Logo coldheat - Weblog von Christian Mücke

Seitenleiste einblenden

  • Archiv
  • Layouts
  • 100 Filme
  • Uniques
  • Impressum
  • Fr, 18. August 2006
  • 2 Kommentare

power to the people – Bürgerjournalismus

Für einen kommenden Artikel zum Thema Typographie im Netz, bin ich vor ein paar Tagen auf diese Seite gestoßen. Ein feines Beispiel für eine gelungene Typographie, aber darum soll es jetzt nicht gehen. Dort fand ich gestern einen Text, der mir aus der Seele spricht. Es geht um die Kritik an auch zum Beispiel Webseiten wie dieser hier. Genauergesagt um den journalistischen Anspruch veröffentlichter Texte und Fotos der Massen, oder um es mal ganz simpel auf den Punkt zu bringen: die alteingesessenen Medien kommen nicht drüber hinweg, dass ihnen moderne Medienformen wie Webblogs die Kunden wegnehmen.

Dieser Text bezeichnet den Trend als Bürgerjournalismus und verweist auf den dazu passenden Wikipedia-Eintrag. Der Artikel spricht viele Wahrheiten aus, ohne zu sehr eine Seite zu bevorteilen, beste Journalisten-Schule also, es bleibt alles schön neutral. Nun ist das hier mein privates Weblog und ich muss nicht der fachlichen Dirkatur des Journalismus-Labels unterliegen.

Was wir hier erleben ist die klassisch deutsche Reaktion auf eine Veränderung. Der Mensch hasst Veränderungen, der deutsche Mensch noch viel mehr. Nun ich kann die Frustration auf Seiten der überbezahlten Redakteure mehr als nachvollziehen. Da kommen plötzlich namenlose Schreiber ohne Studium und nehmen ihnen die Leserschaft weg. Die wenigstens fragen, sich weshalb dieser Trend vorliegt, oder wie man ihn für sich benutzen kann. Die deutsche Medienlandschaft fragt sich, wie können wir diesem Trend entgegenwirken. Offensichtlich hat man sich für die einfachste Lösung entschieden: der Kritik.

Der Medienkonsum des Normal-Bürgers ändert sich, nur die Produktion tut es nicht. Gibt es eine tägliche deutsche Zeitung, die mir die neuesten MMO-Nachrichten frisch in den Briefkasten liefert? Nein, die gibt es nicht und deswegen verlieren mich viele Medien als ihren Leser, Zuschauer und Zuhörer. Wenn mir kein deutscher Medienkonzern meine Dosis Informationen verpassen kann, dann suche ich sie mir selbst und finde sie auch – Medienkompetenz nennt man so was.

In Zukunft werden immer mehr Menschen sich ihre Nachrichten selbst suchen und nicht darauf warten, irgendwann mal aus deutscher Hand gefüttert zu werden. Je erfahrener die Gesellschaft im Umgang mit dem Internet wird, umso stärker wird die Flucht aus klassischen Medien sein. Viele Grundpfeiler des deutschen Pressekodex blockieren den modernen Konsum von Medien, weshalb die Informationsquellen die diesem Kodex nicht unterliegen, ihre Vorteile leicht ausspielen können: Masse statt Klasse, für den Informationsjunkie der Neuzeit. Offensichtlich auch mit Erfolg, ansonsten gäbe es die Kritik daran nicht. Auch dies ist typisch deutsch, kritisiert wird erst wenn der Erfolg da ist und alte Dogmen in Gefahr geraten.

Ein Punkt den der Text etwas vernachlässigt möchte ich noch hinzufügen. Nie war es einfacher als heute, seinen Output der breiten Masse zur Verfügung zu stellen. Wer heute eine Computer-Tastatur bedienen kann, besitzt alle technischen Fähigkeiten, die ein Journalist haben muss. Das Internet und diverse Blogging-Tools machen es so einfach wie nie zuvor. Wenn plötzlich jeder aus einem Stück Holz einen Schrank selbst bauen könnte, würde auch Ikea mit der Kritik an selbstgebauten Schränken seiner Kunden loslegen. Schließlich schreiben die Herrn und Damen Journalisten auch nicht um die Welt, sondern um ihre Finanzen zu verbessern, weshalb diese Kritik stark geheuchelt ist.

Man schwingt das Zepter des Pressekodex und propagiert den Qualitätsanspruch, um sich in die letzte verbleibende Nische zu retten. Dank des Internets bekommt jeder freien Zugriff auf alle Informationsquellen, wie sie kommerzielle Redaktionen seit Jahren für sich monopolistisch beanspruchen. Das Bild des Journalisten, mit Notizblock in der Hand und Kamera um den Hals, ist leicht angestaubt. Seit Jahren kommen Informationen auch für die Redaktionen der Presse und der Sendeanstalten, aus wenigen großen Quellen und werden dann je nach Redaktion unterschiedlich gefiltert. Nichts wofür es einen separaten Kodex geben müsste. Hinzu kommt der Verlust von Einfluss, Macht und damit wiederum von Geld. Werbung wird nicht nur weniger geschaltet weil die Leserzahlen schwinden, sondern auch weil sie woanders viel effektiver platziert werden könnte. Einem privaten Blog ein Produkt kostenlos zum Testen zur Verfügung zu stellen, kann viel effektiver sein, als es jede klassische Werbemaßnahme.

power to the people

  • Schlagwörter:
  • Blogosphäre,
  • Web 2.0,
  • Zeitungen.

Zum gleichen Thema

  • Freitags /rant
    Freitags /rant
  • auf ins Web 3.0 - Twitter
    auf ins Web 3.0 - Twitter
  • Winterlethargie
    Winterlethargie
  • Niveau runter, Klicks rauf
    Niveau runter, Klicks rauf
  • When there is no more room in hell, dead print will walk the earth.
    "When there is no more room in hell, dead print will walk the earth."
  • Your medium is dying.
    "Your medium is dying."

2 Kommentare

Für diesen Eintrag wurden die Kommentare geschlossen.

  • #1
  • Fr, 18. August 2006
  • das leben ist ein märchen schrieb:

macht für die menschen

christian von cold-heat.de hat einen klasse artikel darüber verfasst warum die klassischen medien sich zu recht über diie wachsende konkurrenz der blogs beschweren.

…

  • #2
  • Di, 22. August 2006
  • Robert schrieb:

Mittlerweile gilt bei dem Amis derjenige als „out-of-business“, wer kein Blog betreibt. Blogger, ist dort inzwischen ein Beruf sehr sehr vieler selbständiger. Werbeeinnahmen und Sponsoring sei dank. Das „herkömmliche“ Journalisten, die nicht rechtzeitig auf das Medium aufspringen, nicht mitkommen ist doch nur eine logische Konsequenz. Es gibt allerdings auch schon eine sichtbare Kristallisierung von „Amateur-“ und „Journalisten-“ Blogs. Übrigens soll von einer Entwicklerschmiede in den USA jetzt eine Software entwickelt worden sein, die Börsenberichte und Bilanzen von Unternehmen automatisch erstellt. Hierfür werden bald keine „Menschen“ mehr benötigt 😉

CC © 2022 C.Mücke Datenschutzerklärung Zurück zum Seitenanfang