Spectre
Spectre. Nach dem grandiosen Skyfall, nun also wieder ein echter Purvis & Wade Bond, was für Kenner des Franchise einem Stoppschild gleicht. Ich bin erstaunt, wie lange die Serie dieses Autorenduo duldet, aber alles der Reihe nach. Eine Hommage an die frühen Bonds und der Versuch Skyfall damit zu übertreffen, sind eine zu große Hürde für den neuen Film. Am Ende lässt es sich wieder ein auf wirklich schwaches Drehbuch reduzieren.
Spectre versucht zu viel auf einmal, ohne jemals spannend zu sein. Bonds Einsatz ist nicht vorhanden. Schlimmer noch: die Situation am Ende des Films, entspricht fast exakt der des Anfangs. Nichts ändert sich in Spectre auch wenn ich zugeben muss, dass ein Bond Film nicht immer das Gewicht eines sterbenden Ms haben kann.
Als Ersatz versucht man den Bösewicht des Franchise neu zu generieren. Wieso versucht Hollywood eigentlich immer noch das Offensichtliche so zu verschleiern. Auch hier ist klar, wen Christoph Waltz darstellen muss. Für einen Wegwerf-Bösewicht bringt sein Name zu viel Gewicht mit. Natürlich steckt mehr dahinter und mir gefallen die vielen visuellen Anspielungen, die sich bis zur “Enthüllung” ansammeln. Was ich nicht mag ist die Falle, in die auch Spectre tappt. Wieso muss man heute zu jeder Figur so viel Exposition raushauen. Blofeld war ein so toller Bösewicht, weil die frühen Filme eben nicht seine Kindheit und seinen Weg an die Spitze dokumentiert haben. Niemand braucht die Anakin Skywalker Formel. Darth Vader ist ohne viel effektiver.
Die Handlung ist klassisches Purvis & Wade und gleicht dem Abhaken einer Liste und weniger einem dramatischen Spannungsbogen. Monica Bellucci Rolle existiert grundlos und ein Schnitt der Szenen, täte dem Film mehr als gut. Selbst bei den Grundfesten der Bond Formel schwächelt Spectre: die Pre-Title Sequenz ist mau, die Titelsequenz richtig schlecht und das passende Lied dazu noch schlimmer. Bei allem strängt sich der Film so gequält an und erreicht dabei nicht mehr als Ein Quantum Trost Niveau. Wirklich sehr schade.
Was funktioniert? Waltz ist immer sehenswert, selbst mit solch miesen Dialogen und seine eigene Synchronisation allein ist den Film wert. Bonuspunkte für den Kampf im Zug und die beste Liebesgrüße aus Moskau Referenz aller modernen Bond Filme. Hier bekommt der erfahrene Zuschauer einen Meta-Witz, der Applaus verdient.
Das beste am Kinobesuch zu Spectre war wieder der Star Wars Trailer, der erneut den kompletten Saal zum Schweigen bringt. Der Film selbst gehört ganz klar zu den schwächeren Daniel Craig Bonds.
2 Kommentare
Für diesen Eintrag wurden die Kommentare geschlossen.
global $hemingway ?>Oh war der schlecht. Ich hätte auf Dich hören sollen, lieber Christian, statt nur Deinen Review vorher zu lesen. Der Film taugte noch nicht einmal zum Wäschefalten.
Denke grad drüber nach, was mir noch in Erinnerung von Spectre geblieben ist. Dave Bautista ist ein toller Bösewicht und die Szenen im Zug sind wirklich Klasse. Nur der Rest des Films ist echt schwach und noch eine Erkenntnis, die das Internet verbrochen hat: Spectre und Mission Impossible 5 sind quasi ein Film, fast bis in kleinste Details. Schon gruselig.
Eines muss man Spectre lassen, es führte zu tollen Artikeln in der Nachbetrachtung des Films, mit tollen Details zum Drama hinter dem Film. Und wer hätte es gedacht, das Sony Studiobosse auch noch Feingespür für Film haben. Alle Anmerkungen aus dem eMail Leak die sich um Spectre drehten, stimmen aus heutiger Sicht.
Auch spannend: John Logan hat auch hier wie in Skyfall zwar Autorenrechte bekommen, aber seine viel düsteren Fassungen, sind offensichtlich von Purvis & Wade glatt geschliffen worden. Ich hätte gern ein Skyfall gesehen in dem Bond selbst M tötet.