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The French Connection

The French Connection

Bevor ich im Blog einen Film bespreche, schaue ich ihn mir noch einmal kurz vorher an, lese ein paar Kritiken und die jeweiligen Wikipedia-Artikel, weniger um abzuschreiben, mehr um irgendwas zu finden, was nicht schon zigfach geschrieben wurde. Im Wikipedia-Artikel zu The French Connection fallen mir zwei Worte ins Auge: „aesthetically significant“. Besser kann man es nicht formulieren. The French Connection ist wie so oft bei Klassikern die Summe seiner einzelnen Faktoren. Der Film ist in keinem Bereich noch heute massiv überlegen, aber als Gesamtwerk ziemlich ungeschlagen. Worum geht’s? The French Connection ist ein Polizeifilm, der das Tagesgeschäfft zweier Drogenermittler im New York der 70er Jahre dokumentiert. Zu Handlung selbst möchte ich nichts weiter schreiben. Spätestens heute hat man zu diesem Genre schon alles gesehen. Was den Film so gut macht sind seine Ecken und Kanten. Es existiert nicht ein positives Element im Film. Der Soundtrack ist deprimierend, die Optik bietet abgeriffene trostlose Bilder und die Darsteller setzten dem Ganzen die Krone auf.

Dieser Film ist Gene Hackman. Ich kenne kein anderes Beispiel, bei dem ein Schauspieler über so lange Zeit eine so eindrucksvolle phyische Präsenz bieten kann ohne dabei unrealistisch zu wirken. Selbst ohne Steroide ist Hackman hier jemand, den man nicht neben sich haben möchte, aber der Film setzt einem die Figur mit jeder Filmminute dichter an die Seite. Als Ausgleich existiert zu Hackman’s James „Popeye“ Doyle, Roy Scheiders Buddy „Cloudy“ Russo. Er ist projektierter Zuschauer in einer völlig trostlosen Welt und der Einzige im Film, der unseren tragischen Anti-Helden (dessen Bogen im zweiten Teil vollendet wird) mag. Hier gibt es ganz große Szenen zu sehen, wo Schauspiel auch zwischen den Zeilen stattfinden kann.

„Listen, I know the deal hasn’t gone down yet. I KNOW it! I can feel it, I’m dead certain“

Zwei Dinge machen den Film zeitlos. Die Optik im Film ist ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus. Lange bevor Handkamera und digitaler Schnitt visuell aus jedem Blockbuster eine Dokumentation machen sollten, zeigt The French Connection wie es richtig geht. Für mich ist es auch der perfekte Gegenpol zu 2001′ klinisch reiner Optik. TFC ist dreckig, blutverschmiert und abgenutzt. Das eigentliche Zitat des Films, dass ewig referenziert werden wird, ist die legendäre Verfolgungsjagd. Nichts gegen unrealistische CGI-Orgien, aber niemand kann es mit der Intensität jener Szenen aufnehmen, als die Protagonisten im PKW einen Verdächtigen im Zug quer durch die Stadt verfolgen. Das sieht heute noch unangefochten gut und gefährlich aus.

Noch ein paar kritische Worte. Dies ist wieder mal definitiv weiterer wenig Frauen kompatibler Film. Zu trostlos geht’s hier zu. Es fehlt auch jegliche Existenz eine bedeutenden weiblichen Rolle. TFC ist auch kein gute Laune Film und es gibt kein Happy End. Es existiert ein Sequel zum Film, dass wirklich sehr sehenswert ist und dem Charakter „Popeye“ klar weiter ergänzt, aber nicht gegen das Original anstinken kann. Wer an Teil Eins Gefallen findet, wird Teil 2 aber sehen müssen. Er ist im Konzept völlig anders und bietet wieder Hackman in Bestform. Für mich ist The French Connection noch immer die Referenz für einen guten und harten Polizei-Film. Was für ein Klassiker in jeder Beziehung. „You still pickin your feet in poughkeepsie?“

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