Logo coldheat - Weblog von Christian MĂŒcke

Seitenleiste einblenden

  • Archiv
  • Layouts
  • 100 Filme
  • Uniques
  • Impressum
  • Mo., 10. Dezember 2012
  • 1 Kommentar

Film des Tages – Anna Karenina (2012)

Video placeholder image
Video Abspielen

Die aktuelle Anna Karenina Verfilmung ist ein beeindruckender Film. Das mindestens. Und es fĂ€llt schwer, zu beschreiben, warum eigentlich. Die Geschichte ist es schon mal nicht, das kann ich ganz klar sagen. Ich hab das Buch nicht gelesen, dachte im Film aber mehrmals, dass ich das vielleicht besser hĂ€tte machen sollen, bevor ich mir den Film angeschaut habe. War aber zu spĂ€t dann auch. Anna Karenina ließt man ja auch nicht eben so nebenbei. Ich hatte im Film wiederkehrend den Eindruck, dass der Film mit etwas erzĂ€hlen will, fĂŒr das Tolstoi eine Sprache gefunden hat, dass in den Figuren mehr passiert, als ein Dialog oder ein Film erzĂ€hlen kann. Immerhin: Der Film hat mir diese Ahnung eines fehlenden Mehrs vermittelt. Das muss man auch erstmal hinbekommen.

Die Schauspieler sind auch kaum das Beindruckende am Film. Zum einen sehen sie alle schrecklich britisch-amerikanisch aus. Kein Gesicht geht wirklich als russisch durch. Ich kenne persönlich zwar nicht soviel Russen, aber Kiera Knightley, Jude Law, nicht einmal Domhnall Gleeson (Sohn von keinem geringeren als Brendan Gleeson!), den noch am russischten zurecht gemacht ist. Auch können die Hauptfiguren schauspielerisch kaum Überzeugen. Keira Knightly spielt die gleiche Rolle, wie immer, Aaron Taylor-Johnson beschrĂ€nkt sich darauf, in Uniform gut auszusehen und einzig Jude Law, weiß in der Rolle des gealterten Rationalisten und Ministern zu erfreuen.

Nein, das wirklich beeindruckende an dem Film ist die Art seiner Inszenierung. Das geht schon mit der allerersten Einstellung los.

Wir sehen, wÀhrend wir im Kinosaal sitzen, einen Theatersaal, in dem ein Vorhang hÀngt, auf den Vorhang aufgemalt ist. Weil das Kino zweidimensional ist, zweifelt man zunÀchst einen Moment, oder der Vorhang aufgemalt ist, oder nicht. Dann hebt er sich und es ist klar, dass er nur aufgemalt sein kann, denn die seltsam verspielten Falten behalten prÀzise ihre Form.

Dann passiert etwas auf der BĂŒhne und die Kamera bewegt sich durch den BĂŒhnenraum, hinauf auf die BĂŒhne umkreist die Figuren, fĂŒhrt uns hinter die Kulissen, wĂ€hrend die Figuren irgendetwas machen, dann wieder auf die BĂŒhne, dann ist hinter der BĂŒhneplötzlich eine Straße mit einer Kutsche und es schneit, dort, wo keine Straße und keine Kutsche sein dĂŒrfte und es auch nicht schneien sollte. Noch immer bewegt und dreht sich die Kamera und wir wissen nicht, ob wir eine TheaterauffĂŒhrung im Film sehen, ober das eine Art OvertĂŒre sein soll, oder ob das schon „der richtige Film“, ob das „die richtige Geschichte“ ist. Es ist der richtige Film. Noch immer ohne Schnitt. Und es ist die richtige Geschichte, ob schon, die steten, praktisch unmöglichen Umbauten und surealen Szenen etwas weniger schnell wechseln und etwas weniger surreal werden. Im Grunde aber bleibt der Film so, auch wenn er zu etwas konventionelleren Bildern findet. Der Theaterraum wird noch etliche Male auftauchen, ebenso wie der Raum ĂŒber dem Theater. Die Szene, die BĂŒhnenbilder sind teilweise wie nur halb richtig gemacht, wie provisorisch in ein echtes Theater hineingebastelt. Die Schnitte immer wieder unmöglich, fantastisch und – ich sags nochmal – surreal.

Wenn die Geschichte nicht so seltsam unzeitgemĂ€ĂŸ wĂ€re, wĂ€re ich geneigt begeistert zu sein. So bleibt ein durchaucs beeindruckender Abend mit einem Film, den ich so schnell kein zweites Mal sehen muss, den ich aber als Meilenstein gewillt bin zu bezeichnen, weil ich hoffe, dass sich andere Regisseure an ihm ein Beispiel nehmen werden.

Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Ben_.

  • Schlagwörter:
  • 10s,
  • Ben,
  • Drama,
  • EuropĂ€isches Kino,
  • Kino.

Zum gleichen Thema

  • Inception
    Inception
  • Edward mit den ScherenhĂ€nden
    Edward mit den ScherenhÀnden
  • Being Perfect
    Being Perfect
  • The Terminator
    The Terminator
  • Angst sitzt neben mir
    Angst sitzt neben mir
  • Gamification bei Filmen
    Gamification bei Filmen

1 Kommentar

FĂŒr diesen Eintrag wurden die Kommentare geschlossen.

Webmaster
  • #1
  • Mo., 10. Dezember 2012
  • Christian schrieb:

Respekt. Ich habe echt ein Problem mit solchen klassischen Schinken. Selbst wenn sie grandios inszeniert sind. Ich wĂŒrde so gern endlich auch ein Barry Lyndon genießen können, aber irgendwie fĂŒhl ich mich dann immer wie wie 14 Jahre alt, im Theater wĂ€hrend einer SchulauffĂŒhrung sitzend.

CC © 2025 C.MĂŒcke DatenschutzerklĂ€rung ZurĂŒck zum Seitenanfang