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der PC als untote Spiel-Plattform
  • Wed, 20. February 2008
  • 3 Kommentare

der PC als untote Spiel-Plattform

Diese Woche ist GDC, eine Art Klassentreffen für Spieleentwickler und jährlich immer wieder Quelle für mehr oder weniger sinnvolle Kommentare. Ewiges Thema wohl auch diesmal? PC-Gaming. Tot? Lebendig? Wie sieht’s aus? Populous-Urvater und Gaming-Urgestein Peter Molyneux kommt plötzlich mit der Behauptung daher, PC-Gaming sei in einer “tragischen Form”. World of Wacrraft und Die Sims seien die einzig gut laufenden Franchises und anderes funktioniere nicht mehr.

Wo soll man bei der endlosen Debatte um den PC als Plattform für Spiele anfangen? Ich bin mittlerweile reiner PC-Spieler, nachdem ich ein Jahrzehnt lang nur für Konsolen verfügbar war. Ich kenne beide Plattformen sehr gut. Wenn Molyneux und Co. über den PC jammern, dann weil sich eben nicht mehr so einfach Millionen scheffeln lassen wie früher.

PC-Gaming is dead

“I think it’s a huge tragedy. I mean, you might as well say PC gaming is World of Warcraft and The Sims… The weird thing is everyone’s got a PC, they’re just not buying software for it,”

Früher herrschte ein regelrechter Wettkampf zwischen PC und Konsole. Beide hatten ihre ganz spezifischen Genres. Konsolen hatten das Monopol für Ikonen wie Mario, Sonic und Arcade-Ports, PCs dienten für technisch-fortschrittlichere, komplexere und hardware hungrigere Genres. Konsole war Jump’n’Run, PC war Strategie und Ego-Shooter. Dieses Szenario baute sich nach der Home-Computer-Ära auf. Homecomputer vereinten zuvor PC/Konsolen-Genres. Als die Ära um C64, Amiga und Co. endete, teilten Konsolen und PCs die Genre unter sich auf und mit beiden ließ sich so, relativ einfach gut verdienen.

Als mit der ersten XBOX ein Semi-PC als Konsole verkauft wurde, war klar, dass sich die Zeiten ändern. Spiele zu erschaffen wurde teuer. Die Hardware wurde verwässert, ergo fielen sämtliche Genremonopole. Ego-Shooter eroberten Konsolen, allen vorran das Halo-Franchise. Umgekehrt wurden erhielten exklusive Konsolen-Serien, plötzlich einen PC-Port. Die Plattform-Genre-Grenzen fielen rapide.

Vor 8 Jahren wurde ich von Mitspielern, von der Konsole – damals Dreamcast – zum PC gelockt: EverQuest hieß ein damals noch unbekanntes PC-Spiel. Ein MMORPG, was immer das auch war. EverQuest war etwas, was es auf Konsolen nicht gab, daher wurde der PC für mich zur primären Plattform. Bis heute ist es dabei geblieben. Konsolen sind für mich bis heute völlig uninterressant. Was die Genre-Evolution betrifft, treten Konsolen seit Jahren auf der Stelle. Praktisch seit Playstation One Zeiten, finde ich nur noch “Höher, schneller, weiter.” Neues sehe ich nicht. Mit Boomblox kommt bald ein Wii-Titel, wo ich erstmals sagen würde: “Ja das sieht unterhaltsam aus.” Halo? Das ist Doom 2.0. GTA? Sand-Box Titel dieser Art gab es schon auf dem C64, nur grafisch hat sich was verändert. Guitar Hero und Co.? Bemani-Spiele haben wir damals schon auf dem Dreamcast bis zum Exzess gespielt.

Das wirklich Neue sind MMORPGs und da sieht es nun mal auf Konsolen mau aus. PC-Gaming wird von dem dominiert, was man nicht auf Konsolen findet, dies war auch schon in den 90ern der Fall. Wenn Studios erwarten mit PC-Ports die gleichen Absatz-Zahlen zu bekommen wie auf Konsolen, dann sind sie sehr blauäugig. Eine XBOX360 gibt es ab 299,- Euro. Dieses System spielt Titel wie Assasins Creed. Der PC-Port von dem gleichen Spiel, braucht ein System, was unter 1000,- Euro kaum zu bekommen ist. Hmm, welche Option wird der Käufer wohl wählen. Bleeding edge PC-Gaming ist in der Tat auf dem absteigenden Ast. Soweit ich das sehe, verhält sich der Konsolen-Markt nicht viel anders. Die Spiele die sich 2007 am meisten verkauften, definieren sich nicht primär mit Grafik und technischem Schnick-Schnack. Die klassische Zielgruppe für (PC-)Spiele – jung, männlich – ist nicht mehr so marktbestimmend, wie noch vor 10 Jahren. Wer jetzt immer noch ausschließlich dafür Produkte entwickelt, braucht sich über sinkende Umsätze nicht wundern. Musterbeispiel dafür ist Bioshock. Dieser Titel heimste überall die besten Kritiken und diverse Auszeichnungen ein. In der Liste der 10 meist verkauften Titel 2007, taucht Bioshock dennoch nicht auf, eben weil es ein ganz klassischer düsterer Shooter ist, der eben auf jene junge, männliche Käuferschicht zielt, die auf dem absteigenden Ast sitzt. Hardcore-Gamer verlieren an Bedeutung und das missfällt Urgesteinen wie Molyneux, die jahrzehntelang nur für solche Spieler entwickelt haben.

Audiosurf

Es geht aber auch anders. Klein und fein. Audiosurf zum Beispiel. 9.95 Dollar kaufen einem ein wunderbares PC-Spiel, dass in dieser Form wohl eher schlecht auf Konsolen funktionieren würde. PC-Gaming ist nicht tot, es hat sich nur an den Markt angepasst, ein Markt der weniger technikfokussiert ist, als vor 10 Jahren. Dieses Jahr kommt endlich Spore auf den Markt und wird hoffentlich beweisen, wie “tragisch” der PC-Markt so ist. Der Markt hat sich verändert, Urgesteine wie Molyneux wohl eher nicht. Wer über PC-Gaming lamentiert, beweist nur Neid, kein Sims oder WoW im Portfolio zu haben. Ein Sims oder WoW würde auch den Konsolen-Markt finanziell absaugen und auch dieser Plattform zu einer “tragischen” Form verhelfen. Molyneux sollte weniger analysieren und ein neues Populous konzipieren.

Audiosurf

PS. Audiosurf unbedingt bei Steam kaufen. Ist eine Mischung aus Rez, WipeOut und Bejeweled. Einziger Makel bisher? Es lassen sich nur MP3s ins Spiel integrieren. iTunes’ AAC-Format wird strikt ignoriert, großer Punktabzug dafür. Meine Song-Empfehlung für Audiosurf lautet Narayan von The Prodidgy. Schöner langer Titel mit langsamen und schnellen Passagen. Funktioniert herlich mit Audiosurf.

Fez

Weil es halbwegs zum Thema passt und schon jetzt irre unterhaltsam ausschaut, erster Bilder von Fez einem Indie-Game, dass von der Games Developer Conference schon jetzt viel Hype bekommt.

  • Schlagwörter:
  • Audiosurf,
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  • Molyneux,
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  • Spore.

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3 Kommentare

Für diesen Eintrag wurden die Kommentare geschlossen.

  • #1
  • Wed, 20. February 2008
  • Marc schrieb:

Auf dem PC ist schon seit langer Zeit tote Hose angesagt. Das Problem ist, dass selbst MMORPGs sich selbst zu ähnlich sind. D.h.: Kennst Du eines, kennst Du alle. Auf dem Konsolen kommen im Moment einfach die besseren Spiele während man auf dem PC nicht mal mehr anhand der Nummer einer Grafikkarte sagen kann, wie schnell sie wirklich ist.

  • #2
  • Wed, 20. February 2008
  • Chris schrieb:

> Das Problem ist, dass selbst MMORPGs sich selbst zu ähnlich sind. D.h.: Kennst Du eines, kennst Du alle.

Wenn du EVE kennst, kennst du WoW, kennst du Guild Wars? Mit ähnlicher Berechtigung (quasi so gut wie gar keiner) könnte man über Konsolenrennspiele sagen, dass wer Forza kennt, auch PGR und GT kennt.

> Auf dem PC ist schon seit langer Zeit tote Hose angesagt.

Mmh. 10 Millionen zahlen monatlich für WoW. Die Verkaufszahlen jeder beliebigen Nextgen-Konsole sehen dagegen lächerlich gering aus, schließlich geht es da jeweils um die Verkäufe einer gesamten Plattform, nicht nur um ein einzelnes Spiel. 15 Millionen Steam-Accounts sind für Valve auch ein Erfolg.

Als Fan “westlicher” Rollenspiele bin ich am PC immer noch am besten aufgehoben. Wir haben den Witcher, wir haben NWN2 samt Mask of the Betrayer, wir bekommen Drakensang und Dragon Age, wir haben zahlreiche MMORPGs und letzten Endes bekommen wir sogar Mass Effect noch dieses Halbjahr.

Letzten Endes muss einfach jeder schauen, was er gerne spielt, und dann die Hardwareplattform(en) wählen, die ihm das bietet. Was ich am allerwenigsten abkann, sind Leute, die mir erzählen, dass Wii, PS3, PC oder DS das allergrößte seien, nur weil die zufällig ihren Spielgewohnheiten am ehesten entgegenkommen. Am auffälligsten ist das ja bei den Handhelds: Im Vergleich zu den Nextgen-Konsolen verkaufen sich sowohl PSP als auch DS ausgesprochen gut. Aber ein “Krieg” kann offenbar nur einen “Gewinner” haben, auch wenn beide Handhelds komplett unterschiedliche Zielgruppen ansprechen.

Webmaster
  • #3
  • Thu, 21. February 2008
  • chrismue schrieb:

Technik und Genres spielen hier eine kleine Rolle, denn schließlich kennt wer ein FPS gespielt hat, auch jedes andere. Bioshock unterscheidet sich im Kern recht wenig von Castle Wolfenstein. Die Spielmechanik ist fast unverändert, darum auch der immer größer werdene Fokus auf dem Erzählen von Geschichten, weil man spielerisch seit Jahrzenten auf der Stelle tritt.

Was Statistiken immer als Attachment-Rate bezeichnen ist hier der Schlüssel. PS360-Spieler (also 360 und PS3 Spieler) sind eine ganz homogene Klientel. Zum großen Teil Core-Gamer, die monatlich mehrere Spiele kaufen, auch weil die Durchschnitts-Zeit für klassische Single-Player-Spiele sinkt. PC/Wii-Spieler dagegen besitzen eine sehr niedrige Attachment-Rate, kaufen also eher wenig Software für ihre System, weil auch die Spielzeit insgesamt geringer ausfällt. WoW mal völlig außer vor gelassen, vebringen PS360-Spieler sehr viel mehr Stunden, als ihre PC/Wii-Kollegen.

Es gibt auch Konsolen nichts Vergleichbares wie die Sims/WoW, also ein relativ offenes Konzept, was sich quasi endlos spielen lässt. Einzig Guitar Hero/Rockband gehen in die Richtung und positionieren sich nicht grundlos in den Topsellern 2007. Beim Wii die gleiche Situation. Wii Sports und die endlosen Mini-Game-Sammlungen haben kein echtes Ende und bedienen damit perfekt ihre Spielerschaft.

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