Subjektive Responsivität
Es folgt mein nüchterner Eindruck zum Thema: „Oh Shit, ich hab Media Queries entdeckt!“
Responsives Web Design, ist Design, ist Produkt, das es zu verkaufen gilt, ist am Ende nur Oberfläche. Kein mauer Inhalt, wird besser, nur weil er plötzlich angenehm auf dem Telefon zu lesen ist. Warum wir heute so viel drüber lesen, hören und sehen müssen, wird schnell klar, wenn man die Autoren anschaut. In der Regel wird hier nur Werbung für die eigene Dienstleistung gemacht, aber das ist nichts Neues.
Richtig ist, dass langsam aber sicher unser altes Maß für das Handwerk fällt. Der Pixel ist tot. Lang lebe der neue Pixel. Diese neue Herausforderung, finde ich toll, denn es erschafft eine neue zusätzliche Ebene, welche die Guten von den Schlechten trennen kann. Ob das eintreffen wird, bleibt abzuwarten. Was ist das Ziel? Web Design ist das Aufbereiten von Inhalten für den Konsum. Nun findet der Konsum, eben nicht mehr nur auf wenigen Formaten, mit einem Interface statt. Es ergeben sich neue zusätzliche Vorraussetzungen, die sich in den meisten Fällen nur zu 80% mit den bekannten populären Werkzeugen, lösen lassen. Die entscheidenden 20% jedoch, sind aktuell noch in keinem Framework und in keinem Tutorial festgehalten. Gut so.
Zwei Dinge werden in keinem der bisherigen Texte erwähnt. Noch immer fehlt für meinen Geschmack ein wirklich detailiertes Vorzeigebeispiel. Der Grad an Details sinkt erschreckend, wenn man seine Inhalte für einer Armee von Displays funktionieren lassen möchte. Gut ist, dass die Mär von Cross-Browser Pixelperfektion endlich stirbt. Gut ist, dass Responsiv der noch kleinere gemeinsamer Nenner ist. Schlecht ist: Variation bei Gestaltung sinkt noch schneller, als zur Hochzeit des Minimalismus. Klar wird niemand mehr Details entwickeln, die nur für einen Bruchteil potentieller Nutzer funktioniert. Sowas ist nur kurzsichtiger Fortschritt.
Am Ende entscheidet Gott sei Dank noch der Inhalt selbst. Seien wir ehrlich, wenn der Inhalt gut ist, besiegt er selbst das übelste Design. Zwar ist es Folter auf dem Smartphone zum Beispiel in Foren zu lesen, aber ich tue es trotzdem, weil es keine Alternative gibt. Die Grundregel vom Inhalt als oberste Priotität, hebeln auch Media Queries zum Glück nicht aus. Verteufeln werde ich dennoch kein responsives Web Design, ganz im Gegenteil.
Ich stecke Knie tief im Thema, aber alles bisher nur reine Theorie. Ich entwickle mein Raster zwar schon weiter und passe es an die neuen Gegenbenheiten an, möchte aber warten, bis auch Desktops Displays mit DPI Werten jenseits der 300 bekommen. Eine Erkenntnis aber bisher? Das einzig wahre cross-Browser, cross-Device, cross-UI Maß? Der Buchstabe. Es ist ziemlich absurd einfach, wie sehr Lesbarkeit den semi-komplizierten Rest diktiert. Die Frage ist, wie man den perfekten Wert für alle möglichen Geräte individuell ermittelt. Dafür existiert noch keine Lösung.
Responsives Web Design steckt noch in den Babyschuhen. Die Zahl der noch nicht, oder nur halbherzig gelösten Probleme, deklassiert die Anzahl der genommenen Hürden. Für mich ist es spannender, die noch stehen Hürden zu nehmen. Bei einer völlig neuen Entwicklung sind Media Queries aktuell nicht mehr zu ignorieren. Ein bestehendes Konstrukt aber auf Biegen und Brechen um Media Queries zu ergänzen, halte ich noch immer für eine fragwürdige Praxis und erinnert mich an Homers geniale Erfindung der Makeup Flinte.
4 Kommentare
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global $hemingway ?>[…] anderes Beispiel. Chris Mücke vertritt die Position des konservativen Gestalters, der zunächst mal komplett in Frage stellt, dass responsives Design überhaupt schon […]
sehr schön zusammengeschrieben. danke dafür 🙂
Schöner Artikel. Genau so sehe ich es auch. Bester Satz: „Schlecht ist: Variation bei Gestaltung sinkt noch schneller, als zur Hochzeit des Minimalismus.“ … Auf den Punkt gebracht. WORD!
[…] Mitteln, ein sehr mächtiges Werkzeug in die Hand bekommt. Style Tiles lösen nicht alle Probleme, aber sie lassen klar weniger überhaupt […]