The Walking Dead
Nach unqualifizierten Kommentaren, bin ich nun doch unter die Serien Zuschauer gegangen. Netflix hat den Serienkonsum so perfektioniert, dass ich eigentlich nur mal kurz in die erste Folge von The Walking Dead reinschnuppern wollte. Naja.
So langsam erkenne ich die Vorzüge des Serienformats. Verglichen mit den Zombiestreifen meiner Jugend, schaffen die Macher es hier, ihre Welt mit deutlich mehr Details auszustatten. The Walking Dead unterhält und verleugnet zu keiner Sekunde seine Herkunft. Die Comic-Vorlagen sind mir fremd, aber strukturell wirkt die Serie doch sehr nach gedrucktem Erzählrahmen und so wechseln sich komplett geschlossene Episoden und absurde Cliffhanger regelmäßig ab.
Vieles was Ben schreibt stimmt. Meine größte Kritik ist visueller Natur. Perfekt gestylte Protagonisten einer Apokalypse, vermiesen den ersten Eindruck. Besonders wenn man es mit CGI-Splatter paart. Das Trickstudio hinter der Serie ist eine Legende. KNB beherrschen ihr Handwerk und sicher sind Splatter Effekte aus dem Rechner kostengünstiger, aber so baut die Serie bei mir ihre größte Hürde auf. Selbst nach den unansehnlichsten Metzeleien wirken die Helden wie frisch aus der Dusche. Soviel zum Handwerklichen.
Day of the Dead
Schaut man sich im Zombie Genre um, so ist Day of the Dead ganz klar die nicht zu ignorierende Inspiration für die Serie. Romeros dritter Streifen verzichtet völlig auf Humor und setzt auf eine ständige Präsenz von Furcht und Panik seiner Helden und Anti-Helden. Für mich lautet die Schlüsselfrage dieser Genres immer, wie verhalten sich zivilisierte Menschen in einer plötzlich wechselnden Welt ohne Regeln. Dass solche Filme immer in Ländern spielen, wo Waffen praktisch überall rumliegen, ist praktisch für noch mehr Konflikte.
The Walking Dead verschießt sein Pulver langsam. Interessant sind die Antagonisten. Auch hier bedient man sich der Vorurteile des Genres und hält sich strikt an die Formel, dass ein Held nur so gut wie der Bösewicht ist. Etwas dreist finde ich den Handlungsstrang um The Governor, der praktisch 1:1 bei Star Trek entliehen wurde, aber Khan funktioniert in wirklich jeder fiktionalen Welt, auch hier. Nur die Auflösung finde ich dann etwas schwach.
Exploitation Light
Auch wenn ich teilweise von der Serie toll unterhalten werde, so bleibt ein Nachgeschmack der nicht vergeht. The Walking Dead ist Exploitation Light. Schund für die Masse, immer gerade an der Grenze, dass es die moderne Familie noch gut finden kann. Mir persönlich fehlt der letzte konsequente Schritt zum Klassiker. Wenn dann richtig. The Walking Dead ist zu keiner Sekunde so richtig. Man stoppt immer bevor es unangenehm werden könnte.
Ein Vergleich bleibt mir immer in Erinnerung. Auch wenn die Gewaltdarstellung in der Serie den Durchschnitt im Abendprogramm überschreitet, so klinisch rein wirkt alles. Explizit ist eine Kunst für sich und manchmal ist weniger mehr. Irgendwie sucht sie die Serie immer die unwichtige Hälfte des Exploitation aus. Besser kann ich es nicht beschreiben.
Nach vier Staffeln reicht es mir. Letztendlich schafft es auch diese Serie nicht mit Variation zu fesseln. Klare Empfehlung meinerseits, nur eben für alle jene, die schon die Klassiker des Genres als Film gesehen haben.
3 Kommentare
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global $hemingway ?>Ich muss inzwischen sagen, dass ich immer weniger mit den Standard-US-Serien anfangen kann. Wir haben am Wochenende mal bei Dexter reingeschaut. Auch wenn’s was ganz anderes ist: Das Leben außerhalb aller moralischen Normen, aufgeführt von unterernährten, überschminkten Schauspielern … das ekelt mich mitlerweile richtiggehend an.
Nebenbei: Gerade erst gesehen und für sehr hübsch befunden – der neue Header auf der Startseite. „coldheat ist ein Weblog von Chris Mücke.“ Sehr schön.
Hehe, das existiert nun wirklich schon eine Weile aber nicht zufällig insofern tolle Entdeckung 🙂