Von generischer Empfindlichkeit
Ich lese die Tage sehr Interessantes. Zum Beispiel über die Einheitsoptik moderner Webgestaltung, die dann aber bitte schön überall gleich gut und/oder schlecht stattfinden soll. Ich finde, das Netz ist schöner, als es jemals war. Einheitsoptik hin oder her, wenn Generik heißt, dass ich endlich eine solide Lesbarkeit vorfinde, dann bin ich schon zufrieden. Es ist komisch je länger ich mit dem Thema Gestaltung im Web zu tun habe, umso weniger sehe ich die ungelösten Aufgaben im Gestalterischen. Es hat vielleicht zwei Dekaden gebraucht, aber immerhin erkennt die durchschnittliche Website, dass auch Web Gestaltung doch 95% Typo ist.
Erst jetzt die Frage nach einer einheitlichen Netzoptik zu stellen, ist sowieso Quatsch. Trends gab es immer. Sie sind immer Mist und nur die miesen Seiten wechseln ihre Optik wie Unterwäsche. Am Ende geht Web Gestaltung endlich den Weg, wo ich sie immer gesehen habe, mit dem Ziel Informationen aufzubereiten und weniger Photoshop Filter zu reproduzieren. Übrigens ist das in anderen Medien nicht anders. Auch im Gedrucktem existiert eine einheitliche gestalterische Sprache, die man sowieso seit Jahren versucht im jüngerem Medium Internet zu klonen. Der Weg ist steinig, aber wir kommen dem Ziel näher, auch wenn es bedeutet, den Pfeil durch die Brust, ins Auge zu schießen. Für mich sind dies wunderschöne Zeichen, dass die echten Probleme gelöst zu sein scheinen. Wie sonst könnte man sich so herrlich in solchen Details verlieren?
Heute sind es eben nur Unterstreichungen, damals waren es eben Photoshop Mockups, die Pixel genau in allen Netscape Versionen funktionieren musste. Auch wenn ich mich wahrscheinlich nie an den Anblick im Kollektiv auf das Smartphone starrender Mitmenschen gewöhnen werde, so freue ich mich über den Ästhetik Wechsel bei UI Gestaltung, den diese neue Volksdroge etabliert hat. Die Zeiten von 12 Pixel Verdana Schriften und Grunge-Texturen sind vorbei und ich möchte davon auch so schnell nichts mehr sehen. Einheitsbrei kann auch schmecken. Einfach mal genießen. Die nächste Welle der Photoshop Filter kommt bestimmt.
3 Kommentare
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global $hemingway ?>Was die Ähnlichkeit von Anmutung angeht, würde ich da eigentlich auf gar keinen Fall technische Gründe als Ursache sehen. Das ist schlicht Quatsch. aAus dem Agentur-Alltag kann ich berichten, dass das zuerst soziale Gründe sind, warum unterschiedliche Seiten sich ähneln. Es ist zuerst dieser Effekt: Oh, da macht jemand etwas Neues, das will ich auch haben. Wir bekommen von praktisch jedem Kunden Links zu US-Portalen (oder zu Spon) geschickt, die irgendwelche, meist nicht allzumutigen, neuen Faxen machen, die wir dann auch bitte umsetzen sollen. Das ist im Grunde wie in allen anderen Branchen auch, in denen Design gemacht wird. Klamotten, Autos, sogar Häuser. Dabei verwende ich den Begriff „Design“ im Sinn von Michael Weltens „Architektur als Komposition“ nämlich als vom handwerklich Notwendigen losgelöst.
Der andere Grund warum viele (responsive) Websiten ähnlich aussehen ist schlicht auch die Kosten und Aufwände. Etwas zu bauen, was gerade Mode ist, ist immer viel einfacher, als etwas zu entwickeln, was ganz neue Wege geht. Über die Zeit oder das Budget verfügen die aller, aller wenigsten.
P.S.: Soll das im Ersten Satz wirklich „Genetik“ heißen, oder „Generik“?(Kannst den Kommentar gerne löschen …)
Schreibfehler ist korrigiert, danke. Ich bin aber schon sehr überzeugt, dass diese „Faxen“ in vielen Fällen auch irgendwelche Codepens, Frameworks und Co. zurückzuführen sind. Nicht immer, aber doch sehr oft und ja auch weil man so Kosten & Aufwand sparen kann. Ganz davon abgesehen – und was das Medium aus gestalterischer Sicht für mich so interessant macht – ist Performance hier auch Design, denn es erfüllt eine klare Funktion im Sinn der Information. Die Grenzen zwischen Gestaltung und Performance mag ich selbst sehr fließend.