nur mit Sonne, Sand, PS, Gemetzel und Blut voll machen kann, ohne dass es eine Minute langweilig ist – das ist schon bemerkenswert. Das muss man bei allem Actionspektakel auch sagen: Das geht vor allem, weil der Film so liebevoll und mit einer so überbordenden Menge an Details inszeniert wurde. Seid ihr meine Zeugen?

  • #6
  • Mo, 11. Dezember 2017
  • Mad Max – Fury Road – anmut und demut schrieb:

[…] von Chris Mückes furioser Rezension hab ich mich gleich Freitagabend ins Kino geworfen. Mit viel Vorfreude und hohen Erwartungen. Die […]

  • #7
  • Mi, 07. Februar 2018
  • The Bad Batch - coldheat.de schrieb:

[…] „endlich gibt es die weibliche Perspektive der Mad Max Formel“. Und ich dachte mit Fury Road war dieser Bereich schon gut besetzt? Offenbar nicht für die Autorin und Regisseurin von The Bad […]

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