
„Simpsons-Fans sind die Taliban unter den Fernsehzuschauern“
Oh das deutsche TV, man muss es einfach mögen. Ein neuer Teil der Reihe „Wieso fragt sich das deutsche Fernsehen eigentlich noch, warum das Publikum schwindet?“. Diesmal geht es um die Simpsons, die mittlerweile erfolgreichste Cartoon-Serie überhaupt. Als Hardcore-Fan der Serie – aber nicht der deutschen Ausstrahlung – muss ich über diesen DWDL-Artikel schmunzeln. Darin bejammert eine Anke Engelke den Zorn der deutschen Fans über ihren neuen Jobs als Stimme von Marge Simpsons. Engelke hat die Rolle von Elizabeth Volkmann übernommen, nachdem diese im letzten Jahr verstorben war. Zum Fan-Bashing fügt sich gleich noch der Pro7 Unterhaltungs-Chef selbst ein und kommt mit echt gelungenen Vergleichen daher: „Simpsons-Fans sind die Taliban unter den Fernsehzuschauer“. Uh! Ah! Da hat jemand aber einen schlechten Tag gehabt.
Ein paar Worte von mir mal so in den Raum gestellt. Die Simpsons bescheeren dem Sender seit Jahren unglaublich solide Quoten. Solche Aussagen zeugen nur von völlig fehlender Verbindung zum Publikum bzw. absurder Arroganz der deutschen Fernsehmacher. Simspons ist ein US-Produkt, dass in den lezten 4 Jahren konsequent bei der Lokalisierung absinkt. Simpsons war eines der großen Aushängeschilder, wenn es um Synchronisation ging. Die deutsche Stimme von Homer ist bis heute besser als das amerikanische Vorbild. Auch die Stimme von Volkmann war ein Glücksgriff, ein absoluter Geniestreich der Synchro-Produktion damals. Engelke dagegen ist ein Totalabsturz, den man sich glücklicherweise heute nicht mehr antun muss.
deutsche Synchro im freien Fall
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Synchronisation immer und immer schlechter wird. Der Beruf oder die Berufung Synchronsprecher(in) scheint in Deutschland ein aussterbendes Handwerk zu sein. Bei den Simpsons ist das umso dramatischer, da die Serie vom Wortwitz und den Stimmen lebt. Das Highlight im Original sind eben die Hand voll Sprecher, die alle Rollen einsprechen, ohne dass der normale Zuschauer davon weiß. Am Anfang hat man dieses Konzept auch bei uns versucht, mittlerweile holt man für jede Rolle irgeneinen Amateur oder solche stimmlichen Gurken wie Engelke und wundert sich dann über den Zorn der Fans einer Serie, die das Schlagwort Anarchie praktisch seit Beginn mit sich bringt.
Wenn die Serie überhaupt noch wieder im deutschen TV (qualitativ) zu retten sein soll, dann nur in öffentlich-rechtlichen Händen, wo sie angefangen hat und wo ich der Programmführung doch irgendwie mehr Kompetenz für das Format suggeriere. Wir sind hoffentlich nur noch einen Steinwurf davon entfernt, wenn das Linzens-Modell für TV-Serien völlig versagt. Ich denke in weniger als 2 Jahren, wird man auch hier in Deutschland problemlos und zu jeder Zeit das US-Original schauen düerfen, welches stimmlich mittlerweole mit der deutschen Fassung den Boden aufwischt.
Apropos unterirdische Synchro im deutschen Fernsehen. Erinnert sich noch jemand an den Versuch Beavis and Butthead einzudeutschen? AAaaaaaahhhhhhhh.
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