
Warum wir moderne Filmkritik brauchen
Alte gegen neue Schule. 2008 im Bereich der Filmkritiken bedeutet dies, alteingesessene Filmkritiker gegen Blogger. Seit letzter Woche erfahren wir also, dass gedruckte Filmkritik überflüssig ist und Schuld daran sind wie so oft die stümperhaften Blogger, die sich einbilden ihre Wortfetzen seien von Bedeutung. Auch ich fühle mich hier irgendwie angesprochen, liegt sicherlich an den wenigen Filmbeiträgen.
Irgendwie ist diese Diskussion nur wieder ein weiterer Teil der Serie, “Früher war alles besser.” Diesmal jedoch ist die These völlig abwegig. Spätestens seit der aktuellen Maulsperre für Kritiker, bei der neuen RAF-Verfilmung Schattenwelt, zeigt sich die Ursache des Problem. Film ist ein Massenmedium, dass nicht von ein paar elitären Schreiberlingen zu bewerten ist. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann eine gedruckte Filmkritik mal den Ausschlag gab, einen Film anzusehen oder auch nicht.
Eine allererste Websites, die den Wert des Onlinemediums wie kein andere zeigte, war damals schon Ain’t it cool News. Bis heute ist dies für mich die erste und beste Anlaufstelle für Filmkritiken. Der Wert von AICN liegt nicht in den Texten der festen Autoren, sondern in den meist anonymen Einsendungen, die dann oft veröffentlicht werden und in der Summe ein objektives Fazit formulieren. Sprachlich scheint man hier nicht immer in der ersten Liga zu fahren, aber darauf kommt es nicht an. Auch diesen Punkt, ignoriert man völlig.
Leser sind heute nicht mehr so naiv wie früher. Vor Jahrzehnten beeinflussten ganz wenige populäre Kritiker den Massengeschmack und darin waren sie teilweise sehr effektiv. Spätestens jedoch als mit Jaws die Ära der Blockbuster eingeleitet wurde, musste die geschriebene Kritik Federn lassen. Mundpropaganda wurde zu einem echten Werkzeug der Filmstudios, das man bis heute lernt zu nutzen.
Den besten Eindruck eines Massenmediums bekommt man nicht durch das Lesen einer gedruckten Kritik. Auch AICN weiß ganz genau, dass es viele verschiedene Kritiken braucht, um dem Leser den weitesten Blick auf das Produkt zu geben. Ein Massenmedium braucht auch Masse bei seiner Kritik.
Film funktioniert auch auf verschiedensten Ebenen, bietet einen günstigen Preis und somit selten einen wirklichen Fehlgriff für den Zuschauer. Filmkritik insgesamt, erfüllt hier eine wesentlich unwichtigere Rolle, als zum Beispiel in der Literatur. Ein Buch ist teurer als eine Kinokarte und meistens auch nicht nach neunzig Minuten durchgelesen. Hier braucht der durchschnittliche Konsument also durchaus Untertützung in Form der Rezension.
Grabenkämpfe zwischen professionellen Kritikern und Bloggern sind sowas von überholt. Wir alle wissen, dass auch diese Nörgler in wenigen Jahren ihre Texte nur noch online veröffentlichen und gerade damit mehr Einfluss als bisher erlangen werden.
Das Medium Internet hat jede Form der Kritik verändert. Auch hier gewinnt jener Autor, der es schafft sich anzupassen. Jeder Versuch die gebloggte Kritik totzuschreiben, wird scheitern. Es ist ein Segen mehr Stimmen zu hören und kein Fluch. Ich jedenfalls kann mit der Kritik eines ambitionierten Amateurs mehr anfangen, als von jemanden, der von den Filmverleihen extra eingeladen und gewindelt wird, damit seine Kritik ja schön rosig ausfällt. Es gibt keine professionelle oder nicht professionelle Kritik, es gibt nur Kritik die gelesen oder ignoriert wird. Gelesen wird heute nun mal was online ist. Cinema-Papst Roger Ebert weiß um diese Tatsache und hat schon vor Jahren erkannt, dass seine Kritik primär online gelesen wird. Professionelle Kritik und das Internet schließen sich nicht aus. Es ist wahrscheinlich doch nicht alles Dreck, was man online so lesen darf.
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