Flatrate der Argumente
Hey die Dinosaurier berichten uns wieder von der Zukunft. Weit mehr als 10 Jahre nach dem Tod des Geschäfftsmodells, sucht die Musikindustrie noch immer nach einem rettendem Strohhalm und greift dabei mit jedem neuen Versuch ins Leere. Dies ist ein weiteres Beispiel für ein Problem, dass sich nur bei einem echten Generationswechsel löst. Gleiches gilt auch für die „Killerspiel“-Debatte. Ehrlich gesagt möchte ich nicht heutige Entscheider verurteilen. Die Blinden können einfach nicht von der Farbe reden.
Ich bin sicherlich ein Vertreter, der den Wechsel der Medien so intensiv wie kein anderer erlebt hat. Mein erstes gekauftes Musikmedium war eine Kasette, anschließend eine CD und heute schließlich eine Datei. Der Wegfall eines physikalischen Trägers der Information, führt unausweichlich zum Wegfall der Wahrnehmung des Wertes. Die heutige wichtigste Zielgruppe für Musik (Jugendliche) kennen Musik nur noch als nicht mehr greifbares Medium. Jenen den Wert des Mediums vermitteln zu wollen, ist für eine ältere Generation hoffnunglos. Es wird nicht funktionieren. Keine „Kulturflatrate“, keine Strafen und kein Onlineverbot wird jenen Käufern den Wert der Musik als Produkt vermitteln können. Wer sich an diesen Strohhalm zu klammern versucht, wird ewig scheitern. Es geht hier um Konsumenten, die für ein Klingelton mehr bezahlen, als für den eigentlichen Ursprung. Über die normalen Wege heutiger Manager und Lobbyisten, kommt man an diese Käufer nicht mehr heran.
Es ist schon so oft geschrieben worden, aber noch einmal zur Wiederholung. Wer mit Musik Geld verdienen möchte, konkurriert mit der Illegalität. Wer davor die Augen verschließt, hat schon verloren. Möchte man mit der Generation Napster überhaupt noch Geld verdienen, muss man ihnen eine bessere Alternative als den illegalen Download bieten und sie werden dafür bezahlen. Mit einem phyischen überteuerten und antiquiertem Produkt voller Hürden verliert man.
Ich empfehle der Musikindustrie dann doch mal über den Tellerrand hinaus zu schauen. Kunden zahlen auch 2009 für ein Produkt, wenn man ihnen den wahren Wert vermitteln kann und der illegale Weg als der deutlich schlechtere erscheint. Wenn die großen Labels ihren Kunden direkt Download-Flatrates bieten, werden alle Sorgenfalten über Nacht verschwinden. Wo bleiben die Premium-Angebote? Die Zeiten, in denen man jeden Musikkonsumenten pro gehörtem Titel eine Rechnung stellen kann, sind für immer vorbei. Wer sich von diesem Gedanken nicht verabschieden kann, hat 2009 seine Kompetenz verbraucht. Musik als Produkt funktioniert nur noch über die Mischkalkulation. Weniger zahlen für den Verbrauch aller. Wie gut das funktioniert, sieht man an Angeboten wie iTunes. Jeder iTunes-Käufer ist in der Lage auch den illegalen Weg zu nehmen. Er tut es nicht, weil er den Eindruck hat mit Bezahlung bei iTunes das bessere Produkt mit einem Mehrwert zu erhalten. Es ist der angenehmere, einfachere Weg zum Produkt. Nur auf diese Idee musste ein Konsumenten orientiertes Unternehmen kommen.
Grundsätzlich hinterfrage ich auch, ob die eigentlichen produktiven Musikmacher ernsthaft schlechter leben als vor 10 Jahren. Hier nutzt ein Wasserkopf die Veränderung des Vertriebs zu großen Teilen um sich selbst zu rechtfertigen. Der echte Künstler kann heute besser denn je völlig unabhängig von seinem Werk existieren, was vor 10 Jahren noch unvorstellbar war. Egal ob Superstar oder unbekannter Indie-Artist. So furchtbar wie es versucht wird öffentlich darzustellen, geht es der Musikindustrie nicht. Einzelnen? Vielleicht. Insgesamt? Nein. Wenn überhaupt ist es wie woanders auch ein Verteilungsproblem. Wenn der 13jährige Teenager sein illegal heruntergeladenes Britney Spears Album hört, während es sich Bilder von ihr im Magazin anschaut, wo sie als reicher Megastar inszeniert wird, dann wird es niemand schaffen, diesem Teenager klar zu machen, wieso er für dieses Album Geld hätte bezahlen müssen. Sicher nicht, damit sich Popstar-X einen weiteren Ferrari kaufen kann und sicher auch nicht, um Manager-Y einen neuen Elfenbeinrückenkratzer finanzieren zu können.
Es wird Zeit, sich als Industrie anders darzustellen und endlich global konkurrenzfähige Produkte anzubieten.
2 Kommentare
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global $hemingway ?>„Es wird Zeit, sich als Industrie anders darzustellen und endlich global konkurrenzfähige Produkte anzubieten.“
Warum? Lass die Hufschmiede doch über das Automobil klagen! Es nütz ihnen ja doch nichts und wir kommen ja doch von A nach B (bzw. an gute Musik).
Das gute Produkt findet immer seinen Käufer, aber bei Musik ist das gute Produkt eben leider völlig plan- und somit finanzierbar. Solange es überbezahlte Megaproduktionen gibt, braucht es leider ein Labelsystem was vorfinanziert.
Wäre aber einen Versuch wert. Morgen komplette Musikindustrie schließen und schauen was passiert. Ich glaube man würde langfristig nichts vermissen, weil das Produkt Musik sich durchaus selbst regulieren kann.