Another World – Computerspiele sind seit 17 Jahren Kunst
Für den Braid-Artikel habe ich viel zu viele externe Artikel lesen müssen. Eigentlich sollte daraus auch was Separates entstehen, aber das Thema war zu speziell. Vielleicht in einem Jahr noch mal. Wenn es interessiert, der google einfach mal nach Masocore games. Tolles Thema, für eine mikroskopisch große Leserschaft.
Irgendwie bin ich beim Lesen zu diesem Thema dann mal wieder bei YouTube gelandet und habe endlich YouTube’s wahre Goldquelle entdeckt. Es sind nicht Tante Erna’s Geburtstagsvideos, sondern Aufnahmen alter Homecomputer-Spiele, eine kleine Zeitreise zurück in meine Anfänge als Spieler.
Unter dem Stichwort Amiga Longplay findet man hier endlos viele alte Homecomputer-Klassiker, die man einfach mal so zwischendurch noch einmal genießen kann. Da kommen so viele Erinnerungen hoch und es ist unglaublich was von damals noch so im Gedächtnis geblieben ist, aber weiter zum Thema.
Heute nun ist auch hier in Deutschland offiziell, dass dieses Medium mehr ist, als Zeitgeist: Videospiele sind nun auch bei uns Kulturgut, zwar weiterhin mit üblen Vorurteilen belastet, aber immerhin ein winziger Schritt nach vorn. Passend zum Thema gibt es hier ein Video, was für mich die gesamte Homecomputer-Ära und das Thema Spiel als Kunst perfekt zusammenfasst. Another World:
Das Video spricht für sich. Die Szene, als unser Protagonist vom Unbekannten niedergestreckt wird ist noch heute klasse. Man selbst als Spieler weiß nicht, ob da Feind oder Freund vor einem steht, ist dem Spiel aber ausgeliefert, weil man in die Szene nicht eingreifen kann. Ich empfehle das Video komplett zu schauen, da auch das Ende gelungen ist.
Ich muss beeindruckt anerkennen, dass Another World auch optisch wirklich gut altert. Damals dies Grafik vom anderen Stern, es gab nichts Vergleichbares mit solch einer Interaktion. Das Spiel ist heute 17 Jahre alt. Siebzehn.
Entwickelt wurde es vom Franzosen Eric Chahi praktisch komplett allein. Einzig die Musik wurde extern komponiert. Programmierung, Design, Grafik, alles allein Eric Chahi’s Werk, selbst das wunderschöne Cover der Box stammt von ihm. Jonathan Blow’s Braid, welches gerade jetzt als Meisterwerk gefeiert wird, ist also in der Art des Entstehen nichts Neues. Damals gab es unzählige Entwickler, welche komplett allein solche Meisterwerk realisieren konnten.
Chahi hat hier wohl auch seine ganze kreative Munition verschossen, denn nach diesem Spiel, gab es bis heute nichts Neues mehr von ihm. Er tritt nur noch als Redner auf diversen Veranstaltungen der Industrie auf.
Besonders mit Blick auf Braid und mit der Frage im Hinterkopf, ob Spiele nun Kunst seien oder nicht, beweist Another World wie kaum ein anderes Spiel, dass dieses Medium schon vor 17 Jahren Kunst und kein Schund war. Another World genießt auch höchstes Ansehen bei allen großen Namen der Branche und wird immer in den spielerischen Himmel gehoben, ist ungerechterweise jedoch völlig in Vergessenheit geraten, auch weil es damals soweit ich mich erinnern kann, Probleme gab, überhaupt ein Exemplar zu bekommen. Another World funktioniert heute noch auf so vielen Ebenen (Grafik, Story, Game Design), dass mir in der Tat kein weiteres Beispiel einfällt, was so sehr seiner Zeit voraus war wie dieses Produkt.
Es gibt eine offizielle Website zum Spiel, auf der man sich eine HD-Version für Windows XP kaufen bzw. eine Demo herunterladen kann. Wer Another World noch nicht kennt, dem sei hiermit mindestens die Demo ans Herz gelegt. Das komplette Spiel kostet 9,90 Euro.
Dies war mein heutiger Beitrag zum Kulturgut Computerspiel.
0 Kommentare
Für diesen Eintrag wurden die Kommentare geschlossen.
global $hemingway ?>