Musik der 2010er
Musik hatte es nicht leicht in der vergangenen Dekade. Mein Brot und Butter Genre Hip-Hop geht da einen besonderen Weg. Auf der einen Seite dominiert es weiter und weiter den globalen Musik Konsum, auf der anderen Seite steht es für mich kreativ seit Jahren kurz vor dem Abgrund. Ob Fan oder nicht, ich empfehle jedem sich die Netflix Doku Hip-Hop Evolution anzuschauen. Diese ist eine Liebeserklärung nicht nur an die Musik, sondern an die Kultur und es zeigt sehr gut, warum das goldene Jahrzehnt dieser musikalischen Bewegung lange vorbei ist. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so werde, aber moderner Hip-Hop der die Charts dominiert, klingt einfach furchtbar ist in jeder Perspektive ein Witz im Vergleich zur Hochzeit des Genres, aber dafür gibt es einfache Gründe und am Ende sind wir als Konsument glaub ich selbst schuld.
Sampling & Umsätze
Napster war der Anfang vom Ende für einen Zenit Anfang bis Mitte der 00er. Plötzlich brechen Musik Umsätze ein. Plötzlich fehlt viel Geld für eine Produktion, die darauf angewiesen ist den teuren Betrieb mit CD-Verkäufen am Laufen zu halten. Hip-Hop im Besonderen war zu der Zeit ein teures Medium, nicht nur weil Produzenten illusorische Summen bekamen, sondern auch weil Sampling der Treibstoff der Musik war und angesichts des Erfolgs einzelner Titel immer teurer wurde. Komischerweise gehen hier Amerika und Europa einen anderen Weg, der bis heute zweispurig verläuft.
Finanziell bricht die Musikindustrie Ende der 00er in sich zusammen und das spürt man bis heute. Hinzu kommt, dass Medien aller Art dank neuer Technologie ihre Gatekeeper verlieren. Plötzlich kann jeder mit nem Laptop zu Hause Musik produzieren und sie Online für Millionen Menschen kostenlos zur Verfügung stellen. Jeder der bei YouTube einen Song hört, kauf zur gleichen Zeit keine CD mehr. Streaming für Geld war noch weit entfernt und lange Zeit nicht lukrativ.
Selbst die großen Künstler der erfolgreichen Zeit verlieren plötzlich Zugang zu den epischen Umsätzen vergangener Tage. Das ist der Grund wieso viele sich in neue Märkte retten: Turnschuhe, Kopfhörer, Film … Die Industrie wird von den Jungen Wilden übernommen, die für einen Apple und Ei zu Hause in der Garage am Lenovo Laptop mit Fruity Loops Songs produzieren. Samples sind natürlich verboten, sind nicht mehr im Budget drin. Trap übernimmt die Macht und beerdigt für mich das Genre für sehr lange Zeit.
Hip-Hop wie ich es zu lieben gelernt habe wird es nicht mehr geben. Sampling ist bis heute eine rechtliche Grauzone und selbst wenn rechtlich geklärt, kann sich in der Welt des Streamings kaum ein Künstler mehr Samples leisten, da Streaming im rechtlichen Sinn unendlich viele Kopien bedeutet. Ich bewundere Herrn Pelham der über ein Jahrzehnt auf europäischen Boden für Sampling gekämpft und teilweise gewonnen hat. Auf der anderen Seite definieren die Amerikaner, dass nun plötzlich in der Musik auch ein „Gefühlte Ähnlichkeit“ rechtlich zu schützen sei. In Vielerlei Hinsicht ist auch dies ein Sargnagel für ein Genre, dass davon lebt das Vergangene zu recycles. Bis heute sind große Werke des Hip-Hop für Streaming Anbieter unmöglich zu bezahlen und Neue Werke in Ähnlicher Form sind kaum vorstellbar. Wer sich dann noch Samples leisten kann, der landet recht schnell in meiner Besten Liste. Es ist eine sichere, langweilige und einfache Wahl, aber My Beautiful Dark Twisted Fantasy ist mein Album der Dekade. West als Person kann man lieber oder hassen, aber jedes Neue Album ist eine Überraschung und selbst wenn er dieses Werk nicht toppen wird, jede neue Veröffentlichung klingt frisch und anders.
Dieses Thema wär abgearbeitet nun zu einer weniger tollen Sache:
Das Sterben der 80er Pop Ikonen
Mein musikalisches Aufwachsen war geprägt von Pop Titanen der 80er: Madonna, Michael Jackson, Prince, George Michael, Whitney Houston um nur ein paar zu nennen. Schaut man sich diese Liste an und wer davon heute noch lebt, dann bleiben da nicht mehr viel. Es kann kein Zufall sein, dass viele davon ein sehr ähnliches Schicksal erfuhren. Ich glaube, diese Generation unabhängig von der Musik Industrie, fand offenbar schwierig den Weg zur absoluten Erfüllung, egal wie erfolgreich sie waren und sind. Hinzu kommt ein einfacher Zugang zu Substanzen, die einem in den wenigsten Fällen wirklich gut tun.
Wenn die Ikonen der Jugend wegsterben, dann merke auch ich, dass ich älter werde. Ist nur bei jeder einzelnen Nachricht sehr traurig, besonders mit der Gewissheit, dass solche prägenden (und großartigen) Künstler zu meiner Lebenszeit nicht mehr existieren werden. Oder um George Michael direkt zu zitieren, die Jugendkultur von heute wird solche Stars nicht mehr hervorbringen. Dies finde ich schade und diese Erkenntnis schließt bei mir leider auch musikalische die 2010er ab. Uns bleibt die Musik, immerhin.
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global $hemingway ?>[…] Coldheat: Musik der 2010er Jahre […]
[…] Dies ist Teil zwei meines medialen Abriss der vergangenen Dekade, der erste musikalischen Teil befindet sich hier. […]
[…] ist nun der dritte Teil meiner Zusammenfassung der 2010er. Film und Musik sind schon abgefrühstückt nun geht es also weiter mit dem Thema Video- und […]