Orange is the new Black
So langsam traue ich mich wieder an modernes Serien-Fernsehen heran. Orange is the new Black ist eine Preis gekrönte Netflix Serie. Es ist modernes Fernsehen außerhalb des klassischen Sender Systems. Offensichtlich steigt die Qualität und Originalität, wenn man nur in zweiter Linie Geld verdienen und den kleinsten gemeinsamen Nenner bedienen muss. Orange is the new Black ist wirklich gute Unterhaltung.
Dramedy ist jetzt keine neue Schöpfung, aber es ist der moderne Stempel für ein Format, das fröhlich im Genre hin- und herspringen möchte. Mal Seichtes zum Schmunzeln, mal was Ernstes. Auch alles in der Form schon da gewesen, was macht hier nun den Reiz aus?
Also … auch diese Serie weiß ganz genau wie sie einen ersten Eindruck hinterlässt. In den 70ern waren Frauengefängnis Filme großes Exploitation Kino. Zusammengefasst ist die Serie ein solcher, modernisierter weich gespülter Film im Serienformat, basierend auf einer wahren Begebenheit. Was furchtbar klingt entpuppt sich als Meisterwerk seiner Schöpfung. Ich kenne wenig Vergleichbares. Es ist Unterhaltung mit Identität. Mir ist auch keine Serie bekannt, die so viele Frauen nicht nur vor sondern auch hinter den Kulissen zeigt. Orange is the new Black ist das Ergebnis einer femininen Unterhaltungsindustrie und dafür bekommt man leider nicht oft die Gelegenheit.
Anfangs war ich noch skeptisch. Zu plakativ legt die Serie zu Beginn los und bedient munter alle Fernseh- und Film-Tropes die es gibt, garniert mit viel blanker Haut und einer Prise Gewalt. Mehr als diese Hollywood Überreste bekommt man aber nicht zu spüren. Geschickt lockt man mit Bekanntem, um dann die eigene Linie durchzuziehen.
Hier findet der Zuschauer genau jene Figuren, die man sonst dem modernen Publikum lieber vorenthält. Auch wen seine Protagonistin nur allzu angepasst erscheint, um so kontrastreicher sind alle anderen Charaktere. Sucht man sonst starke Frauenfiguren mit Lupe und Pinzette in der modernen Unterhaltungsindustrie, so quilt diese Serie davon über.
Alles perfekt? Nicht ganz. Ihre Flashback-Gimmicks verlieren schnell an Wirkung und es wirkt komisch wieso mal Figuren auf diese Art und Weise Hintergrund bekommen und andere eben nicht. Wenn man schon im Gefängnis spielt, dann bitte ohne das größte Trope des Genres: alle Guten im Gefängnis sind böse und umgekehrt. Der Serie fehlen selbst nicht kaputte Figuren. Wirklich jede und jeder grenzt an Karikatur, aber dadurch wird es selten langweilig. Grundsätzlich bleibt jedoch mein persönlicher Nachgeschmack bei Serien dieser Art. Mit der Dauer werden die Tricks und Stilmittel erkennbar und verlieren ihre Kraft. Man kann nur selten so oft Antagonisten zum Protagonisten machen und es funktionieren lassen wie beim ersten Mal. Serie bleibt ein Zaubertrick der nach der x-ten Wiederholung vom Zuschauer durchschaut wird.
Trotz aller kleinen Makel, nach zwei Staffeln bleibt nur noch zu erwähnen: die Wartezeit bis Staffel drei ist viel zu lang.
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