The Irishman
Bevor ich die vergangene Dekade filmisch abarbeite, wollte ich noch zwei große Filme des Jahres sehen. The Irishman ist einer davon. Wir schreiben irgendwann Mitte der 00er, fast exakt 10 Jahre nach Godfellas las ich bei Ain’t it cool News, dass Mr. Scorsese noch einen großen Mafia Film plant und so ziemlich alle großen Schaupieler darin mitspielen. Bis heute wurde daraus nichts und ohne zu viel vorweg zu nehmen, aber dem Film hätte es gut getan, mindestens zehn Jahre früher realisiert worden zu sein.
Ich bin mir unsicher wie detailliert ich diese dann doch epische Werk besprechen soll. Es am Ende genau was man als Scorsese Fan erwarten kann. Nicht mehr und auch nicht weniger, um es dann gleich klar zu sagen, der Film ist ein Meisterwerk mit kleinen Makeln und ein würdiger Abschluss eines eigenen Subgenres. Trotzdem bleiben Makel, die ich hier nennen möchte.
Es dauert eine Weile, bis man als Zuschauer die digitale Verjüngung seiner Hauptdarsteller akzeptiert und natürlich sehen die Darsteller nicht so aus wie in ihren frühen Filmen. Es bleibt eine Illusion, besonders da Alter eben nicht nur in Falten sichtbar ist, sondern in vielem mehr und dies hat man im Film nicht retuschiert. Hier bricht die Illusion wieder und wieder und nach einer Weile habe ich das einfach akzeptiert und ignoriert.
Mein zweiter Punkt ist gewichtiger. Der Film ist für seinen Plot zu lang. Um es einfacher zu formulieren: es gibt bessere (kürzere) biografische Filme, die mehr in 2 Stunden platzieren, als es The Irishman in mehr als 3 schafft. Trotzdem finde ich man kann nichts aus dem Film schneiden, alles ist notwendig und großartig, aber vielleicht stände dem Werk das Format einer Mini-Serie besser als das eines so sehr langen Films. Dank seiner Plattform (Netflix) ist das ein kleines Problem, aber hier konnte ein Regisseur einfach nicht über seinen Schatten springen und mit der Zeit gehen. Schade.
Drittens: alle Argumente warum wir den Film so lange nicht bekommen haben, drehen sich um seine „Unverfilmbarkeit“. So ein Quatsch. 70% des Films spielen in einer Epoche, die alle Darsteller ohne Tricks vor 10 oder 15 Jahren hätten perfekt spielen können. Eine Szene spielt deutlich früher, den Rest hätte ein älter machendes Make-Up von einem Master wie Dick Smith besser verkauft, als heute eine Armee von ILM Programmierern.
Was jetzt vielleicht sehr negativ klingen mag, ist es am Ende nicht. The Irishman enthält großes Schauspiel einer Generation, von denen wir nicht mehr viele Filme bekommen werden und wirklich jeder wächst hier noch einmal über sich hinaus. De Niro und Pacino spielen „nur“ De Niro und Pacino, aber Joe Pesci bringt etwas Neues hervor und ist klar vielleicht die beste Darstellung des Films.
Überhaupt definiert dieser Film auch vielleicht den großen letzten seiner Art. Das epische Crime-Drama, homogen mit weißen alten Männern besetzt. So toll diese Filme waren und sind, die Welt hat sich dann doch weiterentwickelt und The Irishman ist noch mal in Blick zurück in die Vergangenheit.
Daumen hoch. Der Film ist großartig und wichtig, aber es ist auch toll, dass hier eine Ära Genre zu Grabe getragen wird. Ich möchte nicht sehen wie Disney Superhelden, die Mafia aus dem Kino verdrängen, aber das Crime-Drama der Kategorie Scorsese muss sich modernisieren um weiter relevant zu bleiben.
Vielleicht ganz gut so, dass wir so lange darauf warten mussten.
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