Gerald’s Game
Filme wie dieser sind für mich sehr selten geworden. Gerald’s Game, eine Netflix Produktion nach einer Stephen King Vorlage, über die ich vor dem Anschauen überhaupt keine Informationen hatte. Umso überraschter bin ich vom Ergebnis. Gerald’s Game ist ein Film, welchen ich in diesem Jahr eine ganze Weile verdauen musste. Manchmal hat ein Film eine so richtig intensive Szene. Gerald’s Game hat gleich mehrere.
Über die Handlung möchte ich nicht viel schreiben, dafür existieren detaillierte Quellen als mein Weblog. Nur soviel, ein paar mittleren Alters zieht sich in eine menschenleere Gegend zurück und probiert die kriselnde Beziehung mit mehr Abwechslung im Bett zu retten. Dabei kommt es zu Schwierigkeiten.
Netflix Eigenproduktionen bei Filmen schwanken bei der Qualität doch sehr. Mal zu überambitioniert, mal einfach handwerklich zu schlecht. Gerald’s Game ist das perfekte Format für eine Plattform wie Netflix, auch weil es dieser Film kaum in die Kinos schaffen würde, zu sensibel ist das Material, zu klein die Zielgruppe fürs Marketing.
Was wie ein übernatürlicher Horrorfilm wirkt, entpuppt sich schnell als Charakterstudie einer Anti-Heldin. Wenn es ein Film schafft mit quasi nur einem Drehort zu funktionieren, dann ist das ganz großes Kino, besonders wenn nicht eine Sekunde verschwendet wird. Zwei Szenen des Film fand ich kaum zu ertragen und das sage ich als jemand der eigentlich bis auf Snuff alles schauen kann. Gerald’s Game setzt dabei nicht nur auf sehr explizite Darstellungen, sonder auch auf Themen, die man eigentlich in keinem Unterhaltungsmedium vertreten sieht, hört oder selten liest. Nicht grundlos. Hinzu kommt, die Besetzung. Nur soviel: der Schauspieler des E.T. Protagonisten spielt hier mit und irgendwie kann man diesen Film wenn man es möchte, als inoffizielles Sequel sehen. Was zusätzlich verstört.
Im Kern ist der Film ein klassisches Kammerspiel, mit Flashbacks als Stilmittel für eine zweite Geschichte. Wenn ich eine Sache ankreiden muss, dann ist es wieder mal das Ende, aber diesen Plot kann man nicht für alle Zuschauer angenehm beenden. Insofern lobe ich lieber alles davor.
Nicht falsch verstehen. Dieser Film ist meiner Meinung nach absolut fortgeschrittene Kost. Kein gute Laune Kino für Zwischendurch, aber vielleicht konnte der Film auch deshalb bei mir so viel Eindruck hinterlassen, weil ich wieder nur irgendeinen Genrestreifen erwartet habe.
Daumen nach oben für Gerald’s Game. So müssen Netflix Produktionen sein. Sowas bekommt man nicht mehr im Kino.
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