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Film des Tages – La Religieuse

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La Religieuse ist wohl die wahre Geschichte einer zwangsvernonnten Nonne aus der Mitte des 18ten Jahrhunderts. Ich für meinen Teil halte es ja schon für unmöglich, mich in die Gedankenwelt von Menschen zu versetzen, die vor 50 Jahren gelebt haben. Ach was! Ich kann mich ja nicht mal in meine eigene Gedankenwelt von vor 20 Jahren hineinversetzen, geschweige denn wildfremde französische Frauen von vor 200 Jahren. Dem gegenüber steht ein anderer Pol, der da sagt „Alle Menschlichen Erfahrungen sind sich seit jeher ähnlich. Die Grundoperationen unseres Innern haben sich nie verändert, sind seit den ersten Tagen der Menschheit identisch.“, ja im Grunde ist dies die Grundoperation jeder Form von Erzählung: Was sagt mir die Geschichte dieses Menschen über mich, über uns? Pars pro toto.

Bei La Religieuse ist die Antwort auf diese Frage zunächst noch recht einfach: Zuersteinmal sagt uns der Film, dass das Leben in christlichen Anstalten, die sich ausschließlich dem Glauben widmen kein Zuckerschlecken war. Oder um der Warhheit die Ehre zu geben: Selbst nach damaligen Maßstäben eine grausame Willkürherrschaft der Verwirrten über die Verirrten. Wen wunderts?

Nimmt man die Regel der Mutter Oberin zu Maßstab, dass wer weint nahe bei Gott sei, so ist unsere Protagonistin mit Sicherheit näher bei Gott als jede andere in dieser Geschichte und vermutlich auch als die meisten Protagonistinnen der Filmgeschichte. Und obschon ihr steter schiefer Hundeblick bis zum Schluss nur wenig seiner Kraft einbüßt, stellen sich dem Zuschauer des 21 Jahrhunderts doch ein paar zuviele unbeantwortete Fragen (Warum läuft Suzanne nicht einfach weg? Wie schwer kann das schon sein, aus einem Kloster zuentkommen? Oder verfolgt einen dann die Inquisition? Und überhaupt, was ist das für eine Moral? Wer ein paar Jahre die ungerechte Klosterhölle überlebt, wird dann zum Happy End Gräfin oder Baronin, weil das ja die Gutmenschen waren im absolutistischen Frankreich, oder wie?), die der Film nicht beantworten will, als dass das Mitgefühl bis zuende hält. Die fast schon montypythonesquen Szenen der zweiten Hälfte des Filmes (Stichwort „Vom Regen in die Traufe“) machen das nicht besser.

Alles in allem kann man erkennen, wo der Film eigentlich hin wollte, und das ist ja grundsätzlich eine gute Richtung. Die Kirche ebenso wie eine unfreiheitliche Gesellschaftsstrukturen kann man gar nicht genug anprangern. Es ist sogar ganz gut gespielt und photographiert. Aber „inspiriert“ ist anders und irgendwo hat das Drehbuch den Bogen überspannt und mich verloren. Aber gerade deshalb, weil er nicht zu begeistern vermochte, öffnet der Film den Blick für die verkopftere Dimension und läßt mich mit ein paar interessanteren Fragen zurück: Wie weit kann man heute noch die Gedankenwelt einer jungen Frau von vor 250 Jahren verstehen? Und was finden wir, wenn wir es versuchen?

Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Ben_.

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  • Drama,
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