
Star Wars – Das Erwachen der Macht
Keine Sorge, auch ich werde mich ganz ohne größere Spoiler über den neuen Star Wars Film äußern. Eines muss man Disney und der Produktion schon lassen, Abrams hat aus früheren Fehlern gelernt und alle Trailer, Artikel und jede Berichterstattung zuvor, hat eigentlich nichts über die Handlung des Films verraten.
Für alle Ungeduldigen: Das Erwachen der Macht ist tolles Popkino und eine gelungene Ergänzung für das Franchise. Daumen hoch.
Darüber hinaus hat mir dieses Kinoerlebnis die Augen geöffnet, denn so großartig der Film auch ist, ich bin nicht mehr die Zielgruppe. Dieses Star Wars ist Grundlage für neue fanatische Fans, weniger für die alten. Vielleicht bin ich auch als Zuschauer einfach weiter, als noch vor zehn oder zwanzig Jahren, oder vielleicht ist Erlebniskino insgesamt so standardisiert, dass es kein Star Wars mehr benötigt?! Aber schön der Reihe nach.

Das Erwachen der Macht ist A New Hope und das meine ich jetzt buchstäblich. Strukturell findet sich alles wieder. Man erkennt deutlich, dass dieser Film Grundlagen für mindestens 10 weitere Jahre Star Wars im Kino legt. Die alten Figuren holen mich als nörgelnden Alt-Fan ins Kino, die neuen Rollen dagegen sind Basis für die nächsten Jahre des Franchise. Erwachen ist ein großes Echo der Original Trilogie. Alle bekannten Figuren, alle bekannten Orten, alle Eckpfeiler der Welt existieren, nur eben mit neuen Namen. Mehr muss ich eigentlich nicht schreiben denn wie gesagt: Erwachen ist A New Hope mit einem Spritzer Das Imperium schlägt zurück.
Man kann von JJ Abrams halten was man möchte – ich persönlich bin jetzt nicht der große Fan seiner Werke – aber Besetzung, das hat er drauf. Alle neuen Charaktere sind großartig besetzt und für mich Höhepunkt des Films. Daisy Ridley & John Boyega tragen den Film. Allein dafür verdient es Applaus. Ich kann es kaum erwarten mehr davon zu sehen. Boyegas Fin teilt sich mit Kylo Ren das größte kreative Plus des Films. Beide Figuren sind eine echte neue Bereicherung. Der Rest ist Echo der früheren Filme, aber diese beiden sind etwas Neues und die Frische in einer ansonsten sehr bekannt wirkenden Welt.
Handwerklich gibt es nichts zu meckern. Das Erwachen der Macht sieht nach Star Wars aus und hört sich umso mehr so an. Die Details kann man hinterfragen, aber dafür findet sich später eine anderer Artikel. Nur eines muss ich wieder und wieder kritisieren: pure CGI-Charaktere, egal wie gut die Technik auch sein mag, es wirkt für mich immer als Störung der sonst perfekten Illusion.
Was bleibt von diesem Film nach dem ersten Ansehen (3D OV)? Ich weiß nicht, ob ich mir diesen Film noch einmal anschauen muss. Dieser Film deklassiert klar viele andere des Franchise, aber es ist objektiv betrachtet „nur“ perfekt gemachtes Franchisekino, dessen Aufgabe es ist, die nächste Dekade Filme und Merchandise zu verkaufen. Rein kreativ betrachte ist es aber ein schwacher Film, der unglaublich viel Vorraussetzung schafft. Das Erwachen der Macht übernimmt die unbeliebten Aufgaben eines Franchise, die Drecksarbeit sozusagen. Episode VIII dürfte mehr Freiheit in Plot und sicher auch mehr Feinschliff beim Drehbuch bekommen. Bei Episode VII dagegen scheint die „Macht“ auch mit dem Zufall des Plots zu sein.
Für mich persönlich gilt als Fazit: Star Wars ist wieder dort angekommen, wo es hingehört, leider in einem Kino Jahr, das aus Genrekino Perspektive richtig stark war und da geht der Film für mich dann doch etwas unter. Ich freue mich auf mehr Star Wars im nächsten Jahr, aber könnte sofort noch einmal zu Fury Road ins Kino.
Bevor ich anfange groß den Kritiker zu spielen und über das Kommerzkino aus dem Hause Disney schimpfe, eines muss man ihnen lassen. Nach Marvel haben sie nun auch Star Wars in einem Jahreszyklus, der gemessen an der Größe solcher Produktionen, erstaunlich überdurchschnittliche Qualität bietet. Allerdings muss man sich auch eingestehen, mit etwas mehr Zeit und mehr Sorgfalt, wären neue Star Wars Erlebnisse sicher noch intensiver. Hier ein gutes Mittel zu finden, bleibt spannend und das Warten auf Episode VIII wird sehr lang. Eigentlich schon wieder ironisch, aber Star Wars ist jetzt auch mehr denn je, bestes und schlimmstes Kommerzkino. Nach so vielen Jahren muss ich mir aber auch eingestehen, dieses Franchise ist muss sich nicht weiterentwickeln. Es reicht, wenn man die Qualität eines Das Erwachen der Macht liefert. So etwas jedes Jahr, wird alle Beteiligten, Macher & Zuschauer mehr als zufrieden stellen.
4 Kommentare
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global $hemingway ?>Dass Disney vor hat, neben der dritte Trilogie noch weitere Filme ins Kino zu bringe wusste ich ja schon. Aber erst Dein Artikel hat mir eigentlich vor Augen geführt, was man dort vor hat.
Vor ein paar Wochen hatte ich eine ähnliche Einsicht ja schon bezüglich Marvel: Ich hatte immer erwartet, dass die Comic-Verfilmungen irgendwann (in nicht allzuferner Zukunft) mal ein Ende haben werden, so wie das in den 90er auch der Fall war. Aber das wird nicht passieren. Es wird genau, wie bei den gedruckten Comics immer weitergehen. Marvel wird jedes Jahr 2,3,4 Filme raushauen und alles immer weiterdrehen, und die Leute werden es sich ansehen. (Hab ich das eigentlich gebloggt oder nur gedacht?)
Disney wird das gleiche mit Star Wars machen …
Was Fin und Rey angeht, verdanke ich Dir auch etwas Einsicht. Ich war vom der Offensichtlichkeit des Remakes von Episode IV so enttäuscht, dass ich gerade in den beiden ihre Einzigartigkeit und Neuheit nicht gesehen habe. Danke dafür!
Interessant ist: den Text habe ich ne Stunde nach der Vorstellung am 20. Dezember geschrieben. Mit etwas mehr vergangener Zeit (auch zwischen Schreiben des Textes und Veröffentlichung) mag ich den Film mehr, als es hier vielleicht zum Ausdruck kommt. Überhaupt habe ich gelernt, vielleicht etwas mehr Zeit vergehen zu lassen, damit sich Eindrücke setzen können.
[…] anfangen? Mein Fazit zu Episode 7 damals war vielleicht etwas verfrüht. Nach dem zweiten Anschauen fiele ein heutiges Urteil etwas […]
[…] Was hab ich nicht alles versucht, um diesmal wirklich ohne Vorbelastung einen Star Wars Film im Kino zu sehen. Ich war überzeugt davon, beim einem zweiten Teil, kann man nicht viel falsch machen, besonders wenn die Vorlage wirklich solide war und ist. […]