Kriegshypokrisie
Normalerweise versuche ich den Blog politikfrei zu halten, heute mache ich mal eine halbe Ausnahme. Ich lese gerade diesen Artikel bei ZEIT Online und muss als Enkel zweier Großväter, die Tonnen von Geschichten vom zweiten Weltkrieg erzählt haben und erzählen, nur noch mit dem Kopf schütteln. Viele davon habe ich mir übrigens nicht nur gemerkt, sondern mittlerweile auch schriftlich festgehalten. Wenn ich in 30 oder 40 Jahren noch blogge, wird sowas vielleicht mal Thema. Solche echten Geschichten sind jedenfalls Grundstoff für wahren Pazifismus und bessere Lehre als vergeudete Jahre Geschichtsuntericht in der Schule.
Mich widert es wieder und wieder an, wenn ich solche klinisch reinen und moralisch so verdammt gerechtfertigten Äußerungen zum Thema lese. In Saving Private Ryan gibt es den selbst in der englischen Fassung so unter die Haut gehenden deutschen Satz „Ist halt Krieg.“ Und egal wie moralisch gefestigt unsere regierenden Anzugträger sein mögen, jeder Mensch handelt unlogisch und unmoralisch in jenen Situationen, in die man 2009 fremde junge Menschen steckt, ohne sie vorzubereiten. Wer handelt macht Fehler.
Wieso erfindet keiner ein so bescheuertes TV-Konzept, dass deutsche Politiker nach Afghanistan schickt. Ich möchte mal sehen, wie anständig unsere staatlichen Moral dann wirklich handelt.
1 Kommentar
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global $hemingway ?>Der alten Aphorismus – des Teufels größter Leistung sei, die Menschen davon zu überzeugen, dass es ihn gar nicht gebe – hat in den letzten 20 Jahren eine völlig neue Dimension erhalten. Die größte Leistung der Konservativen und Neoliberalen in dieser Zeit ist imho und davon zu überzeugen, dass wir gar nicht Krieg führen. Seid dem ersten Golfkrieg befinden sich die USA und mit ihnen die NATO und spätestens mit dem Kosovo-Krieg gehören auch wir dazu unentwegt im Krieg.
Das Außmaß der Gehirnwäsche in diesem Zusammenhang ist wirklich erschreckend. Ich hatte vor ziemlich genau einem Jahr die Gelegenheit mal mit einer Serbin in unserem Alter zu reden. Mir schnürrt sich heute noch die Kehl zu, wenn ich an diese Gespräche denke. Neben der schrecklichen Dingen, die wir im Namen aller Deutschen und aller Europärer über andere Länder bringen, ohne dass hier auch auch nur einer den Eindruck hat, wir würden Krieg führen sind wirklich erschreckend.
Fast noch erschreckender finde ich die Tatsache, wie wir eigentlich mit unseren Soldaten umgehen. Ich bin bei aller Liebe kein Freund der Bundeswehr und des Militärdienstes. Aber ich bin der Meinung, dass wenn wir schon Mitbürger in den Krieg schicken, wir wenigsten zweihunderprozentige Profis dort hin schicken sollten. Und wir sollten nicht so tun, als würden die dort nur Hütten ausfegen und Brücken bauen.
Ich muss auch sagen, dass mich die aktuelle Diskussion wirklich abstößt. Obszöneres habe ich in dieser Republik selten erlebt.