2012 im Abriss
Es ist wieder mal soweit, das Jahr ist vorbei, wir leben trotz Untergangsprophezeihung noch und ich werde das vergangene Jahr jetzt in einem Blogartikel zusammenfassen. 2012 war ok. Das Jahr zuvor war besser, aber ich möchte nicht zu sehr schimpfen. Auf irgendeine gesunde Art und Weise, war das Jahr sehr Augen öffnend und lehrreich. Perfekt also, um genug Zeit für die so wichtige Ablenkung zu finden. Medial finde ich das Jahr als ziemlich ergiebig.
Hängen bleibt erst mal die persönliche Produktentdeckung des Jahres. Ich war wirklich der größte Tablet Zweifler, aber dann bekam ich ein Retina iPad geschenkt. Diese neuen Geräte sind perfekt für den puren Konsum und für mich hat das iPad alle anderen Geräte beim alltäglichen Lesen des Internets abgelöst. Ich traue es mich kaum zu schreiben, aber verdammt, dieses Tablet ist zu einem wichtigen Werkzeug geworden.
Filme des Jahres
Filmisch war 2012 bei mir sehr spannend. Der Film des Jahres ist sehr einfach zu finden. The Raid ist perfektes, modernes Action Kino, ganz im Geiste der 80er und 90er Klassiker. Der Film bleibt bei mir unvergessen und er entzündet ein Feuer der Hoffnung, dass es doch noch fähige, neue Action Regisseure gibt.
Die restlichen Filme waren durchweg alle sehenswert. Ich habe sehr wenig wirklichen Schrott gesehen. Ein Trend? Ich habe mehr deutsche Filme geschaut, allesamt im Fernsehen, aber die waren wirklich gut. Ganz offensichtlich existiert eine tolle deutsche Filmkultur abseits von Schweiger Komödien und Kinderfilmen. Im Prinzip schaue ich alles Deutsche an, was Ben_ empfiehlt und fahre damit ziemlich gut. Die Höhepunkte 2012 sind dabei Alle anderen, Morgen das Leben und Drei.
Was noch? Prometheus ist jetzt nicht das neue Alien geworden, aber es bleibt für mich ein sehenswerter Film und der best aussehendste des Jahres. Batman war sehr mäßig, Bond dagegen hat sehr positiv überrascht. Der Rest war dann doch sehr durchschnittlich und teilweise immenser Spaß, aber eben auch wieder sofort vergessen. Hallo The Expendables 2.
mal wieder Fernsehen
Eine Sache hat sich aber auch dieses Jahr nicht geändert. Neue Fernsehserien und ich, das wird keine Freundschaft mehr. Ich habe es mehrfach versucht, aber ernsthaft, es funktioniert nicht. Beispiel? Wer und wie kann man bitte Breaking Bad genießen? Es ist die verfilmte Langeweile. White angry male als Protagonist und Scarface Komplex? Tut mir leid, damit kann ich nichts anfangen. Bei Sitcoms dagegen spielt die Familie keine Rolle mehr und damit deklassiert sich auch dieses Konzept bei mir. Eine Ausnahme ist The Middle, für mich das spirituelle Erbe und das modernisierte Roseanne Format. Die logische Folge von fehlendem tollen Neuen ist, dass ich wieder altes Zeug neu entdecke. Lief Taxi eigentlich im deutschen Fernsehen? Das ist tolle Unterhaltung, trotz des Alters.
Drei Kleinigkeiten aus deutscher Hand muss ich hier notieren. Der Tatortreiniger ist sehenswert und verdient zurecht neue Folgen im nächsten Jahr und wer bitte kam auf die geniale Idee, Helge Schneider ein TV-Format zu geben? Großartigst nur noch sehr rar. Ich mag auch was die ARD schon letztes als auch dieses Jahr im Vorabend probiert. Der gleiche Sender, der den Tatort momentan gegen die Wand fährt, versucht sich hier im 1-Stunden-Format, an einer modernen Version des Krimis. Lustig, skuril, jung besetzt, lokalisiert. Das funktioniert nicht immer sehr gut, aber es ist neue deutsche TV-Fiktion, für die man sich nicht schämen muss.
An dieser Stelle möchte ich auch meine Internetvideo Höhepunkte des Jahres erwähnen. Es tut mir leid, aber Tom Jones ist noch immer eine der coolsten Säue überhaupt und klingt auch 2012 besser als alle Casting-Show-Nutten zusammen. Jones lässt sich nur noch toppen, in dem man ihn neben Will Smith und Gary Barlow setzt, die zusammen Prince of Bel Air performen. Es ist seltsam zu sehen, wie die künstlerischen Helden meiner Jugend so langsam wegsterben. Die Reaktion anderer Künstler zu sehen, fühlt sich dann noch unangenehmer an. Abschließen möchte ich aber mit zwei Helge Schneider Klassikern. Zeisig und sein Auftritt hier.
Verspieltes Jahr
Bei Spielen wird es etwas ausführlicher werden. Für mich persönlich ist das Medium in diesem Jahr an einem perfekten Ort angekommen. Auch wenn es schrecklich formuliert klingt, für mich ist es perfekt. Spiele sind Fast-Food geworden. Für 1,- bis 10,- Euro pro Titel, bekomme ich endlos viele, völlig unterschiedliche Erlebnisse. Es ist kein Zufall, dass ich dieses Jahr kein MMO mehr spiele. 2012 ist auch mein Ende bei World of Warcraft. Die Idee, heute einen monatlichen Betrag von 15,- Euro zu bezahlen, ist plötzlich so lächerlich geworden, wenn ich für den gleichen Betrag mehrere Titel bei Steam kaufen kann. Insgesamt habe ich in den letzten zwölf Monaten 34 Spiele bei Steam gekauft. Maximal ein Drittel davon habe ich durchgespielt und das ist großartig. Dieser Balast einen Titel abzuschließen ist weg. Wenn der Spaß weg ist, dann ist Schluss, egal ob es 1,- Euro Indie Titel sind, oder gehypte 90er Metacritic AAA-Produktionen. Genug Allegemeines, kommen wir zu einzelnen Titeln.
Mein Spiel des Jahres ist so eindeutig wie beim Film. XCOM ist grandios und bietet ein Erlebnis, wie man es seit Ewigkeiten nicht bekommen hat. Das Spiel ist nicht perfekt und definitiv altbacken und nicht massen-kompatibel, aber gerade deshalb mag ich es so. The Walking Dead, deklassifiziert sich bei mir als Spiel des Jahres, weil es für mich kein Spiel ist. Der Titel bietet aber wie viele in diesem Jahr, eine einzigartige Erfahrung und für mich so wunderschön ist die Tatsache, dass The Walking Dead nur Dank einer Hand vonn Autoren so gut geworden ist.
Was ist noch in Erinnerung? FTL beweist, dass Kickstarter Spiele wirklich gut sein können. Definitiv eines der besten Spiele des Jahres. Diablo 3 war eine kurze Zeit lang perfekt, aber hat bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Interessant fand ich Borderlands 2 oder Diablo ohne Blizzard Politur mit Gewehren und Pistolen. Borderlands 2 ist toll gemacht und bis auf das eigentlich Gameplay beeindruckend, aber es ist auch ein EverQuest, dass auf sein World of Warcraft wartet, soll heißen der Kern des Spiels, auch Gameplay Loop genannt, ist für mich auf lange Zeit zu belastend. Ich bleibe dabei, dass eine FPS-Mechanik wie hier 1:1 übertragen, sich nicht für ein PvE-Gameplay, dass sich über so viele Stunden zieht, anbietet. Borderlands 2 beweist mir, dass die Idee eine enorme Zukunft hat, aber es braucht ein erfahreneres Studio, um ein FPS-MMO zu perfektionieren.
Legends of Grimlock bringt perfekte Dungeon Master Stimmung ins Jahr 2012. Verdammt gut, aber auch verdammt schwierig. Dishonored ist so nahe wie man einem neuen Half-Life kommen kann. Das Spiel ist allein für seine Präsentation ein muss. Ansonsten ist es die Form eines Stealth Games, die mir noch grade so gefällt. Ganz klar einer der Höhepunkte des Jahres.
2012 hat mir auch gezeigt, dass ich als Spieler für bestimmte Genres zu alt bin. Es tut mir leid, aber Single Player FPS Spiele sind entweder das Entlanglaufen eines Korridors und warten auf geskriptete Evente, während einem NPCs die Ohren voll schreien, oder Open-World-Konzepte, bei denen man sich selbst unterhalten muss. Das ist nicht mehr mein Geschmack. Auch außerhalb meines Verständnisses sind MOBAs wie League of Legends oder DOTA 2. Vor zehn oder fünfzehn Jahren wäre das genau mein Ding gewesen, aber heute bin ich schon abgeschreckt, wenn ich nur die Auswahl der Charaktere sehe. Meine Fresse, mehr scheint 2012 wirklich mehr zu sein.
Insgesamt halte ich 2012 für ein tolles Jahr des Mediums. Free to play ist kein Makel mehr, sondern Gegenwart auf einigen und Zukunft auf anderen Plattformen. Was man momentan für Lau spielen kann ist irre. MMORPGs haben ihren Zenit endgültig überschritten und es ist ein Armutszeugnis, dass World of Warcraft nach 8 Jahren noch mit der Konkurrenz den Boden wischt. Kickstarter (ähnliche wie Free-to-Play) ist Segen und Fluch für das Medium. Steam bleibt auch in diesem Jahr die beste Plattform, was ich wieder realisieren musste, als ich einen neuen Rechner gekauft habe. Nur ein Login und man kann sofort wieder jeden Titel spielen, muss sich um Abwärtskompatibilität keine Sorgen machen und bekommt neue Titel für wirklich lächerliche Preise. Nur diese Zensur für deutsche Käufer ist lächerlich. Ich freue mich sehr auf das nächste Jahr, denn der Markt wird weiter fragmentieren und besonders abseits eines Call of Duty unterhalten.
So klingt und liest sich 2012
Auch dieses Jahr bin ich nicht der große Album Käufer geworden. Künstler von denen ich blind jedes neue Werk kaufen würde, sind halt nicht mehr so produktiv. Das einzige Album was ich hier erwähnen möchte ist Life is good. Nach vielen mäßigen Versuchen, kehrt Nas zu altem Niveau zurück und erreicht dabei fast wieder Illmatic Form. Im gleichen Kontext bleibt mir ein Lied definitiv weit über das Jahr hinaus in Erinnerung. Es ist wirklich sehr lange her, dass das Genre solch guten Texte bekommen hat und wieder zeigt sich, es geht nichts über Erfahrung.
Darüberhinaus entdecke ich wieder alte Musik, teilweise wovon ich dachte, sowas nie mögen zu können. Erstmal muss ich der Terror-Dubsteb-Hysterie des Jahres dafür danken, mir wieder elektronische Musik der 90er schmackhaft gemacht zu haben. Irgendwann gebe ich mir die Chemical Brothers definitiv mal live … irgendwann. Ich muss auch zugeben, dass YouTube für mich zur reichen Quelle für Musik geworden ist. ?uestloves 60 Minuten Dilla Mix habe ich endlos oft gehört. Ist auch ein perfekter Abschluss des Jahres.
Bücher kamen dieses Jahr sehr kurz. Primär hab ich nur altes Zeug gelesen. Anthony Bourdain Kitchen Confidential war eine tolle kleine Mahlzeit, sehr unterhaltsam geschrieben, auch wenn man das Thema sicherlich mögen muss. Mein Palahniuk Buch in diesem Jahr war Stranger Than Fiction, eine Art Geschichten Sammlung, ganz was anderes als man sonst von ihm gewöhnt ist. Nach Prometheus habe ich auch noch mal Lovecrafts At the mountains of madness gelesen, um meinen Verdacht zu bestätigen. Ich muss zugeben, dies ist eine sehr solide kleine Geschichte und war so ziemlich die einzige gelese Fiktion des Jahres. Empfehlen möchte ich auch noch ein Buch über Schriften. Die meisten seiner Art sind ehehr trockene Hausaufgaben, aber Just My Type: A Book About Font von Simon Garfield kann man auch als Nicht-Schrift-Experte genießen.
Dank Kindle App auf dem iPad habe ich mir fest vorgenommen wieder mehr zu lesen, auch weil es bei eBooks so einfach ist, kostenlos an Public Domain Material zu kommen und da sind so viele große Werke dabei, vor denen ich bisher immer kapituliert habe.
Wenn ich mir diesen Text so anschaue, muss ich feststellen, dass 2012 ziemlich gut gefüllt war, war verschiedenste Medien betrifft. Das übergeordnete Thema scheint hier aber wirklich zu sein, alte Werke neu zu entdecken. Ich merke dass sich mein Geschmack im Laufe der Jahr ändert und ich Zugang zu Werken bekomme, die ich vor Jahren noch belacht habe. Sowas finde ich spannend.
Mal schauen was 2013 so zu bieten hat.
6 Kommentare
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global $hemingway ?>Paradebeispiel für Helge Schneider ist für mich immer noch dieses Fragment aus der TV-Total-Sylvester-Show: Helge Schneider singt Frank Sinatra als Udo Lindenberg. Oder so.
http://www.youtube.com/watch?v=5E5dcE1g2oI
Als erstes Mal nur zum Film: Du bist lustig! Das ehrt und freut mich natürlich, dass Du Filme schaust, die ich empfehle. Aber von den drei erwähnten habe ich nur einen gesehen. Und „Morgen das Leben“ kannte ich noch gar nicht, werde ich aber ganz sicher nächsten Jahr sehen. Danke schonmal dafür!
Zu den anderen Themen, später mehr!
Mir war das ganze Genre „MOBA“ bis dato völlig unbekannnt und ganz schnalle ich das immer noch nicht. Ist World of Tanks in dem Sinne auch ein MOBA?
„alte Werke neu zu entdecken“ scheint mir auch ein schönes Thema für 2013 zu sein und ich würde sogar noch weitergehen … alte Techniken gleich mitentdecken.
Danke für die spannende Zusammenfassung. Sowas sollte man vielleicht öfter als nur einmal im Jahr machen.
MOBAs sind ein neues, eigenes Genre, bestehend aus Einzelteilen uralter anderer Werke. Auch hier ein wunderschönes Beispiel für Everything is a remix.
Das Genre erblickte das Licht der Welt, als Mod für Warcraft 3, möglich weil Blizzard hier seine Helden Units so aufgeblasen hat, dass daraus ein eigenes Genre werden konnte.
Zu einfach formuliert ist es Diablo + Warcraft/Starcraft. Es mischt Action Strategie mit RPG Elementen und kopiert dabei sehr von Tabletop Spielen. Es ist so erfolgreich, weil es die Antimaterie zum aktuellen Trend ist. eine Mount Everest artige Lernkurve, endlose Spieltiefe, endlose Variation. Das Genre insgesamt ist das global am meisten gespielte Genre des letzten Jahres, auch wenn in Amerika und Europa nur wenige dabei sind. Ost-Europa und Asien dagegen sind hier episch besetzt. Halt die Märkte, die noch nach echten Spielen gieren und nicht nur nach interaktiven Cut-Scenes.
Wie gesagt, zehn Jahre früher und es wäre genau mein Ding. Heute bin ich davon hoffnungslos überfordert.
Das Geschäfftsmodell ist auch spannend. Die drei großen Titel lauten League of Legends, DOTA 2 und Heroes of Newerth. Bis auf DOTA finanzieren sie sich durch das Kaufen einzelner neuer „Figuren“ ala Warhammer 😉
DOTA macht es soweit ich das bisher sehen kann etwas anders. Valve verkauft von Fans erstellte Gegenstände, die im Prinzip aber nur Kostmetik sind. Interessanter ist hier aber was anderes. Ähnlich einem Abo, kann man sich Zugang zu Streams der professionelleren Spielen kaufen. Eine Art Kabelfernsehen der Zukunft.
Na toll! Drei Videos und eine halbe Stunde Rumlesen auf der Dota2-Seite und ich ärgere mich schon wieder, immernoch keinen Gaming-PC zu haben. Mist.
Es geht noch böse-genialer. Jeder Steam Account hat die Möglichkeit einen DOTA2 Spectator-only Client zu laden, so dass man sich Live Spiele direkt im Client anschauen kann. Folter!