„Isn’t that gorgeous?“ Nö.
Bilder von der NYTimes App für das iPad kennen sicher viele. Sollen wir mal wieder mehr Realität in die sich übergebenden Superlativen der Präsentation bringen? Worin bestehe die zwei einzigen echten Unterschiede zwischen dieser gezeigten Applikation und der normalen Website? Fixes Format und fehlende Werbung. Ließe man die Werbung auf nytimes.com weg und läge sich auf ein fixes Format fest, würde die Website ein in meinem Fall 24-Zoll-Farb-Display sein. Viel Glück dabei, mir ein dagegen iPad als „beste Browsererfahrung“ verkaufen zu wollen.
„Still there is something new that might be worth paying for: a much stronger focus on design via a 9.7 inch colour display.“ #
Ich weiß, dass ich nicht Zielgruppe für dieses Produkt bin, aber es wäre dann doch etwas realistischer die Fakten präzise zu benennen. Ein 9.7 Zoll XGA Display ist ein Rückschritt für Screendesign und auch wenn es eine separate Applikation ist, ein „much stronger focus on design“ ist purer Hohn, besonders wenn man einen besseren Effekt schon jetzt erzielen könnte, würde man auf den ganzen Wasserkopf verzichten, den Webdesign mit sich rum schleppt (Browserversionen, Displaygrößen, Schriften, Flash, Werbung). Ohne diesen Kram erzielt man natürlich bessere Ergebnis, vielleicht nicht die NYTimes, aber viele Blogs die sich so eine Strategie leisten können.
Keine Frage ich bin überzeugt davon, dass man die Masse der Nutzer vom iPad überzeugen können wird, aber man erfindet das Rad nicht neu, was Informationdesign auf einem Display betrifft. Größe spielt für die Gestaltung von Informationen eine Rolle und ein Display wie dieses ist gemessen an der Dichte an Informationen ein Rückschritt. Ja es gibt Umwege, um aus so einem Display mehr rauszuholen, aber Design ist auch Detail und wenn ich zoomen muss um Details zu finden, dann ist die klassische Website auf einem großen Display am Schreibtisch die klar bessere Alternative.
Ein weiteres Detail ist auch die Dichte der Bildpunkte. Ein Tablet-Display besitzt einen ähnlichen Abstand zum Auge wie ein gedrucktes Produkt, gleichzeitig aber eine viel geringere Bildpunktdichte. Auch ein iPad ist noch ganz weit von 300 dpi entfernt, was dazu führen wird, dass viele Nutzer größere Schriften für langes Lesen benutzen werden und so schrumpft die effektive Größe des Displays noch weiter.
Grundsätzlich begrüße ich ein Produkt wie dieses neue Apple Spielzeug. Ich sehe seinen Sinn und auch ein tolles Geschäfftsmodell für viele Beteiligten, aber ich sehe ganz klar nicht die Premium-Version zum Konsumieren von digitalen Informationen. Dies ist nicht die Lösung des frustrierten Print-Layouters, der sich schwer tut HTML und CSS zu lernen. Dies ist nicht die Plattform für einen stärkeren Fokus auf Gestaltung. Der heilige Gral1 für ausladendes Screendesign findet sich nicht auf dem Display eines iPad. Einfach mal die Superlativen wieder zurück in die Schublade stecken und abwarten, fände ich sehr angebracht.
Meine persönliche Killerapplikation für dieses Gerät dürften Comics grafische Novellen sein. Hoffentlich finden sich da Anbieter für, denn für dieses Medium ist das Gerät ideal. ↩
5 Kommentare
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global $hemingway ?>Schöner kämpferischer Text, dessen Grundmeinung ich latürnich teile, aaaber.
Der Eintrag baut einzig auf dieses Zitat, was mir übel aufstößt. Mit einer Tageszeitung assoziiert man nicht einen Hochglanz-Bilderkatalog. Tageszeitung und „stronger focus on design“ ist ein sehr nettes Oxymoron. Niemand erwartet von einer Tageszeitung, egal in welchem Format aufwendige Illustrationen und Co. Dieser Artikel dreht sich auch mehr um Nischenmagazine wie zum Beispiel auch deine Geo. Die Wertigkeit des gedruckten Magazins wird man noch ganz lange auf keinen Screen transportieren können und schon garnicht auf den des iPad.
Der zweite Punkt ist, dass wenn man sich endlich ransetzt um mehr aus seinen Inhalten rauszuholen, dann hätte man dies auch schon lange vorher machen können. Das iPad symbolisiert hier nur den potentiell rettenden finanziellen Anker, mit der Hoffnung hier endlich sowas wie ein digitales Abo-System integrieren zu können. Nicht mehr und nicht weniger. Mit Werbung zerklüftete iPad-Apps werden genauso furchtbar sein, wie mit Werbung zerklüftete Websites, egal wie „strong“ der Fokus auf Design sein mag.
Dem kann ich latürnich uneingeschränkt zustimmen.
Lustig überigens deine „Auto-Liste-Erkennen“-Filter …
Muss ich mal genauer testen. Markdown Extra ist wohl teilweise auch für Kommentare aktiviert und dementsprechend passt es das HTML an. Wenn man es kennt ein Traum, sonst nervig.
Das Jammern über die „Begleitumstände“ im Webdesign ist langweilig.