SellOE
Es ist soweit. Sämtlichen Video- und Computerspielern steht eine neue glänzende Ära der doppelten Abzocke bevor.Die Execs der Bigplayer ala EA, Sony und Microsoft zählen wohl schon die imaginären Geldberge. Worum geht es ?Sony Computer Entertainment Online (SOE) gab gestern seinen Eintritt in den „secondary market“ bekannt.
Einfach umschrieben,wird Sony damit eine Art Ebay für virtuelle Güter ihrer Spiele anbieten. Dort können dann Spieler ihre virtuellen Gegenstände offiziell und von Sonyunterstützt, untereinander verkaufen. Wie auch bei Ebay, wird pro Transaktion ein Betrag an Sony fließen – pro Transaktion sowohlein fixer Grundbetrag, als auch ein %-Betrag des erzielten Preises. Ist dies das Ende der Welt ? Wohl kaum. Ist dies der Beginn einer neuen Art von Spielen ? Auf jeden Fall.
Ich habs euch immer gesagt
Dieser Schritt war einfach mehr als absehbar. Nur niemand hätte je wirklich erwartet, dass ein Publisher als erster seine Seele verkauft und somiteine ganze Brache verarscht, nicht anderes ist dieser Schritt. Man kann es SOE nicht übel nehmen, sie stehen seit Monaten und dem Druck der Konkurrenz,eine Situation die knapp 6 Jahre lang nicht vorhanden war.
Der /pizza Command war der erste Schritt, StationExchange ist der Zweite. Der Dritte, wird eindirektes Anbieten von Ingame Items/Characters sein. Wie der CEO selbst schrieb, der Markt für solche Geschäfte ist schon jetzt nicht zu verachten (200 Millionen Umsatz jährlich)und dabei ist das Wachstumspotential für Onlinegaming noch lange nicht ausgeschöpft. Blizzard hat mit World of Warcraft einen neuen Höchstwert für monatliche Abo Gebühren aufgestellt.Dem konkurrenzlosen Erfolg hat dies nicht geschadet, was zeigt, dass die Masse der Spieler durchaus noch mehr zu zahlen bereit ist.
Die wirklich fetten Jahre stehen noch bevor. Ein Milliardenumsatz mit virtuellenSpiel Gegenständen ist nicht mehr weit hin. Ganz klar, dass gerade die Hersteller selbst davon am meisten profitieren würden, da ihnen fast keine Kosten dabei entstehen.Bis gestern, war ein Handel von Ingame Items ausdrücklich immer von Seiten aller Anbieter verboten. Nun hat sich der Wind gedreht.
XBox 360
Der gezielte Verkauf von Spielinhaltsstückchen ist aber nicht mehr nur auf Onlinespiele begrenzt. Die kommende XBox 360 von Microsoft wird einen ähnlichen Dienst anbieten.Dort können Spieler „zusätzliche“ Elemente für kleine Preise erwerben. Diese werden dann online freigeschaltet bzw. heruntergeladen. Die Abzocke scheint hier nichtso extrem wie bei Onlinespielen, weil die Elemente offiziell zusätzlich erstellt werden sollen. Das System wird auch nur ein Test-Projekt sein, um zu sehen, wie weitder Kunde belastbar ist.
Dennoch sehe ich das XBox Model nicht so kritisch, wie das bei Onlinespielen ala Everquest oder World of Warcraft der Fall ist. Wieso ?Wenn ich ein Onlinespiel kaufe, dann habe ich mit dem Punkt der Installation alle Inhalte auf meiner Festplatte und sollte sie auch nutzen können. Was Sony hier macht, istder nochmalige Verkauf von schon einmal erworbenen Inhalten. Die Hersteller kassieren so zweimal ab mit nur einmal entstandenen Kosten. Grandios.
Was ist passiert ?
An irgendeinem Punkt, sind Spiele so komplex und aufwendig geworden, dass der Durchschnitts Spieler einfach nicht mehr die Zeit aufbringen kann, um ein Spiel vollständigabzuschließen. MMO Games sind geradezu prädestiniert dafür. Sie bieten kein Ende und einen stetigen Wettkampf unter den Spielern. Nur so konnte überhaupt ein Markt dafür entstehen,dass sich Spieler Zeit als Spielelement kaufen konnten.
Der Spieler kauft hier nicht irgendein Item oder einen Charakter, er erwirbt sich die Zeit, die es bräuchte, sich diese Elemente selbst zuerspielen. Es ist wohl dem Zufall zu verdanken, dass ein Service wie StationExchange überhaupt existiert. Ich bezweifle sehr, dass die Entwickler des Genres jemals auch nur die Möglichkeit einessolchen Secondary Markets bedachten. Die Überraschung, dass Spieler dieses tollerieren, ja sogar wollen, muss für die Publisher riesig gewesen sein. Doch was denken die eigentlich Designer undProgrammierer ?
Game Integrity
Den eigentlichen Entwicklern wird es wohl den wenigsten Spaß bereiten, ist doch ein solcher komerzieller Erwerb von Spielgegenständen nichts anderes als ein Cheat. Der Spieler verdient sich das Geld, abernicht das Item im Spiel. Die Integrität der gesamten Branche steht hier in Frage. Verkauft man seine Seele für ein paar schnelle Dollar ?
Die momentane Situation zwischen unbedeutenden Entwicklerstudios und dikatorischen Publisher spielt in dieser Frage eine starke Rolle. Nicht der Designer bestimmt was der Kunde spielt, sondern ein Schlipsträger inden Büros der Publisher, der wohl seit Jahren kein Videogame mehr konsumiert hat. Die gesamte Branche ist enorm komerziell geworden. Es war nicht anders zu erwarten.
Der gleich Trend war in frühsten Hollywood Zeitenzu beobachten, wo es eine Handvoll Finanziers gab und die Kosten in den Himmel schossen, so musste jeder der einen Film machen wollte seine Seele verkaufen. Das ist auch die momentane Lage in der Gaming Branche.Niemand kann mehr allein in seiner Garage den nächsten Millionenseller programmieren und damit reich werden. So etwas wie eine Independent Schicht muss sich erst noch gründen, aber auch das ist eher unrealistisch.Die Entwicklung eines Spiels ist mitlerweile enorm technik- und wissensintensiv, darum wird man so schnell keine Kosten einsparen können, wenn ein Produkt einen gewissen Standart erreichen soll.
Jackpot
Auch wenn wir nun erstmal die ersten Testphasen solcher Systeme erleben werden, gibt es auf jeden Fall schon die ersten Konzepte, wie Spiele basierend auf solch ein Kaufsystem optimiert sein könnten.Wird man sich das Outtro separat freikaufen müssen nachdem man Obermotz_X getötet hat ? Kann man sich extra PS für seinen virtuellen Rennwagen kaufen ? Darf man die langweiligen Level überspringen, wennman nur ordentlich dafür bezahlt ?
Kollaps
Ok – also nun hasse ich diesen neuen Trend, aber ist er vermeidbar ? Es gibt mehrere Dinge, die das System auf instabilem Grund stehen lassen. Auf der einen Seite die Gier der Publisher. Die meisten werden nichtdie Grenze sehen, was den Spielern zumutbar ist und was nicht, und der Zorn einer Community, hat noch alles zusammenbrechen lassen.
Auch rechtlich ist das Ganze äußerst fraglich. Beispiel: ein Spieler_Y erwirbt Gegenstand_X. Da MMOs jedoch einem stetigen Wandel unterliegen, wird der Gegenstand_X plötzlich von den Entwicklern verschlimmbessert. Plötzlichhat unser Spieler_Y einen schlechteren Gegenstand, als den, den er erworben hat, der arme Spieler_Y. Hat er nun Anspruch sein Geld zurück zu erhalten ? Virtuelle Geld-Zurück-Garantie ? 24 Monate virtuelle Gewährleistungspflicht ?Alles Fragen die es zu klären gilt.
Sollte sich dieser Trend durchsetzen, sehe ich für Onlinespiele neue Zahlungsysteme. Keine Frage, das Hobby wird nicht billiger werden, aber dieses direkte zweifache Zahlen für Inhalte wird nicht haltbar sein.Ingame Shopping wird wohl auch eher auf den Mainstream, denn den Hardcore Spielern zugeschnitten sein. Solange das bedeutet, dass der Durchschnitts Joe auf separaten Servern seinen Spielerfolg erkauft, und mich dadurch nicht beeinflusst,solange ist alles ok. Das zusätzliche Geld wird direkt in neue Entwicklungen und damit ins Genre fließen. Das wäre die optimale Version eines solchen Systems. Die Apokalypse stände bevor, wenn der Durchschnitts Joe sich direkt mit seinen zusätzlichen Zahlungen in mein Spiel einkaufen könnte.
Ladies and gentlemen, open your wallets.
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