
Besser geht’s nicht
Nachdem im ersten Teil eine Stilorgie glorifiziert wurde, brauche ich für den zweiten Teil etwas mehr Substanz. Diese Seite zeichnet nicht gerade das angenehmste Bild des Autors. Die wenigen Texte die sich mal nicht mit MMORPG-Formeln beschäftigen, handeln von blutigen indizierten Filmstreifen und so Zeugs. Welch krankes Hirn sieht sich so was freiwillig zur Unterhaltung an?! Also werde ich diesmal keinen Splatter-Streifen textlich umwerben, sondern etwas völlig anderes.
Meinen Filmgeschmack würde ich als ziemlich breit angelegt bezeichnen. Vom typischen Nerd-Streifen, über Mainstream-Erfolge, bis hin zu alten Schinken und historischen Pflichtstreifen, weiß ich alles irgendwie zu schätzen. Die DVD Sammlung wird dennoch beherrscht von B-Movie Klassikern, SFX-Orgien und halt den kleinen Juwelen, wie sie dieser Eintrag behandelt.
Jeder kennt diese Situation. Man zapped im TV umher, sieht plötzlich etwas Interessantes, gibt diesem eine Chance, weil sowieso nichts anderes läuft und sieht plötzlich einen der besten Filme überhaupt. Beim Zappen zwischen den Auswüchsen deutscher TV-Kultur, sprang vor ein paar Jahren mal Besser geht’s nicht. auf den TV-Schirm. Zwei Stunden später hatte ich einen neuen Film, auf meiner Liste, der besten Filme aller Zeiten.
Ein Genre zu definieren ist schwer. Im weitesten Sinne ist dieser Film eine Romantik-Komödie, oder wie es mittlerweile so neudeutsch heisst: RomCom. Nun gut, diesem Film diese Bezeichnung zu geben, grenzt an Majestäts-Beleidigung, finden wir hier doch eine erwachsene Version dieses Genres, welches sonst primär eine weibliche Zielgruppe zwischen 14 und 40 bedienen soll.
Was sich nun so lahm anhört wurde mitgeschrieben, produziert und Regie geführt von James L. Brooks. Ich bin mir sicher, dass die Mehrheit meiner Leser diesen Namen schon mal gelesen hat. Nur wo? Am frühestens sicher auf dem TV-Schirm, Anfang der 90er, in einer Vorabendserie des ZDF: die Simpsons. Brooks ist und war einer der führenden Köpfe bei den Simpsons. Das wundervolle an Brooks ist ein erkennbarer Stil, egal was man von dem Kerl schaut, es hat etwas von den Simpsons.
besser geht es wirklich nicht
Man stelle sich vor, Moe Szyslak bekäme einen eigenen Kinofilm, er würde gespielt werden von Jack Nicholson. Heraus käme genau so etwas wie Besser geht’s nicht. Dieser Film ist so ziemlich wie eine Real-Life-Film-Version der Simpsons aussehen könnte, stilistisch gesehen.
„I don’t care what you did for me. I don’t think I want to know you anymore — all you do is make me feel badly about myself.“
Dies ist kein einfacher Film, er besitzt einen gewissen Anspruch. Der Humor kommt hier nie direkt ins Gesicht des Zuschauers gesprungen. So gibt es auch viele rasisstischer Anspielungen, aber halt alles stilistisch sinnvoll verpackt. Auch die Bemerkung des Hauptcharakters zu den jüdischen Gästen des Restaurants, die seinen Platz besetzen, kommen nicht um diese explizit herauszuheben, sondern einzig und allein um den Charakter Melvin aufzubauen. Es gelingt perfekt.
Dies ist eine der Stärken des Films, selten schafft man es, einen so komplizierten Charakter so schnell und effizient vor den Augen der Zuschauer zu zeichnen. Melvin ist ein Arschloch, dass im Laufe des Films das Herz des Zuschauers und seiner Angebeteten Carol erobern soll. Das ist der simple Kern der Handlung. Alles schonmal endlos oft erzählt worden, nur halt nicht in dieser Form, mit diesen Charakteren und mit dieser darstellerischen Brillanz.
„That’s not true. Some of us have great stories… pretty stories that take place at lakes with boats and friends and noodle salad. Just not anybody in this car. But lots of people — that’s their story — good times and noodle salad… and that’s what makes it hard. Not that you had it bad but being that pissed that so many had it good.“
Besser geht’s nicht ist reiner Darsteller-Film. Ohne die zurecht Oskarprämierte Leistung beider Hauptdarsteller, würde dieser Film nicht funktionieren. Das Skript ist sehr gut, aber es trägt sich nicht von allein. Es gibt keine aufwendigen Kulissen, keine Action und keine CGI-Effekte, hinter denen sich Löcher im Skript oder Tiefen in der Darstellung verstecken könnten. Was auch dazu führt, dass man die Darsteller mögen muss, oder der Film funktioniert nicht. Eigentlich gilt es nur Helen Hunt als Carol ins Herz zu schließen, denn Nicholson’s Melvin darf man ruhig ablehnen, der Charakter verlangt dies sogar. Die Szenen im Restaurant sind die Glanzstücke des Films. Die Charaktere werden in diesen wenigen und kurzen Szenen besser definiert als irgendwo anders im Film.
Ich komme jedoch nicht umher zu schreiben, dass dies im Kern eine Liebesschnulze bleibt. Es bleibt jedoch auch ein Film mit erstklassigen Darstellungen grandioser Charaktere, messerscharfen Dialogen und wundervollen Szenen. Der Film wechselt seine Temperatur, von Warm nach Kalt und wieder zurück, im Minutentakt. Melvin bringt in der einen Sekunde wunderschöne Zeilen auf die Leinwand, um Sekunden später wieder extrem Verletzendes von sich zu geben. Genau diese Wechsel machen den Film aus. Bis zum Ende hält der Zweifel, in welche Schublade dieser Charakter gepackt werden soll. Es ist ein Film mit Herz, für’s Herz. Es gibt eine Art Happy-End und alle Charaktere sind am Ende ihrer Reise halbwegs dort angekommen, wo der Zuschauer sie sich gewünscht hat.
Erfolg
„I don’t know whether you’re being cute or crazy now.“
Dieser Film wurde überschüttet mit Preisen und Auszeichnungen dennoch blieb ein großer kommerzieller Erfolg aus. Wer einmal den Film und dann zum Vergleich die Trailer gesehen hat, den wird dies nicht verwundern. Die Trailer zeichnen ein Bild, was wenig mit dem eigentlich Film zu tun hat.
Ach so
Lisa Simpson hat in diesem Film eine Nebenrolle, oder besser gesagt die englische Synchronstimme von Lisa. Jackie die Assistentin von Simon, wird gespielt von Yeardley Smith, ein Name der in jedem Abspann der Simpsons erscheint. Ebenfalls dabei ist Doktor Egon Spengler (Harold Ramis), seines Zeichens Ghostbuster. Hier hat er einen Gastauftritt als fähiger Doktor, der sich dem kranken Sohn Carol’s annimmt. Egon hat seit damals einige Kilos zugelegt.
Wer mit diesem Film etwas anfangen kann, dem sei noch Broadcast News empfohlen, ebenfalls von Brooks, ebenfalls stilistisch deutlich so erkennbar und ebenfalls sehr unterhaltsam. Ich verspreche der nächste Eintrag wird einen etwas typischeren Film behandeln, aber der Sinn dieser kleinen Serie ist es, auch untypisches Material vorzustellen. Qualität bindet sich nun mal nicht an ein Genre. Besser geht’s nicht
2 Kommentare
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global $hemingway ?>Bonusinfo:Die Leserschaft wartet auf weitere Geek-Cinema-Reviews.
[…] soll ich zu Besser geht’s nicht noch schreiben? Ich glaub das gute Dutzend mal Anschauen, ist schon drin. Es ist einer der ganz wenigen Filme, […]