How i enjoyed your Sitcom
Das Ende ist schwierig, auch bei Jahre andauernden Fernsehformaten. Diese Woche also, sollte mit How i met your mother eine neun Jahre anhaltende Sitcom ihr Ende sehen. Mein Geschmack für das Format hat sich in den frühen 90ern etabliert. Heute finde ich wenig Begeisterndes. How i met your mother hat es nicht geschafft zu begeistern, aber solide zu unterhalten. An dieser Hürde scheitert bei mir fast jedes aktuelle Sitcom Format. Für mich hat das Format sein soziales und zentrales Element verloren. Familie ist nur noch Peripherie. Auch bei Himym ist es nicht anders. Warum also dann doch dieser Erwähnung hier?
How i met your mother ist für mich als wenn John Hughes & Cameron Crow sich gemeinsam an einer Sitcom versuchen. Mal kitschig, mal sehr grob, mal subtil, mal flach, mal tief, aber immer irgendwie ehrlich. Dieser Faden zieht sich für mich bis zur letzten Episode hindurch und wieder einmal zeigt sich, so etwas wie ein gutes Ende existiert nicht. Es ist bemerkenswert, welche Dichte in den 45 Minuten der letzten Episode steckt. Chaos regiert, wie in vielen Episoden zuvor, aber am Ende gewinnt man mich als Zuschauer, weil dieses Format irgendeine geheime Zutat besitzt, die eine so generische Formel über neun Jahre getragen haben.
Kritik bleibt angebracht. Wieder einmal existiert das typische kontemporäre Sitcom Klima. Weiße, erfolgreiche Großstadt Hipster durchleiden ihre erste Weltprobleme in dramatischer Art und Weise und am Ende dreht sich alles doch nur um die Suche nach dem privaten Glück. Egal wie viel Kritik das Format auch verdient, man hat es immer wieder geschafft, selbst in den schwachen Episoden, diese kleinen und feinen, ehrlichen Momente zu kreieren. Eben ganz wie in den Klassikern von Hughes oder Crow.
How i paused your character
Vielleicht ist genau das ein Geheimnis des Erfolgs. Dieses Format verzichtet fast vollständig auf Entwicklung seiner Figuren und so endet die Serie praktisch mit einem der ersten Bilder seiner Laufzeit. Im AV’s Artikel zum Ende der Serie steht Folgendes:
If there’s a message here—and there doesn’t have to be, it’s a sitcom for crying out loud—it’s that chance only takes you so far. #
Muss alles was wir heute an Popkulturellem konsumieren eine Message haben? Ist der Verzicht nicht doch eine Stärke? Wenn man als Zuschauer neun Jahre später wieder am Anfang steht, dabei aber niemals gelangweilt wurde, dann hinterlässt die Serie einen bleibenden, angenehmen Nachgeschmack, welcher auch von der wirklich schwachen letzten Episode nicht getrübt wird. Himym hat so viel ausprobiert und dabei dennoch immer alle Konstanten eingehalten. Es als Sitcom im Blick auf sein Genre ein tolles Oxymoron. Nur diese letzte Staffel… ich weiß nicht. Irgendwie können Sitcoms keine letzte Staffel.
Positiv? Besetzung und Realisierung der Mutter sind großartig. Tracy ist toll geschrieben, toll inszeniert und toll gespielt, warum also der bitte Beigeschmack? Fernsehformate, besonders Sitcoms, leiden am volatilen Zeitrahmen. Jede Folge, jede Staffel kann die letzte sein. Auch deshalb ist das Ende dieser Serie vor Jahren bestimmt, geschrieben und gedreht wurden, eben ohne Gewissheit neun Jahre füllen zu müssen. Hier stellt sich das Finale am Ende selbst ein Bein. Nach einer so langen Zeit, mit einer so toll aufgebauten Figur wie Tracy es ist, wirkt dieses Ende furchtbar erzwungen und einfach falsch. Es ist keine Belohnung, es wirkt wie eine Strafe. Forever erreicht keine Roseanne Bereiche des Schlechten Finales, aber es endet auf einer schlechten Note.
Dankeschön
Wieder einmal merke ich, dass das Fernsehen als antik wirkendes Medium auch seine Stärken hat. Himym war für mich auch das erste Fernsehformat, dass ich primär außerhalb seines Mediums angeschaut habe. Die Fernsehserie als Unterhaltungshappen, wann und wo ich möchte … nur nicht auf dem Fernsehen zur Sendezeit. Ein Format das in der heutigen Unterhaltungslandschaft eine so lange Sendezeit genießt, ist entweder Simpsons – also die Anomalie schlechthin – oder einfach solide und glatt gelutschte Arbeit. Nur nicht anecken. Auch in diesem Punkt war Himym immer Gegenpol zum übertriebenem Rest. Das Glas Rotwein am Abend statt des täglichen Saufgelages. Immer noch einen Tick zu viel, aber kein Exzess, kein Schenkelklopfen bis zum Bluterguss. Überzeichnet, aber noch keine Karikatur.
Die How i met your mother hatte Herz und Seele. Viel mehr verlange ich vom heutigen Fernsehen schon nicht mehr und dennoch wird der Wunsch selten erfüllt. Danke dafür.
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