Microsoft’s UI-Design-Elite
Der Werbe-Blog für das kommende Office 2007, enthält einige Texte die wirklich interessant sind. So auch die zwei Teile zum Theme-Design. Der heutige Text ist pures Gold:
„After we finished an initial version of blue, we wanted to do something more high concept, a bit more techy, and less mainstream–and thus Black was born. Each of the themes takes a team of designers several months; hundreds of hand-drawn PNG files comprise the core of the UI, many of them additionally rendered in 120, 144, and 196 DPI versions in addition to the standard 96 DPI version. And, of course, the 1500 colors have to be altered to match the new theme as well.“
Several months um eine Farbpalette zu ändern. Da hat wohl jemand die 80er Jahre verschlafen, als die ersten Pixel-Programme schon damals Palettierung zum Kinderspiel machten, ach wie hieß noch dieses legendäre Programm für den Amiga, mit dem bis Anfang der 90er alle großen Game-Studios arbeiteten? Etwas weiter im Text steht dann:
Initially, we thought about making Black the Vista default. (In fact, we shipped Beta 2 this way.) The black scheme was kind of inspired by the Vista taskbar and start menu, so it wasn’t a totally crazy notion.
Unfortunately, it turns out that many monitors can’t really display the black theme very well. On many LCD and CRT monitors alike, ugly banding occurs across many parts of the Office window in this scheme.
This is because these monitors can’t display the many shades of very dark gray used in Black. We investigated what changes to the color scheme we could make to enable it to display better on more monitors, but it turns out that you need to either significantly flatten the UI (which made it look like Command Prompt) or lighten it up to the point where it’s pretty much Silver. So Black as default was out of the picture.
Wie schafft es Microsoft nur diese Milliarden zu sammeln, wenn sie hochbezahlte Design-Teams, für ihr zweit wichtigstes Produkt schlechthin, beschäftigen, nur um beim ersten Praxis-Test zu merken „Oh das funktioniert ja garnicht“. Klassisches Learning-by-Doing. Solche Fehler dann allerdings offen zu legen verdient schon Anerkennung, kleinere Firmen könnten solche Fehler die Existenz kosten, bei Microsoft dagegen wird man so etwas als lehrreiche Erfahrung zu den Akten legen.
Nur ein weiterer Teil der Serie „Microsoft versagt beim Interface-Design“. Die schicken Effekt des Vista UIs sind sicher schon bei vielen angekommen. Was schon auf Screenshots seltsam wirkt …
… sieht in Bewegung noch deplatzierter aus. Ok, ich erkenne, dass man den Fenster im Aero-Theme die Erscheinung von Glas geben möchte. Hmmm, aber irgendwie wirkt die Illusion bei mir nicht, wieso nur? Könnte es sein, dass Glas keinen solchen Schatten wirft? Vielleicht weil Glas extrem weiche Schatten produziert? Beim Bewegen der Fenster schreit es einem förmlich entgegen „FAKE!“. Es ist nett, dass Microsoft sich mal wieder im Aufpolieren des angestaubten Interface versucht, aber bitte nicht mit solchen Ergebnissen. Es hat einen Grund wieso bei mir sämtliche Windows-Versionen, im klassischen alten Win2000 Theme laufen – ein optisch grundsolides Werk. Zwar mag Office primär ein Produkt für den normalen Nutzer sein, aber ein Visual Studio oder die unzähligen anderen MS-Produkte sind es nicht, bekommen aber dennoch den schicken Pastell-Blau-Anstrich verpasst, der zwar auf den ersten Blick schick sein mag, auf den zweiten dagegen recht schnell nervt.
Das neue Ribbon Element, im Interface des kommenden Office 2007 (die Beta ist für jeden, mittlerweile gegen eine winzige Zahlung erhältlich), ist funktionell ein guter Schritt nach vorn. Es ist im Grund eine leicht veränderbare und recht aufgeräumte Palette, voller schlecht gestalteter, glänzender Aqua-Icons, die das Auge schnell zum Ermüden bringen. Wieso bietet man nicht wenigstens eine nüchterne Version ohne optischen Schnick-Schnack, der sowieso irgendwann bald vom nächsten Trend abgelöst werden wird.
Ich möchte nicht schon wieder die Lobeshymnen für Apple anstimmen, aber im Interface-Design spielt Apple mehr als eine Liga über Microsoft. Besonders was Icon-Design betrifft, sind nur noch ein paar wenige Ausnahmen aus der Spielebranche besser als Apple und ja Blizzard gehört dazu. Es sind immer die Details, die solch komplexe Oberflächen in der Gestaltung herausheben.
2 Kommentare
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global $hemingway ?>Kann ich mich nur anschließen. Ich find das Ribbon eigentlich ganz Klasse, für Word. Besonders für nicht so versierte User, die können das nämlich nicht mehr so kaputtkonfigurieren wie die bisherigen verschiebbaren Buttonleisten.
Aber was sollen die ganzen Farbverläufe, warum 1500 verschiedene Blautöne? Das ist in erster Linie eine wirkliche Belastung fürs Auge.
Mein erster Gedanke beim Herumspielen mit der Vista-Beta war auch: „Ist ja toll, dass mein Monitor 16 Millionen Farben darstellen kann. Aber müssen die immer alle gleichzeitig zu sehen sein?“ Und der Fehler mit den Schatten ist schon herb. Mir ist das gar nicht aufgefallen, ich hab mich nur gewundert, warum das Glas so seltsam wirkt.
Mir gefällt allerdings, dass man bei Aero wesentlich mehr Einflussmöglichkeiten auf die Darstellung hat als bei den XP-Themes.
Naja, ich werde wohl auch bei Vista wieder auf den Windows Classic Style gehen oder mir was nettes sehr schlichtes selber machen.
Denn seit XP habe ich immer wieder das Gefühl, das MS für die steigende Zahl der Augenkrebserkrankungen eine nicht unimense Mitschuld zu tragen hat.
LG Stulle