Brot und Spiele
Die offene Beta zu Diablo 3 ist passiert und hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Blizzard Sequels sind so eine Sache, auch hier erhält man Diablo 2 mit neuer Oberfläche und allen Zutaten, die Blizzard aus sieben Jahren World of Warcraft gezüchtet hat. Es ist schwierig einen passenden Vergleich zu finden. Es gibt viele Möchtegern Steven Spielbergs, die seine Klassiker versuchen nachzubasteln und teilweise damit ziemlich weit kommen, aber nie die letzten Details reproduzieren können. Der Meister selbst schafft das zwar auch nicht mehr, aber Blizzard ist Spielberg, der es wieder und wieder schafft die gleiche Perfektion zu erreichen.
Das Hack’n’Slash ist jetzt kein modernes Genre, dass es voran zu führen gilt. In der Abwesenheit eines Blizzards haben es viele versucht, niemand kam an das Original heran, nur eben der Urvater. Es ist erschreckend zu sehen, wie lange dieser Titel in Entwicklung ist, und wie er seinem Vorgänger dann doch ähnelt. Qualität braucht offensichtlich Zeit, auch wenn man nur eine alte Blaupause nachbaut. Mein Fazit: in typisches Blizzard Sequel. Man liebt oder hasst es dafür.
Das eigentlich Thema soll ein davon abgeleitetes sein. Worin Blizzard brilliert ist eine bestimmte Art Gameplay, welches essentiell für einen Erfolg ist, der sich über Jahrzehnte erstreckt. Ich nenne es mal für den Rahmen dieses Artikels Butterbrot-Gameplay. Geschmacklich vielleicht kein Ausreißer, aber so generisch – im besten Sinne des Wortes – das es endlos oft von einer großen Masse essbar ist.
Die Strategie dieser Titel, entspricht denen eines MMOs, lange bevor es dieses Genre gab. Ein Produkt existiert nicht um innerhalb von drei Monaten möglichst viele Boxen zu verkaufen, sondern im auch zehn Jahre nach Release noch aktive Spieler zu haben. Mit Gameplay aktueller Blockbuster-Titel im Stil eines Call of Duty, ist das genauso unmöglich, wie mit Angry Birds. Das Erste bietet zu intensives, masseninkompatibles Gameplay, das Zweite keinen Raum für Tiefe.
Ich muss immer schnunzeln, wenn darüber gejammert wird, wie langweilig MMO Gameplay im Vergleich zu einem kontemporären Actiontitel wäre. Diese Formulierung kommt immer von Autoren, die das Prinzip eines MMOs nicht verstanden haben und monatliche ihre fünf neuen Titel konsumieren. Ein MMO ist darauf ausgelegt, über Monate und Jahre als einzelner Titel zu fesseln. Dafür muss das Gameplay Butterbrot sein. Jeder andere Geschmack lässt die Rezeptoren über eine so lange Dauer absterben.
Es ist schon irgendwie ironisch, dass ein Diablo 3 im Jahr 2012 für 50,- Euro verkauft wird, während links und rechts Free-to-Play Spiele sich zu Anwärtern für Titel des Jahres mausern. Ich denke dieses Jahr sehen wir wie F2P den Mantel der Skepsis endgültig ablegt. Mittlerweile sehen so viele, so gute Titel den kostenlosen Einstieg, dass Diablo 3 auch hier auf den ersten Blick antiqiert wirkt. Als PC-Spieler hat man schon jetzt die Auswahl an zu vielen, kostenlosen und sehr guten Titeln. Ein League of Legends oder Tribes Ascend sind da nur die Spitze des Eisbergs und trotz epischer Zahlen noch lange nicht am Rand des potentiellen Markts. Mit Blick auf diverse Kickstarter Projekte , Free to Play und einbrechende Gewinne bei klassischen Geschäfftsmodellen, gab es wirklich keine bessere Zeit ein Spieler zu sein als jetzt, auch wenn Vieles einen bekannten Beigeschmack hat.
2 Kommentare
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global $hemingway ?>Sag doch mal … was ich mir nicht vorstellen kann (was auch daran liegen mag, dass ich nie Diabolo gespielt habe), ist, was Diabolo wohl besser machen könnte als Torchlight …
Ohne Torchlight 2 gespielt zu haben, bekomme ich den Eindruck doch relativ unterschiedliche Titel zu bekommen. T2 geht den Nintendo Weg: schnell, intensiv im besten Sinne des Wortes oberflächlich und nach einer gewissen Zeit sicher weniger aktiv. In T2 nach einem Jahr noch viele Mitspieler zu finden, dürfte schwierig sein.
D3 wird langfristig ein typisches Blizzard Titel und abhängig davon, wie erfolgreich das Aktionshaus wird, werden die Updates kommen. D3 wird mehr Nuancen und Balance bekommen. Das Chaos wird sicherlich am Ende so intensiv wie in T2 werden.
Ich werde beide Titel anspielen. Grundsätzlich tendiere ich eher zu T2, allein schon um des Preises und des Underdog Faktors wegen. Torchlight ist Mario Kart, Diablo ist Gran Tourismo.