Geek-Cinema: Alien Review
Es war nur eine Frage der Zeit: Film-Reviews auf cold-heat.de. Die Zeichen dafür waren schon immer zu finden. Quicklinks zu AICN, ein oft angepriesener Blog mit Reviews zu alten Filmstreifen, endlos lange Texte zu bösen Filmwerken und hier und da ein Zitat aus… eben einem Filmklassiker.
Um das Sommerloch endgültig zu füllen, führe ich hiermit eine neue Kategorie ein: Geek-Cinema. Ich bin weit davon entfernt Film-Kritiken zu formulieren, die als solche bezeichnet werden könnten, aber dies ist ein Blog richtig? Also kann ich hier alles schreiben.
Ein paar Anmerkungen noch zur Kategorie allgemein. Zwar werden sich hier viele klassische Geek-Filme wieder finden, aber ich verspreche auch Filme vorzustellen, mit denen sicher kein Leser rechnen wird und nein es ist kein Pr0n! Wieso Geek-Cinema? Um dem Ganzen die Last einer höchst objektiven und schwermütigen Film-Kritik zu nehmen. Zweitens wird der Schwerpunkt der Artikel auf der Optik der Streifen liegen. Ich kann mir jeden Dreck anschauen, wenn er nur wunderschön inszeniert wurde, zum Glück kommt dies sehr sehr selten vor.
„Wieso nun diese neuen Lückenfüller? Wo bleiben meine World of Warcraft /rant Texte die ich hier erwarte?“
Diese neue Kategorie soll nicht dazu dienen, Werbung für meine Lieblingsfilme zu machen… naja vielleicht doch, aber sie soll mehr der Vorstellung und Erklärung filmischer Glanzstücke dienen. Marc’s Texte über diverse TV-Cartoon-Serien der 90er fand ich höchst unterhaltsam zu lesen, also leihe ich mir hier seine Idee und ersetzte TV-Cartoon-Serien mit Filmen. Es wird auch den ein oder anderen hochgelobten Klassiker geben, der nicht des Lobes wegen Erwähnung finden wird. So, genug der Einleitung. Um das Ganze richtig zu starten, muss natürlich ein ordentlicher Aufmacher für diese Kategorie her. Meine Wahl viel auf Alien.
Alien
Meine Geschichte zu diesem Film ist etwas wirr. Leider war ich nicht alt genug, diesen Klassiker zum Kino-Release sehen zu können. Als Alien ins Kino kam, war meine Person noch nicht einmal eine Ansammlung von Stammzellen. Als die erste Ausstrahlung im deutschen TV lief, gab es jene TV-Sender nicht, im damals medienisolierten Teil Deutschlands. Jahre später, irgendwann kurz nach dem Fall der Mauer, tauchte dieser Film im Nachtprogramm des ZDFs auf. Die ersten Bilder erreichten meine damals noch viel zu junge Netzhaut und hinterließen ihre Spuren. Damals war dieser Stoff noch einen Tick zu intensiv, so dass ich noch vor der Chestburster-Szene den TV abschaltete, um ins Land der (Alb)-Träume zu flüchten. Als ich Tage später durch die Regale der örtlichen Video-Händler wanderte, sprang auch das Alien-Video ins Auge. Nach dem intensiven Lesen des Verpackungstextes und dem Anschauen der Bilder, zeichnete meine Fantasie die schlimmsten Bilder. Was für ein grausames Video-Werk dieser Film wohl sein mag. Furchtbar, sowas werde ich mir niemals anschauen.
Wieder ein paar Jahre später sah ich Giger’s Arbeiten und es kam zum Déjà vu. Irgendwo hatte ich solch extrem anderen Bilder schon mal gesehen. Richtig, das kleine Bild auf der Rückseite des Alien-Videos. Zufälligerweise kam Alien kurze Zeit später wieder im TV, wieder im Nachtprogramm des ZDF, nun war es an der Zeit sich dem Grauen zu stellen. Heute liegen bei mir sämtliche Making-Of Artikel, sämtliche Giger-Bücher und was es sonst so gibt, herum. Dieser Film ist auch 20 Jahre nach seiner Veröffentlichung ein Meilenstein der Filmgeschichte.
in space no one can hear you scream
Ja dies ist der mit Abstand beste Teil dieser Saga und ich denke es wird auch nichts mehr kommen, was diesen Film stilistisch toppen kann. Dies ist ein klassischer B-Movie, der einfach nur die richtigen Zutaten, der Klasse-A (Ridley Scott, Giger, Jerry Goldsmith) bekommen hat. Selbst heute noch gibt es nicht ein filmisches Werk, welches dieses Bild überbieten kann:
Zur Handlung des Films muss ich sicher nichts mehr erzählen. Was diesen Film immer noch funktionieren lässt sind Giger’s Designs und die Schönheit der Bilder, die Scott inszeniert hat, all dies in Kombination mit der Musik von Goldsmith, hebt diesen Film an die Spitze des Genres. Bis heute gibt es kein schrecklich-schöneres Creature-Design, wie Giger es entworfen hat und bis heute kopieren hunderte von Möchtegern-Gigern seine Entwürfe, für Film, Fernsehen und Videogames, ohne dabei auch nur annährend die Qualität des Originals zu erreichen.
Alien besitzt keine Längen, zu keiner Zeit bricht die Handlung ein, da man ganz bewusst sehr sehr langsam beginnt. Auch das fehlt heutigen Filmen, da wir dank MTV und News-Netzwerken an 10 Sekunden Filmschnippsel sensibilisiert sind, die uns die Weltgeschichte kompakt illustrieren wollen. Alien dagegen schrammt professionell an der Grenze zum Stillstand entlang und bietet uns fast minutenlange Stille, zum Betrachten der wunderschönen Optik des Films. Dieser Film pflanzt jede Saat, die in jedem der bisherigen drei Sequels geerntet wird, sowohl inhaltlich, als auch stilistisch.
„A perfect organism, a survivor.“
Der perfekte Film? Leider nicht ganz. Baut man hier über 110 Minuten ein verhülltes und somit funktionierendes Bild der Kreatur auf, so zerstört der Film dieses im Finale und präsentiert uns das klassische Man in Suit Monster, welches abrupt seine Wirkung verliert. Das Finale ist definitiv der Tiefpunkt des Films.
Genre-Kino
Die Bilder in diesem Eintrag spiegeln meinen Geschmack des Films wieder. Dieser Film ist von der ersten bis zur letzten Sekunde eine wunderbare Illustration von Hoffnungslosigkeit. Selbst die dunkelsten und pessimistischsten Filmwerke offenbaren an irgendeiner Stelle einen Moment der Hoffnung, nicht so in diesem Film, auch dies macht Alien zum einem Film der alten Schule, heutige Produktionen diktieren schon aus demografischen Gründen, heitere Momente in die Geschichte zu integrieren.
Ein heutiges Alien würde nie mehr den Klassiker-Status erreichen, wie es damals möglich war. Dieser Film wird für mich immer grandios sein, weil er zeigt, wie man meisterhaft um ein Limit herum arbeiten kann. Kein Sequel erreicht den Purismus und die Essenz dieser Serie, wie das Original. Dieser Film wird auch mit den Jahren immer besser, weil er eben kein reines Effekt-Kino ist, wie z.B. der zweite Teil es ist, sondern ein visuell perfekt inszeniertes und dunkles Märchen.
„You admire it?“
„I admire its purity“
Das Genre des Films ist auch sein einziger Makel. Nicht jeder Geschmack wird hier abgedeckt, es ist und bleibt ein Genre-Film, der auch mehr als 10 Jahre später, für mich absolut nichts von seiner Faszination und Qualität eingebüßt hat und der den Wunsch offen lässt, einmal auf einer riesigen Kinoleinwand betrachtet zu werden.
Ach so?!
Ein paar überflüssige aber nette Informationen zur Entstehung des Films. Der ursprüngliche Titel lautete Star Beast, mehr B-Movie Flair geht nicht. Der Film verdankt seine Entstehung einem anderen nicht unbekanntem Sci-Fi Movie. Nachdem Star Wars so erfolgreich war, wollte Fox so schnell wie möglich mehr Sci-Fi Filme produzieren. Das Alien Skript war eines der ersten und einzigen, welches daraufhin auf dem Tisch lag. Nur auf Grund der Chestburster-Szene nahm sich die Produktionsfirma dem Projekt an und schrieb das Skript erheblich um. Als Scott die Regie übernahm, konnte er mit seinen selbst erstellten Storyboards, das Budget des Films verdoppeln. Stark beeindruckt von TCM, wollte Scott hier etwas sehr ähnliches auf die Beine stellen. Alien sollte ein TCM mit dem Look von 2001 werden. Besser kann man es fast nicht beschreiben. Die PR-Kampagne zum Film, gilt als eine der besten und erfolgreichsten der Filmgeschichte: Teaser, Trailer und Poster besitzen bis heute Topqualität.
Alle Bilder des Artikels sowie Alien Copyright © Twentieth Century Fox Film Corporation. All rights reserved.
3 Kommentare
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global $hemingway ?>Wenn ich an diesen Film denke, läuft mir immer wieder ein angenehm kalter Schauer über den Rücken runter. Schade, dass man einen Film nur einmal das erste Mal sehen kann 🙂
Ein Klassiker, der am meisten Spaß macht, wenn das Zimmer dunkel, die Gäste leise und Teil 2-4 auch da sind 😉
seufzEin perfekter Film in einem perfekten Blogeintrag. Wiedereinmal spielt dein neue Layout alle seine Stärken aus. Ein wunderbarer Artikel.
Da traue ich mich gar nicht richtig zu erwähnen, dass ich vor Jahren ein Projekt mit einem Freund hatte, „Alien“ im Stile der alten Stummfilme musikalisch zu begleiten, nur mit Drum’n’Bass und Beeps und Klonks. Das wollte ich immer noch mal digitalisieren…
@Stulle: Teil 4? Ich kenne keinen Teil 4. Alien ist eine Trilogie. Ende.