Mit dem Download zur Kasse gehen – Spielekauf 2008
Dank Marc erfahre ich heute, dass man nun endlich Jowood’s AAA-Titel wie Yeti Sports und Future Tactics Super Power 2 zusammen auf einer BlueRay erwerben kann. Das klingt sehr stark nach einer verlorenen Kneipenwette, zu falsch um einfach wahr zu sein.
Der Punkt dieses Eintrags ist ersichtlich. Der klassische Vertrieb von Software ist auf dem Abstieg, während Downloads mehr und mehr den Vertrieb per Handel ersetzen. Nintendo’s neues DSi ist einzig nur dafür gebastelt worden, um den Vertrieb per Download zu etablieren. Bei XBLA brechen die Limits für Datengrößen und deuten an wohin es geht. Steam gewinnt mehr und mehr AAA-Titel, die direkt zum Release spielbar und schon vorher herunterzuladen sind. Niemand muss Prophet sein, um zu wissen worin dies enden wird.
Zweischneidiges Schwert
Eigentlich sollte man den sterbenden klassischen Vertrieb nur begrüßen, wenn da nicht die kleinen Details wären, die dem Ganzen dann doch einen bittersüßen Beigeschmack verpassen. Kommen wir mal zum Preis. Der Preis beim Erwerb eines Spiels im Handel, beinhaltet einen sehr großen Anteil für den Verkäufer. D.h. im aktuellen Preis eines Spiels, stecken die Kosten drin, die der Händler für Transport, Lager und Verkauf so hat. Jene, die keinen Anteil an der kreativen Arbeit haben, bekommen mit das größte Stück vom Kuchen. Wenn dem Handel dieser Umsatz wegbricht, dann muss man dies nur begrüßen.
Theoretisch also könnten, nein müssten die Preise für Spiele beim Download massiv fallen. Tun sie aber nicht, statt dessen greifst sich der gierige Publisher den einstigen Anteil vom Handel. Hier versäumt die Branche mal wieder sich am Kunden und nicht an der Börse zu orientieren. Preislich verbaut man sich wieder alle Möglichkeiten.
Ein weiteres Thema dabei ist so typisch deutsch.
Bricht der klassische Vertrieb komplett weg, dann wird man als deutscher Spieler gezwungen sich bestimmte Produkte illegal zu besorgen. Aktuelles Beispiel? Left4Dead, diesmal ganz bewusst nicht per Steam vorbestellt, sondern klassisch bei play.com. Steam verkauft dem deutschen Kunden nur die verstümmelten bzw. zensierten Versionen. Vielen Dank.
Schon deshalb ist man als deutscher Spieler noch auf den klassischen Vertrieb angewiesen. Besonders Konsolenspieler dürften dies bald zu spüren bekommen. Microsofts wichtigster Titel im Weihnachtsgeschäft, wird in Deutschland nicht erscheinen, statt dessen riet man Spielern offiziell aus dem Ausland zu importieren. Zum Glück gibt es noch den klassischen Vertrieb, sonst käme man als deutscher Spieler überhaupt nicht legal an Gears of War 2 heran.
Nächste Woche kommt mit Wrath of the Lich King ein Produkt, welches den Downloadvertrieb noch unmöglich macht. Niemand bezweifelt, dass Lich King, das am schnellsten verkaufte Spiel überhaupt werden könnte. In den ersten 24 Stunden sind die 3 Millionen realistisch. Solche Datenmengen per Download zu übermitteln, dürfte selbst Blizzard’s Infrastruktur sprengen, exakt deshalb bietet Blizzard Lich King erst in 2 bis 3 Wochen nach Release zum Download an.
Wie werde ich Lich King erwerben? Tja bei mir läuft es wohl wie bei Burning Crusade ab. Mein deutsches LK ist bestellt und dürfte pünktlich geliefert werden. Diese Box brauche ich jedoch nur für den Freischaltungscode, die eigentlich Daten sind für mich überflüssig, da ich den englischen Client benötige. Hier darf man auf die Community hoffen, die den englischen Client per Torrent für alle verfügbar machen sollte. Daten per Download, Code per Amazon. Oldschool und Newschool können coexistieren und werden es wohl noch eine ganze Weile.
Update
Seit kurzem ist bestätigt, dass auf der Installer DVD für Lich King, alle europäischen Sprachen vorhanden sind. Drum ist der obere Absatz nun überflüssig geworden.
Vertrieb per Download hat Vor- und Nachteile. Die klassische Spielebox1 ist auf dem Abstieg, das ist ganz klar. Nebenbei sei hier auch mal erwähnt, dass seit der 32-Bit Generation auch niemand mehr ernsthaft in die Verpackung seines Spiels investiert. Seit mehr als 10 Jahren gibt es maximal noch einfarbige Recyclingpapierfetzen als Manual. Die Zeiten aufwendiger Boxen sind lange vorbei, drum braucht man diesen auch keine Träne mehr nachweinen. Wer heute eine Box im alten Stil haben möchte, bezahlt das Doppelte unter dem Label Special Edition, welche nebenbei bemerkt ein Riesengeschäft für Publisher und Händler sind.
Daumen hoch für den Spielekauf per Download, aber bitte schön nicht den klassischen Handelsweg schon jetzt abbrechen. Als deutscher Spieler ist man noch sehr lange darauf angewiesen.
Symboldbild via Flickr. Im Bild die damals standardsetzende Ultima 5 Box und deren Inhalt. ↩
4 Kommentare
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global $hemingway ?>Zum Thema „illegal besorgen“ weil wir in Deutschland wohnen: Ja, das kenne ich. Aber man kann ja tunneln. Das mache ich z.B. bei XBOX Live um an bestimme Spiele zu kommen.
Erklär mir doch mal kurz, warum ich Wrath of the Lich King nicht runterladen kann? Wenn ich Deinen Artikel zum 3.0 Patch richtig verstanden habe, habe ich doch schon alles nötige auf meinem Rechner. Das kann man bei 1,6 GB auch erwarten, finde ich. Warum also kann ich nicht einfach die 35 Euro über meine Accountverwaltung bezahlen und los geht’s?
Und weiter noch: Wenn Blizzard offensichtlich in der Lage sind 1,6 GB Patches auszuliefern, dann sollte der Launch einer neuen Erweiterung – selbst wenn das noch mal ein gutes Stück über 1,6 GB hinaus geht – prinzipiell kein Problem sein.
Oder werden die einzelnen Server nicht synchron gepatcht?
Weil Du ja nicht antworten magst, mach ich das eben selber: Kaum 14 Tage nach dem Launch geht es auch schon: Jetzt auf Wrath of the Lich King updaten ohne, den Datenträger im Laden zu kaufen.http://www.wow-europe.com/de/wrath-upgrade.htm
Erstaunlich…
Die Zahlen sind mittlerweile alle da und der Text mittlerweile voller Fehler. Offiziell konnte man den kompletten Client (also WoW 1.0, Burning Crusade und Lich King) schon am Samstag (2 Tage nach Release) herunterladen (EU-Client). Dem ging ein Verkauf von 2.8 Millionen Einheiten in den ersten 24 Stunden voraus. Mein Tipp mit 3 Millionen, war ziemlich präzise. Bei diesen Zahlen hat man wohl registriert, dass die Early-Adopters, also auch jene, die kein Problem haben 4 GB zu laden, längst Lich King installiert hatten und man keine Millionen Client-Downloads mehr befürchten muss.
Was ich so gesehen habe, scheint der Client diesmal auch alle europäischen Sprachversionen mitzubringen, d.h. man muss nicht mehr seine separate Sprache suchen, sondern alle Sprachen sind im Client enthalten. Ein Segen für alle deutschen Spieler mit englischem Client.