Blade Runner 2049
Blade Runner im Kino zu sehen blieb mir verwehrt. Ich mag den Film, bin aber keiner seiner größten Fans. Visuell makellos, aber unter der Oberfläche ist relativ wenig Film vorhanden. Blade Runner 2049 ist genau was ich mir erwartet habe, was mich kurz zu einem anderen allgemeineren Thema bringt.
Fiktionale Figuren über Jahrzehnte zu konsumieren, ist grandios, aber irgendwie auch falsch. Demnächst kommt der neue Star Wars in die Kinos und der Rentner Skywalker wird Generationen unterhalten, die ihn schon als Kind im Kino gesehen haben. Bei Blade Runner 2049 trifft das auch zu. Harrison Fords Deckard zählt für mich noch immer zu seinen besten Rollen. Erstaunlicherweise ist er dann auch 30 Jahre später genauso sehenswert. Wie abgefahren ist das denn? Allein dafür liebe ich das Medium Film, es passt sich dann doch seinen Darstellern an.
So sehr die reifen Darsteller als Köder funktionieren, so vorhersehbar ist ihr Einsatz. Blade Runner 2049 begeht hier den gleichen Fehler wie Star Wars. Der Film sucht in Deckard einen Anker, aber die eigentliche Geschichte dreht sich um Ryan Goslings K. Deckard wird nur zu Randfigur, was dem ganzen sehr gut tut und genug Raum für dann noch immer offene Fragen bleibt.
Im Kino ist dieser Film massiv gefloppt. Es verwundert nicht. Schließlich ist es das Sequel zu einem Film, der auch damals wenig erfolgreich im Kino lief. Wieso sollte es heute anders sein. Es ist ein Wunder, dass dieser Film so überhaupt veröffentlicht wurde. Hier ist so viel alte Schule auf der Leinwand zu sehen und irgendwie versucht der Film alle zu vermeidenden „Fehler“ des modernen Films abzuhaken. Fanservice ist ein Schlagwort, welches nicht immer negativ beladen sein muss. Ein Film wie dieser, kann nicht anders und bietet, was der Zuschauer und Fan des ersten Films erwartet.
Allein diese Tatsache: dieser Film ist der schönste Film den ich seit sicher mehr als zehn Jahren gesehen habe. Zusammen mit Sound und Musik ermöglicht der Film eine Realitätsflucht, die seines gleichen suchst. Blade Runner 2049 lässt sich Zeit, sehr viel Zeit, zu viel Zeit? Objektiv betrachtet arten einige Einstellungen aus. Ich muss nicht sehen, wie Regen und Schnee minutenlang in Zeitlupe auf die Hand des Helden fallen. Hiervon nur einen Hauch weniger, täte dem Film nicht schlecht.
Der Plot ist hier Nebensache. Keiner schaut diesen Film um die Frage auf die Antwort zu bekommen „Ist Deckard Mensch oder Maschine?“ Interessanterweise bleibt die Frage für mich auch danach unbeantwortet. Viel mehr sehe ich in diesem Blade Runner mehr als die ein oder andere Parallele zum Spielberg Epos A.I., auch wieder so ein Film, den ich zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung überhaupt nicht mochte, der aber im Laufe der Zeit reift, wie ein guter Wein. Beide Filme verbindet ein sehr ähnlicher Protagonist, beide Filmen enden ähnlich.
Meine Lieblingsszene des Films ist die aller erste mit Dave Bautista als synthetischer Rentner im Exil. Bautista erzählt ohne Wörter in wenigen Sekunden mehr Geschichten, als ganze Filme. Großartig. Auch deshalb endet der Film auf meinem persönlichen Platz Eins dieses Jahres. Blade Runner 2049 ist wie sein Vorgänger kein perfekter Film, aber etwas sehr einzigartiges. 2049 ist Film aus einer anderen Zeit mit moderner Oberfläche.
Beide Daumen hoch.
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