E3 2008
Ein paar Worte zur diesjährigen E3, jener Veranstaltung, die mehr und mehr zum Schatten ihrer selbst mutiert. Mittlerweile haben alle drei großen Konsolen-Spieler ihre Präsentationen hinter sich. Große Überraschungen fehlen bei allen. Es ist bittersüße Ironie, dass die größte News der E3, davon handelt, dass das 13te Sequel einer Serie, nicht mehr nur auf einer Plattform stattfindet.
Die e3 wird sich auch nach 2008 schwer tun, wieder zur alten Form zu finden. Das Medien-Klima hat sich verändert und somit auch diese Veranstaltung. Firmen wie Blizzard haben das erkannt und sind in der luxuriösen Situation, eigene Veranstaltungen funktionieren zu lassen, wo ihnen tagelang die Aufmerksamkeit der Medien garantiert ist. Ein Konzept der e3 ohne wirkliche Neuerungen verwässert mehr und mehr und lässt das wenige Neue, im Strom der Nachrichten untergehen. Genug gemeckter, mal schauen was überhaupt an Substanz zu finden ist:
Microsoft
Wenn es einen Sieger bisher gibt, dann ist es Microsoft. Nicht nur, dass die Präsentation am rundesten war, sie hatten mit der Final Fantasy 13-Bombe, auch die einzig wirkliche Neuigkeit im Repertoir.
Beneidenswert ist auch, dass man bei Microsoft, die wenigen wirklich guten Ingeneure, weg von Windows zum XBOX-OS geschickt hat. Was Vista auf allen Gebieten vermissen lässt (Verbessrungen) bekommen XBOX-Kunden in regelmäßigen Firmware-Updates.
Das kommende Update, macht die Plattform mehr zum PC denn je: wer hätte es noch vor 10 Jahren gedacht, einmal als Konsolenspieler komplette Installations-Routinen genießen zu dürfen. Ein weiterer wichtiger Schritt weg vom physikalischen Medium, hin zum reinen Direktvertrieb. Mich würde es wundern, wenn die nächste Generation Konsolen, überhaupt noch ein Laufwerke, ganz gleich welcher Art besitzt.
Mit Lips und You’re in the Movies hat man gleich zwei Non-Core-Gamer-Titel vorgestellt und nicht etwa klein, versteckt im dunklen Hinterzimmer, sondern parallel zu den typischen AAA-Titeln. Man sollte sich dran gewöhnen, dass Party-Spielchen mittlerweile die gleichen, wenn nicht sogar bessere Umsätze, wie die klassischen Produkte (RPG/FPS) versprechen. Auch Microsoft tritt hiermit nun in einen Markt ein, der nicht länger zu ignorieren ist.
Mit Blick auf Titel und XBOX Live, sollte Microsoft locker die aktuelle Führung halten, wenn nicht sogar ausbauen können.
Nintendo
Nintendo war Nintendo. Wer sich irgendwas Spannendes versprochen hat, muss Nintendo ignorieren. Das einzige was hier überrascht hat, waren die nackten Zahlen der Markt-Dominanz:
- Nintendo verkauft in Europa aktuell 200.000 Nintendo DS pro Woche
- die Wii Version von Guitar Hero 3, hat alle anderen Ports bei Verkaufszahlen überholt
- die Verkaufszahlen des Nintendo DS haben die 20 Millionen-Grenze überschritten
- Wii und DS kommen zusammen auf einen bisherigen Umsatz von mehr als 5 Milliarden US-Dollar
Die Hardware verkauft sich wie geschnitten Brot und wer ein tolles Produkt auf die Plattform zaubern kann (GH3), der verkauft auch als 3rd Party Entwickler, mehr als auf jeder anderen Plattform… und das waren dann auch schon die guten Nachrichten.
Das Software-Lineup war selbst für mich langweilig. Ja, ein neues Wii Sports kommt. Ja, das Animal Crossing Semi-MMO kommt. Ja, ein Musik-Spiel kommt auch, welches selbst für meine Begriffe an der Lächerlichkeitsgrenze schrammt. Ja, das Balance Board bekommt mehr Futter.
Keine einzige echte neue Unterstützung der uralten Gold-IPs Nintendo’s. Kein Mario, kein Zelda, kein Kid Icarus, kein Metroid, nichts. Mario und Zelda-Teams seien am Arbeiten und irgendwann kommt was heißt es. Ein GTA für das DS ist da kein Ersatz.
Der Erfolg gibt ihnen Recht, aber Fakt ist, Nintendo konzentriert sich mittlerweile nur noch auf die absoluten Casual Gamer und hofft auf 3rd Party Produkte für die wenigen gebliebenen Hardcore-Fans. Nur jene Fans gieren nach Nintendo-IPs und nicht nach GTA und Call of Duty Ports.
Sony
Sony’s Position ist auch nach der gestrigen Präsentation in Frage zu stellen. Was ihre Online-Plattform betrifft, sind sie noch immer meilenweit hinter Microsoft. Noch immer weiß niemand was Home so wirklich sein soll und noch immer ist keine Beta in Sicht. Filmdownloads kommen, ein Service den die Konkurrenz schon lange bietet.
Support für die PSP wächst, was nichts daran ändert, dass die Hardware weiter überteuert bleibt. Man hält am Produkt fest, auch wenn dies angesichts der DS-Zahlen mehr wie eine Verzeiflungstat erscheint. Auch die PS2 erhält weiter neues Futter. Ich vermisse etwas mehr PR für die PS2. Die PS2 ist die beste Konkurrenz zum Wii, stattdessen versucht man krampfhaft einen teuren Kampf gegen Microsoft.
Für die PS3 fehlte auch nur eine einzige Überraschung, stattdessen gab es vorgerenderte Filme, um überhaupt eine Art Hype auszulösen. Das beste bei Sony, war die Präsentation der nackten Zahlen mit Hilfe vom Hoffnungsträger Litte Big Planet. Sony hat ein riesiges Problem. Ihre ehemals exklusiven IPs bluten aus und Neues gibt es mit Ausnahme von Little Big Planet nicht.
Hübsch mit Render-Filmchen angekündigt wurde MAG (Massive Action Game), eine Art FPS-MMO-Hybrid, der irgendwann in diesem Jahrhundert tatsächlich realisierbar sein sollte. Ganz ehrlich, wenn ein Playstation Home Jahre bis zur Beta braucht, wie realistisch ist dann ein 256-Player-Shooter? MAG ist schon jetzt das neue Duke Nukem Forever.
Bei Sony scheint es mächtig zu lodern. Man schaue sich auch einmal dies hier an. Sony’s offizielle PR-Zahlen sind absolut zu hinterfragen, im Gegensatz zur Konkurrenz.
Ein Fazit
Final Fantasy zeigt wunderschön, wie sich der Markt verändert hat. In einem Marktumfeld, in dem die dominante Plattform nicht den Ansprüchen klassischer Core-Produkte gerecht wird und die Alternativen (PS360) quasi Kopf and Kopf im Rennen sind, funktionieren exklusive AAA-Produkte nicht mehr. Final Fantasy hat dann immer erst auf eine Plattform gesetzt, als diese den Markt dominiert hatte: NES gegen Master System, SNES gegen Genesis/Mega Drive, PS1 gegen Saturn, PS2 gegen XBOX. Square ging davon aus, dass die PS3 die Konkurrenz dominieren wird und baute die Entwicklung auf pure Hoffnung. Nun ist FF13 kein Produkt von Hobbyentwicklern sondern dürfte gigantisches ein Budget erreichen, dass man mit einem reinen PS3-Port eben nicht mehr so schnell eingespielt bekäme. Man muss praktisch auf der XBOX360 entwickeln, wenn das Projekt ein bestimmtes Budget erreicht. Epische, plattform-exklusive Titel sind finanziell und somit auch effektiv am Ende. Es lebe die Multi-Plattform-Entwicklung.
Kleine Highlights gibt es dennoch. Wer eines der letzten echten Entwickler-Urgesteine im Interview sehen möchte, der sei auf diese Videos verwiesen. Carmack legt hier ganz offen und ohne PR-Filter, die Situation des Marktes klar. Auch wenn Rage als Spiel versagen sollte, was ID da an Entwickler-Tools hat, ist verdammt wertvoll. Auch sehenswert ist der Wolfenstein-Trailer. Oh Gott, darf man als Deutscher überhaupt den Titel erwähnen? Auch wenn die Serie bei uns praktisch seit dem Jahre 0 verteufelt wird, dieser Trailer rockt in jeder Beziehung. Am besten schonmal play.com als Lesezeichen speichern und dann irgendwann bestellen. Ich bezweifle, dass auch dieser Teil der Serie, jemals offiziell bei uns erscheinen wird.
Der Trend/Hype zum Casual Gaming, zum Öffnen des Marktes ist nach dieser E3 jedenfalls kein Zufall oder keine Phase mehr, aondern die größte Änderung im Denken dieser Industrie überhaupt. Alle großen Erfolgsgeschichten des letzten Jahres basieren darauf.
PS: Loben muss ich ausdrücklich mal, wie solche Veranstaltungen von den Medien im Jahre 2008 genutzt werden. Ich erinnere mich noch an eine Zeit weit vor dem Internet. E3 hieß damals Wochen nach der eigentlichen Veranstaltung, stapelweise überdicke Zeitschriften zu kaufen und Stunden lang zu lesen. Heute heißt E3, die Präsentationen live und Sekunden später HD-Trailer der Produkte sehen zu dürfen. Hier hat sich wirklich alles verändert.
2 Kommentare
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global $hemingway ?>Beziehen sich die Gesamtverkaufszahlen für den DS nur auf Europa? Denn weltweit bewegen die sich doch stark auf die 80 Millionen zu, wenn sie nicht schon drüber sind.
Das ist alles eine Frage der Relation. Sony hat insgesamt inzwischen mehr als 37 Millionen PSPs verkauft. Das sieht nur im Vergleich zum DS (und auch zum GameBoy Advance (SP) mit rund 80 Millionen verkauften Exemplaren) wenig aus, die aber eben auch preislich in einer anderen Liga spielen. Weder PS3 noch Xbox 360 können bisher auch nur halb so viele Verkäufe vorweisen, auch die Wii kommt da noch nicht ran.
Ein Misserfolg sieht anders aus.
Die 20 Millionen beinhalten US- und EU-Zahlen, beide ziemlich gleich aufgeteilt, 10 Millionen für jeden Markt. In den 20 Millionen fehlt Asien, primär Japan, genau dort ist der Markt auch satt und kauft nun statt eines zweiten DS eine PSP.
Als erfahrener Spieler ist man im EU-Land mit dem DS am A%#@*, das müssen echt völlig neue Spieler sein. Die besten Titel erscheinen hier nicht. Zum Glück ist der Dollar so schwach, so dass Importe billig sind.
Was bei uns hier für absoluter Dreck an DS-Software zu lächerlichen Preisen kaufbar ist, gehört sofort in die Tonne. Der Schrott kommt, weil es eine Goldgrube ist. Im Schnitt kostet ein Titel rund 40,- Euro. Die Budgets für solchen Mist sind winzig, da kann man sich ausrechnen, wie wenig man verkaufen muss, um ein dickes Plus auf dem Konto zu sehen.