Niveau runter, Klicks rauf
Die Onlineausgabe der Zeit hat am Wochenende mit einem Artikel überrascht. Die Überschrift im RSS-Reader, war eine völlig andere, als die eigentliche Überschrift der Seite. Was sich erst wie ein Fehler laß, entpuppte sich als sehr kleverer Schachzug, perfekt zum Thema inszeniert. Es geht also um die Frage, wie weit darf die Finanzierung eines Mediums die Inhalte bestimmen, oder so zumindest meine Essenz des Artikels.
Bemängelt wird, dass auch ehemals seriöse Massenmedien, ihren journalistischen Ethos opfern, um mehr Klicks zu bekommen und vor der Konkurrenz, die so wertvolle Werbung schalten zu können. Einen ziemlich verzweifelten Kampf um jeden Klick, scheint auch zoomer.de zu führen, dass per Javaskript Anker-Links zum kompletten Neuladen der Seite erzwingen lässt. Sicherlich nur die Spitze des Eisberges, wenn es um negative Klick-Optimierung geht, aber hier soll es um die inhaltliche Klickoptimierung gehen.
Zum einen verstehe ich als das Thema einigermaßen, welchen Wert Werbung und Mausklicks momentan besitzen. Auf der anderen Seite ist ein reiner Fokus auf Klicks viel zu kurzsichtig. Das bisherige Klick-System ist – da wollen wir niemanden etwas vor machen – eine große Illusion, die auch irgendwann transparent wird. Klicks sind das bisher einzige Mittel um Werbenden den eigenen Wert und somit eine Platzierung von Anzeigen attraktiv zu machen.
Zugegeben ein Artikel mit einer Bikini-tragenden Schönheit wird relativ klar mehr Klicks finden, als ein ellenlanger Text zur Politik. Einzig die Macher dafür zu verantworten ist jedoch viel zu einfach. Ich für meinen Fall sehe eher das Problem auf Seiten der Werbenden, denn ob ich mein Produkt neben einem Artikel über Paris Hilton, oder Angela Merken plaziert sehen möchte, verändert schon die zu bewerbende Marke.
Geht das Niveau bei Klick-Raten runter und bei werbefreien Seiten hoch? Zumindestens der umgekehrte Trend ist nicht erkennbar. Sicherlich bestände eine heile Welt aus völlig werbefreie seriösen Onlineauftritten, dann aber auch mit Autoren, die für die Freude an der Arbeit ihre Stunden runterreissen ohne dafür bezahlt werden zu wollen.
Die Werbung ist hier zur Handlung aufgerufen, endlich mal tiefer in die Forschung von Online-Werbung zu finanzieren, um dann eventuell zu sehen, dass 10.000 Leser der Gruppe A, viel wertvoller sein können als 100.000.000 Leser der Gruppe B. Wenn wir im Stande sind so detailiert zu analysieren, dann brauchen wir auch keine substanzlosen Klatsch-Artikel zum Schönheitsgeheimnis irgendeines C-Promis mehr fürchten.
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