James Bond – No Time to Die
Am Mittwoch war ich im Kino. Es lief Tomb Raider von 2001, kein toller Film aber einer der unbekannten Nebendarsteller damals, erinnert mich daran einen bis heute vorgehaltenen Artikel zum letzten James Bond Film zu veröffentlichen. Der folgende Text ist schon eine Weile alt, enthält Spoiler und ein paar Sätze, welche mir damals die Veröffentlichung blockiert haben. Viel Vergnügen:
Was, wer und wie ist James Bond im Jahr 2021? Wie beendet man die längste Epoche des Franchise? Wie setzt man das Puzzle aneinander, ohne das die Teile zusammen passen?
Entgegen meiner üblichen Tradition, muss ich für den folgenden Text tief in die Spoiler Kiste greifen. Wer also unvorbelastet den neusten James Bond Film genießen möchte, sollte nun nicht weiter lesen. Vielen Dank.
Ich bin auch nach No Time to Die ein Fan der Filmreihe. Ich glaub das würde als Fazit schon ausreichen, aber irgendwie habe ich mal wieder Lust einen längeren Eintrag zu schreiben. Ich werde keine neue Theorie zum Timelord Bond kreieren, aber ein paar Notizen festhalten über ein Franchise, dass sich auch 60 Jahre später neu erfinden muss.
Ich erinnere mich noch intensiv an meinen aller ersten James Bond Film. Es war einer der Roger Moore Ära, Ende der 80er geschaut auf einem winzigen Schwarz-Weiß Fernseher der Marke Junost. Der Film wirkte auf mich wie ein Urlaubsbericht. Mann im besten Alter schaut sich die Welt an, trifft neue Bekanntschaften und rettet nebenbei die Menschheit.
Mit den Jahren und dem Anschauen aller weiteren Filme hat sich bis zur Daniel Craig Epoche des Franchise nicht viel in meiner Wahrnehmung verändert. Meinem Lieblings-Bond habe ich sogar einen separaten Anstrich verpasst. Vom Ton her waren vielleicht die Timothy Dalton Filme eine Zäsur, weg vom Rumgekasper eines Rooger Moore, hin zur Miami Vice Ästhetik mit einem ernsten und brutalen Bond.
Mit Blick die die letzten 20 Jahre des Franchise sehe ich auch den Tiefpunkt. Pierce Brosnan wirkte als Bond immer auf der Suche seiner eigenen Schablone. Für dieses Tief sorgten auch die Drehbuchautoren, die quasi seit Brosnans zweiter Hälfte federführend für alle Drehbücher sind und damit lässt sich auch No Time to Die relativ einfach auseinandernehmen.
Planlos durchs Franchise
Anfang der 00er änderte sich Kino strukturell recht radikal und gipfelt heute in ganzen Teams aus Autoren, die drauf achten das dutzende Filme einer Reihe naht- und makellos aneinander passen.
Mit Daniel Craig wurde Bond wie auch Fernsehserien zum Mehrteiler. Keine gekapselten für sich funktionierende Filme mehr, sondern epische Plots, bei denen man keinen Film verpassen darf. Aber nur in der Theorie, denn Bond ist nicht Ironman und so sind alle Craig Filme immer erzählerische Stückwerk, planlos im Kino verteilt. Die Handlung dieses Films und seine Position in der gesamten Reihe, sollte man nicht zu genau analysieren.
Konzeptionell orientiert sich No Time to Die an einem der besten Filme der Reihe. Im Auftrag ihrer Majestät ist wahrscheinlich nach Goldfinger mein zweiter Lieblingsfilm der Serie, ist mehr Romantisches Drama als Urlaubsbericht.
No Time to Die macht seinen Helden zum voller Hingabe trotzenden Familienvater, der alle Regeln des Franchise bricht, vor Bösewichten wimmert und am Ende den Suizid wählt. Ich hätte niemals gedacht James Bond auf der Leinwand sterben zu sehen und plötzlich ist es soweit, ohne das es auch nur einen Funken an Emotionen verursacht. Das Ableben von M in Skyfall hatte Gewicht. Hier jedoch… nichts.
Blockbuster mit Message
Eigentlich hab ich es immer ganz explizit gemieden, hier im Weblog solche Themen anzureißen, aber bei diesem Film ist das unmöglich. Worum geht’s? Schaut man sich die frühen Filme heute an, werden viele denken “Huh, das ist irgendwie falsch”. Connery debütierte die Figur als saufenden, rauchenden, brutalen Weiberheld. Trotzdem konnte ich auch im frühen Alter nachvollziehen, dass ich mir hier grad keine Dokumentation anschaue, nach der ich mein Leben ausrichten sollte. Kunst ist Momentaufnahme, auch eben Pop-Kultur wie James Bond.
Besonders das Marketing von No Time to Die war sehr darauf gerichtet, möglichst klar zu kommunizieren wie korrekt dieser neue Bond im Vergleich zu seinem Vermächtnis sein wird. Auch seine Schöpfer ließen kein Interview aus, um diesen Punkt zu unterstreichen. Als ob es notwendig wäre, dies mit rotem Filzstift doppelt zu unterstreichen.
Die Figur und das Franchise in die Moderne zu heben, ist niemals mit einem größeren Vorschlaghammer versucht worden. Es gibt Szenen im Film die definieren Cringe und ich wusste nicht ob das schon Stromberg oder noch James Bond ist. Weniger ist auch hier immer mehr und Bond war schon nach Connery anders. Offenbar war ein subtiler Wechsel in den 80er, 90er und 00ern noch für sich stehen Aussage genug. Einzig in der Brosnan Ära gab es hier und da Ansätze eine ähnliche Strategie zu fahren. Irgendwie passt es aber ganz gut zur Lautstärke und zum Ton, wie heute in Medien kommuniziert wird. Subtil und zwischen den Zeilen erfährt nicht mehr genug Aufmerksamkeit.
Ich jedenfalls bin gespannt drauf wie es hier weitergeht. Was bleibt von einem so alten Franchise, wenn alles entfernt ist, was es mal so erfolgreich gemacht hat? Ich glaube ich habe es schon mehrfach hier notiert. Verglichen mit den letzten Werken des Mission Impossible Franchise wirkt Bond überholt.
No Time to Die ist ein sehr durchschnittlicher Film, eines eben außergewöhnlichen Franchises. Im Rückblick wird die Epoche der Craig Bonds glaube ich an Gewicht verlieren. Er als Darsteller war ganz klar einer der Besten, wenn auch niemals in den besten Filmen. Not Time to Die unterstreicht diese Tatsache.
Wer einen Abschluss der Craig Reihe sucht, sollte sich den Film anschauen. Wer einen tollen Bond Film möchte, sollte vielleicht auf den nächsten Mission Impossible warten oder um mich selbst im Dialog mit einem Freund nach dem Kinobesuch zu zitieren: “Das Beste an No Time to Die war der Matrix Resurrections Trailer”.
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