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Heute vor zehn Jahren nutzte Sega das so prägnante Datum 09.09.1999 zur Veröffentlichung der Dreamcast auf dem amerikanischen Markt. Anlässlich dieses so einprägsamen Datums, nutze ich die Gelegenheit der Dreamcast ein würdiges Jubiläum zu schreiben. Meine Konsole hatte ich schon wenige Wochen vorher bekommen. Es war die Hong Kong Version (ohne Modem) mit einem Spiel nach Wahl für damalige 599,- DM. Bis dato war dies meine teuerste und am frühsten importierte Konsole… und sollte es auch ewig bleiben. Ich setzte meine gesamte Hoffnung als Spieler auf diese Konsole trotztdem Sony mit der PlayStation 2 schon ein neues Pferd im Stall hatte. Sega war für mich immer die coole Alternative zum Massengeschmack und diesmal wollte ich dabei sein, nachdem ich erst beim Mega Drive, dann beim Saturn noch widerstehen konnte.
Der Grund für die Dreamcast lässt sich auf einen Titel reduzieren: Sould Calibur. Sie sind selten geworden, diese Momente, bei denen man als Spieler noch völlig beeindruckt vor dem Medium kapituliert, weil es zu einer unerklärlichen Magie geworden ist. Jene Momente kann ich an einer Hand abzählen. Soul Calibur das erste Mal live zu sehen gehört dazu. Ab diesem Moment, hat das Medium erstmals seit vielen Jahren wieder, einen echten Generationssprung hingelegt, wie man ihn vielleicht seit zehn Jahren vergeblich sucht. Hier gab es nicht nur bessere Technik zu sehen, das komplette Packet ließ keine Fragen offen. Allein für diesen Titel hat sich die Dreamcast gerechtfertigt.
Diese Jahre waren auch meine Hochzeit der Forentreffen, jene seltsamen Ereignisse, bei denen man völlig fremde Menschen trifft, die man glaubt durch das Lesen von Texten zu kennen. Ich bin damals noch mit dem echten Wochenendticket, quer durch Deutschland gefahren, um irgendwo andere verrückte Spieler zu treffen. Legendär waren und sind die Treffen des Man!ac-Forums. Die Dreamcast dominierte hier für viele Jahre den Spaßfaktor. Hier wurden nach zwei Uhr Nachts nur noch die absoluten Klassiker gespielt. Die Neo Geo Fraktion klebte an Garou – Mark of the Wolves – von siebzehn Uhr nachmittags bis acht Uhr führ Non-Stop. Mario Kart, Street Fighter, Goldeneye blieben noch erhalten, der Rest lief auf der Dreamcast: Virtua Tennis, Soul Calibur, Samba de Amigo, House of the Dead 2, Space Channel, REZ. Es brauchte lange Zeit, bis man hier würdige Nachfolger auf der Playstation 2 fand.
Die Dreamcast war ihrer Zeit zu weit voraus, war vor XBOX Online- und vor Wii Party-Konsole. Sega selbst hat sich im westlichen Markt zu sehr in Arcade-Spielen verrannt, zu einer Zeit, als der Markt lieber epische sechzig Stunden RPGs sehen wollte. Ich jedoch war damals mehr für die kurzen aber intensiven Augenblicke zu haben. Online-Gaming auf der Dreamcast sollte dann schließlich auch der Anfang vom Ende für mich als Konsolenspieler bedeuten.
Meine Dreamcast läuft immer noch und wird regelmäßig immer wieder aktiviert. Die Konsole ist ein extrem robustes Teil Mechanik. Der Controller bleibt ein Schwachpunkt, der Arcade Stick dagegen gehört zur obersten Kategorie und erfüllt noch heute dank USB-Adapter selbst am PC seinen Dienst. Das Laufwerk hustet nach all den Jahren zwar ab und zu, aber es läuft und läuft und läuft.
Der Grund noch selbst heute eine Dreamcast zu haben, sind die endlos vielen perfekten Ports diverser japanischer Arcade-Spiele. Jene Genres, die in den letzten zehn Jahren einfach nicht verbessert werden konnten. Günstiger wird man selbst heute nicht an das perfekte Spielhallenerlebnis kommen.
Die Dreamcast ist nicht nur für mich, die beste Konsole aller Zeiten. Man bekam hier zum ersten mal das Erlebnis Spielhalle nach Hause geliefert. Die Ports der Arcade-Spiele waren alle durchweg schnell und makellos. Nicht nur dass, sondern die Spiele selbst waren einfach grandios gut, auch wenn es noch Jahre brauchte, bis mehr als die wenigen Käufer sehen konnten. REZ ist selbst heute noch seiner Zeit vorraus. Virtua Tennis gilt als beser Vertreter des Genres. Kein Soul Calibur kommt an den Erstling heran und die Dreamcast hatte ein MMO bevor ein PS3 Spieler auch nur was mit dem Kürzel anfangen konnte. Welche Version von Marvel vs Capcom 2 nahm man kürzlich als Quelle für den PS360-Port? Richtig. Dreamcast.
Es lohnt auch ein Blick hinter die Kulissen. Sega hatte mit Peter Moore den vielleicht besten Verkäufer der Branche. Erst nachdem Moore zu Microsoft kam, wurde die XBOX zu einem Erfolg. Mittlerweile sind die Streitigkeiten zwischen den Japanern und Moore zu Dreamcast-Zeiten legendär.
Was die Konsole so besonders macht ist ihre Geschichte und ihre Eigenschaften, abseits der Software. Hier haben wir ein perfektes Produkt zur falschen Zeit, mit so vielen neuen Ansätzen, dass man den durchschnittlichen Käufer überforderte. Man werfe einen Blick auf Microsoft’s Natal Demo, die bisher den Namen Milo trägt. Sieht revolutionär aus? Seaman auf der Dreamcast ist praktisch Milo nur 10 Jahre früher. REZ zählt noch heute als unübertroffen. MvsC2 ist gerade wieder veröffentlicht wurden und die frühen 3D Sonics zählen noch heute als einzig gelungener Versuch, die Ikone um eine Dimension zu erweitern.
Es gibt nur ein einziges wahres Indiz für die Qualität eines Spiels, die Spielzeit und hier finden sich viele Beispiele, die noch heute wenig verändert sehr populär sind. Die letzten Jahre und Monate konnten wir auffällig viele Wiederveröffentlichungen alter Dreamcast Games auf neuen Plattformen sehen. Ein Blick auf Microsoft’s “Killerapplikation” Milo für Natal, zeigt wie weit Sega schon mit der Dreamcast der Zeit vorraus war.REZ, Marvel vs Capcom 2 sind noch heute Meilensteine. Seaman war schon vor viele Jahren, was Milo versucht zu werden. Hoffentlich diesmal erfolgreicher.
Der Titel, der auf alle Zeiten mit der Dreamcast genannt werden wird, ist eindeutig Soul Calibur. Dieses Spiel ist ein glücklicher Unfall und gilt nich grundlos als noch immer bester Teil der Serie. Ich werde nie vergessen, wie dieser Titel über einen Beamer im Tunier gespielt wurde. Es war 2002, wenn ich mich recht erinnere. Ich wurde auf dem Tunier des Forumstreffens zweiter von gut einem Dutzend Teilnehmer und auch nur, weil mein Semi-Exploit vom Sieger durchschaut wurde. Über dieses Spiel gibt es nichts mehr zu schreiben, was nicht schon woanders erwähnt wurde. Mehr Videospielgeschichte geht nicht.
Sega hat massiv auf Multi- bzw. Online-Spiele gesetzt und damit verloren, womit Microsoft und Nintendo heute gewinnen. Segea’s interne Entwickler wuchs über sich hinaus. Heute ist man nur ein Schatten seiner selbst, auch weil die führenden Köpfe weg sind. Auffällig ist, wie sehr man den Weg nach vorn gesucht hat und zwar in allen Disziplinen: Gameplay und Präsentation.
Als Fußmarke wird die Dreamcast primär als erste echte Online-Konsole in die Geschichte eingehen. Sega hatte ganz klar die besten Titel der Zeit, aber keinen Markt, der den wahren Wert schon damals hat erkennen können. Die Infrastruktur für Online-Gaming war damals noch viel zu schwach. Ohne eine Flatrate spielt es sich online doch eher suboptimal.
Die Dreamcast sollte bis heute Sega’s letzte Konsole sein. Finanziell brach die Dreamcast Sega das Rückrat und man kapitulierte vor der Konkurrenz, vielleicht war man auch hiermit wieder seiner Zeit vorraus, was mehr als eine Anspielung auf die kommende Generation der Konsolen sein soll. Für mich war die Dreamcast, der eigentliche Abschied der Konsolen und der Eintritt in die noch damals verhasste PC-Gemeinschafft. Zwar gab und gibt es bei mir Konsolen nach der Dreamcast, aber keine mehr so intensiv wie vor zehn Jahren.
Rückblickend ist es eigentlich nur bizarr, wie Sega mit diesem Produkt so schlecht beim Käufer landen konnte. Vor zehn Jahren war der Markt einfach noch nicht groß genug, um so eine Semi-Nische finanziell funktionieren zu lassen. Zu viele kleine falsche Details auf einer zu ungeraden Linie.
Bei mir hat die Dreamcast ganz klar den Thron der Konsolen eingenommen. Zu viele, zu gute Erinnerungen sind mit diesem kleinen Stück Elektronikspielzeug verbunden. Ich habe noch heute “Freunde”, die vor vielen Jahren als Mitspieler online auf der Dreamcast zugestossen sind. Blicke ich zurück auf die vergangenen spielerischen Jahre, dann bleiben da nicht viele echte Schritte nach vorn, verglichen mit dieser Konsole.
Wie muss das Fazit der Dreamcast lauten? Das zu fortschrittliche Produkt zu falschen Zeit, resultiert im finanziellen Ruin und im Platz der Herzen der wenigen aber intensiven Fans. Ich kenne keinen Dreamcast Spieler, der seine Konsole selbst heute nicht in höchsten Tönen lobt. Von dieser Sorte Käufer gab es einfach zu wenige, sonst sähe der Markt heute sicher anders aus. Sega’s Rückzug aus dem Markt, war schließlich der Auslöser für Microsoft’s Einstieg mit der XBOX.
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