Breaking Bad
Nach Breaking Bored nun der qualifizierte Artikel. Ich habe mich lange dagegen gewehrt und der Einstieg war zäh, aber nach langer Zeit ist nun Breaking Bad auch von mir teilweise genossen, teilweise ausgehalten worden. Jedoch der Gesamteindruck ist positiv. Hätte ich wirklich nicht gedacht, viel mehr noch, die Serie bietet ein paar tolle Ansätze, drüber zu diskutieren.
Subtile Extreme
Ich mag Breaking Bad aus zwei Perspektiven betrachten. Ästhetisch hat niemand bisher so gut Tarantino zitiert wie es hier wieder und wieder stattfindet. Diese Balance aus schnödem Durchschnitt und den visuellen Extremen, zieht sich konsequent durch. Ich selbst bin kein Fan, wenn Figuren auch optisch so massiv verändert werden, aber im Falle von Walter White muss ich es akzeptieren.
Ähnlich wie die Oberfläche, wechselt die Serie im Kern von einem Extrem ins Nächste. Es gibt wenige Folgen, die außerhalb der festen Struktur experimentieren. Es gibt nicht die Komödien- oder die Horror-Folge. Variation ist gering, aber bei diesen Drehbüchern, braucht es kaum Abwechslung. Mein Geheimnis der Serie ist der Wechsel bei Tempo, Stimmung und eine Ausdauer, die sich auszahlen soll. Ich kann nur für die englische Fassung sprechen, aber einige Folgen erreichen bei Dialogen poetisches Niveau.
Zum Ende hin wird es zwar logischerweise etwas intensiver, aber dem gehen ganze Staffeln perfekt getakteter dramatischer Auf und Abs vorraus. Auch bei Breaking Bad darf man als Zuschauer nicht oft genau über die Logik der Ereignisse nachdenken. Zwar erlebt man selten epische große Logiklücken.
Lange Zeit war mein Eindruck der Serie, ein Scarface für die amerikanische Hausfrau. Ein Eindruck der doch schnell verfliegt. Nicht alle Figuren funktionieren, viele nerven mich sogar von der ersten bis zu letzten Folge, aber die tragenden Charaktere erfüllen ihre Funktion mit Bravour. Persönlich gefallen mir die Randfiguren am meisten. Mike Ehrmantraut und Antagonist Gustavo Fring bringen ein Gewicht mit, dass für mindestens zwei andere Serien ausreicht.
Serienwinkel
Dank Netflix eröffnet sich mir langsam der Reiz der modernen Dramaserie. Auch wenn es einiges an Sitzfleisch benötigt, manchmal zahlt es sich doch aus. Breaking Bad bietet viele Momente, die ich so woanders noch nicht gesehen habe und die auch ein Film nicht anbieten kann. Mir ist klar geworden, wie effektiv reale Zeit auch für Dramatik sein kann. Man verbringt als Zuschauer einfach viel mehr Zeit mit seinen Figuren und auch wenn nicht alle Serien so lange fesseln können und es bei mir auch nur wenige bei Breaking Bad geschafft haben, umso mehr zahlen sich am Ende diese letzten Szene aus.
Breaking Bad hinterlässt einen bleibenden Eindruck und einige Szenen werde ich so schnell nicht vergessen. Es ist diese Balance aus Subtilität und Vorschlaghammer, welche mich über jede Staffel hat halten können. Nicht alles ist perfekt und für so viele weibliche Protagonisten hinter der Kamera, hätte es ruhig mehr auch davor sein dürfen. Wie vorhersehbar ist Breaking Bad durch und durch Testosteron getrieben. Sehr schade, auch wenn am Ende noch einmal schnell ein weiblicher Antagonist installiert wird. Was hinterlässt noch einen bitteren Nachgeschmack? Zu viele Bösewichte sind in ihrer Darstellung maßlos überzogen und ähneln mehr Simpsons Figuren als Don Corleone.
Kleine Makel für eine mehr als gelungenes Gesamtwerk. Daumen hoch.
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