Vertwittert
Lange Zeit war ich überzeugter Zweifler von trendigen Web 2.0 Applikationen. Sehr viel hat sich daran nicht geändert, aber ich versuche zumindestens erstmal dieses Jahr, meinen Twitter-Feed am Leben zu halten. Bevor jemand einen Verfall des Blogs zugunsten Twitters befürchtet, möchte ich ganz klar ausdrücken, dass Twitter eine Ergänzung ist, kein Ersatz.
Den wahren Wert dieser Plattform habe ich erst erkannt, als nach der Massentlassung bei 1UP.com viel zu viele kluge Köpfe plötzlich nur noch Twitter als Verbindung zu den Fans blieb. Twitter schien mir auch vorher schon passend, um meinen Linkfeed etwas eleganter zu gestalten, besonders mit Blick auf ein kommendes neues Upgrade für den Blog. Nichts gegen meine Google-Reader-Lösung, aber diese hat ganz klar ihre Grenzen
Grundsätzlich bleibt, dass ich im Blog keine einfachen Links als separaten Eintrag sehen möchte. Der Umfang eines Eintrags soll einen gewinnen Mindestumfang besitzen und mehr bieten als einen Link, den man in dieser Form auf unzähligen anderen Seiten finden kann. Allerdings finde ich mehr Zeugs, als ich hier ansprechend verwerten kann und möchte. Genau für diesen Fall ist Twitter ideal. Man darf keine „Ich habe mir die Zähne geputzt“-Tweets erwarten. Sowas bleibt in meinen Augen Spam. Primär finden sich Links, die ich auch nicht im Linkfeed des Blogs unterbringen möchte. Twitter wird eine dritte Ebene für neue Inhalte der Seite sein. Bisher fließen dort erstmal nur neue Link hinein, ich bin noch unsicher, wie und wo ich den Feed hier im Blog integrieren soll.
Von Twitter lernen
Ich kann nur jedem Twitter Zweifler empfehlen die Applikation für ein paar Tage zu nutzen. Es hat einen einfachen Grund, wieso Twitter so populär geworden ist. Ich kenne nichts anderes, was in der Nutzung so einfach ist wie Twitter. Wer die kritische Masse erreichen möchte, muss auch dem unerfahrenstem Anwender die Nutzung ermöglichen. Twitter hat sich hier viel von Google abgeschaut und zeigt nur was wirklich essentiell ist.
Von Twitter lernen heißt auch von Fehlern lernen und Twitter ist noch nicht bereit für die Prime-Time. Zum einen scheint man viel zu unvorsichtig mit Admin-Passwörtern umzugehen (siehe die Hacks der letzten Wochen) und wie man bei der Hudson-River-Landung sehen konnte, ist auch die Technik im Hintergrund dem Ansturm der Masse nicht gewachsen. Als die ersten Bilder getwittert worden, ging kurze Zeit später nichts mehr. Die Seite war zwar erreichbar, aber kroch im Schneckentempo vor sich hin.
die Analogie vom Schweizer Taschenmesser
Twitter ist nicht die eierlegende Wollmilchsau, sondern eine Nischenlösungen, in einer Zeit, in der die Nische Mainstream ist. Niemand wird seine Doktorarbeit in 140 Zeichen abarbeiten. Hinzu kommen für mich noch mehr Nachteile. Twitter ist eine sehr persönliche Lösung. Man hat nicht eine Twitter-Seite sondern seine Twitter-Seite. Schnell liest man dutzende andere und geht unter im Strom der Verfolger und Verfolgten. Es hat auch etwas Unheimliches, wie die Plattform im Kern funktioniert. Sicherlich mag mancher die Transparenz von Twitter (Wer liest was von wem?), mir jedoch gefällt eine gesunde unpersönliche Nüchternheit besser.
Was mich zum nächsten Punkt bringt. Twitter funktioniert Prima zum Senden von Informationen, aber ist wirklich schlecht zum Lesen von Informationen. Für mich ist es dafür viel zu unstrukturiert. Wer dachte Kommentare in Blogs oder Foren seien ein wildes Durcheinander, der sollte belastbare Nerven für Twitter mitbringen. Ernsthaft mehr als ein Dutzend Twitter-Feeds zu verfolgen, sollte unmöglich sein.
absolut anderes Thema
Momentan ist es schwierig geworden wieder längere Texte für den Blog zu schreiben. Einerseits sind die Tage derzeit nicht nur kurz sondern mikroskopisch lang. Der Alltag ist derzeit von sehr monotonen Arbeiten bestimmt, welche die abendliche Abstinenz vom Monitor zum wahren Genuss machen. Die Ideen stapeln sich wieder bzw. die Entwürfe dafür, aber enden zur Zeit im Nirvana. Hinzu kommen noch ein paar Dinge des wahren Lebens, die das Arbeiten für diese Seite nicht besonders fördern.
Um ehrlich zu sein, bin ich mittlerweile in einem echten Motivationstief, was das Arbeiten hier oder sonst wo betrifft. Ein Grund auch dafür, ist die momentane Schieflage vieler Medien. Qualität ist heute schlicht nicht mehr finanzierbar und das ist ein Armutszeugnis unserer Zeit. Mein eigener Anspruch hier war und ist immer etwas mehr Zeit als nötig in Neues zu investieren, aber wie man sieht, zahlt sich sowas nicht aus, schlimmer noch, es wird abgestraft. Sorglosigkeit und Beliebigkeit wird belohnt. Ein völlig falscher Ansatz. Auch deshalb der kleine Schritt zu Twitter. Hier muss man nicht viele Gedanken oder gar Sorgfalt aufbringen. Copy&Paste und fertig.
Die Seite wird wieder zu ihren alten Form finden nur aktuell ist das Tempo des letzten Jahres definitiv leider raus. Wenn ich mich so auf anderen Seite umsehe, scheine ich nicht der einzige zu sein, der seine alte Form versucht zu erreichen.
Quo Vadis Interwebz09.
4 Kommentare
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global $hemingway ?>Verräter!
Du, du… du Glashaussteinewerfer!
Zum absolut anderen Thema: Das kann ich besser nachvollziehen als Du Dir vielleicht denken kannst. Ich bin so müde und vieler Dinge hier im Netz so überdrüssig geworden. Ich bin ernsthaft wieder zu der Sitte der Altvorderen übergegangen, nur noch eine handvoll Lesezeichen in sehr unregelmäßigen Abständen von Hand abzusurfen.RSS ist für mich gerade sowas von tot und Twitter ist mir nur einen literarisch-seellische Müllkippe auf die ich draufwerfe, was immer mir in den Sinn kommt. Weg damit. Twitter ist wie tanzen gehen und laut mitsingen. Hört ja doch keiner. Befreit aber ungemein.
[…] über den kleinen Vogel verbreiten. Denn genau da liegt Twitters Stärke. Christian Mücke von Coldheat beschreibt es so: »Es hat einen einfachen Grund, wieso Twitter so populär geworden ist. Ich […]