Tonspur August 2013
Gute Ideen muss ich mir einfach mehr als ausleihen. 3Sat bietet mit Tonspur genau so etwas. In erster Linie ist es eine nette kleine Unterhaltungssendung zum Thema Musik. Sekundär leider eine Plattform für Kultur „VIPs“. Da ich glaube, dass solche Listen sehr Zeit respektive stimmungsgebunden sind, denke ich wird Tonspur hier mehr als einmal Thema sein. Ich bin mir sicher, dies ist eine Serie, die ich mindestens einmal im Jahr notieren sollte. Die einzige Schwierigkeit? Alle Lieder sollten sich bitte auch irgendwie im Artikel direkt einbetten und so anhören lassen, was die Auswahl dann leider doch schon etwas einschränkt.
I got the Feeling – James Brown
Wer Stammleser ist, der weiß welche Musikgenres ich schon mehrfach erwähnt habe. Wer sich tiefer mit Hip-Hop beschäftigt, kommt irgendwann einfach nicht um James Brown herum. Ich bin überzeugt, er gehört noch immer zu den meist gesampelsten Künstlern überhaupt und dies aus gutem Grund. I got the feeling ist eines der populären Lieder des Künstlers, aber man sieht Pop und Qualität schließen sich nicht aus. Großartiges Lied.
E.T. Main Theme – John Williams
John Williams entspricht für mich dem, was mir die Geschichtsbücher immer über die großen klassischen Komponisten verkaufen wollten. E.T. war mein erster Kinofilm und somit irgendwie auch mein erster Kontakt mit so imposanter Musik. Wie so viele seiner Werke, trägt die Musik den Film mehr, als andere Filmkomponisten es schaffen. Williams spielt wirklich seit Dekaden in einer eigenen Liga und daran ist bis heute nicht zu rütteln. Bei dieser Musik bin ich sofort wieder sieben Jahre alt.
Tiny Dancer – Elton John
Eines von vielen Liedern, dass mir durch einen Film unvergesslich inszeniert worden ist. Die Almost Famous Szene um dieses Lied, ist jetzt schon Filmgeschichte. Am Ende beeindruckt mich nicht nur das Lied, respektive die Filmszene, sondern auch die Tatsache, dass zu einem so perfekten Produkt nicht mehr gehört als ein einzelner Mensch am Piano. Auch bei mir war Elton John lange Zeit nicht die coole Sau schlechthin, aber es ist Musik deren Qualität man einfach mehr als respektieren muss, egal ob Fan oder nicht. Realistischer wird Genialität kaum.
Frozen – Madonna
Ray of Light war für mich das letzte makellose Madonna Album und auch irgendwie William Orbits bester Wurf. Konzeptalben passen selten so haargenau in die Zeit wie dieses Album damals und Frozen war dabei nicht unwichtig. Für mich altert das Lied perfekt. Eigentlich ist der Song ein Oxymoron, eine fast schon tanzbare, elektronische Pop Ballade, die zusammen mit dem Video noch intensiver wirkt. So oder so, Frozen bleibt ein grandioser Popsong.
Stranger in Moscow – Michael Jackson
Und noch so ein Lied, dass mit der Zeit langsam aber sicher den Respekt bekommt, den es verdient. Ich erinnere mich, als nach dem Tod Jacksons einige seiner Soundtechniker online Fragen beantworteten und ihre Anekdoten zum Künstler erzählten. Dabei stellte sich heraus, dass Michael Jackson ein solider Beatboxer gewesen sein soll und dabei selbst auch seine Lieder mit ausgestattet haben. Stranger in Moscow soll solch ein Lied sein. Zu der Zeit habe ich mir das Lied mal genauer angehört und war sofort fasziniert davon. Noch so eine düstere Pop Ballade, die ich nicht so schnell vergessen werde. So rein, so auf den Punkt. Grandios.
You got me – The Roots
Es ist sicherlich zu einfach, aber irgendwie ist You got me am Ende für mich immer diese unglaubliche Hook gesungen von Erykah Badu. Objektiv ist es der vielleicht populärste Song der Band, die heute täglich im Abendprogramm Amerikas ihre Brötchen verdient. You got me stammt aus der Zeit, als die Band mit Scott Storch eine so unglaublich starke melodische Komponente an die Hand bekam und damit meisterlich umzugehen verstand. Definitiv kein gute Laune Lied, aber vielleicht gerade deshalb so unvergesslich bis heute. Leiser, melodischer, toller Hip-Hop.
Cry me River – Justin Timberlake
Die Verbindung zwischen You got me und Cry me a River ist vorher schon genannter Scott Storch, der zu dieser Zeit Melodik in Rhythmus verliebte Popmusik brachte. Cry me a River ist ein Lied, dass mir selbst so einen Retortenkünstler wie Timberlake hörenswert macht. Ich liebe das Lied für seine Vollständigkeit, so dermaßen komplett auf Demotivation zu setzen. Es gibt weniger lustige Lieder, traurige Lieder und Popballaden wie dieses. Das Lied schafft es Emotionen mit in den Rücken tretenden Beats zu kombinieren. Selbst in Zeiten so seelenloser Popmusik wie damals (und heute), ist so ein Werk mehr als die Ausnahme. Pop mit Gewicht. Applaus.
Kim – Eminem
Das es immer noch schwerer geht, zeigt Kim. Ich weiß nicht was es ist. Diese zweiten Alben, die ersten vollständig vom neuen Label produzierten Meisterwerke. The Marshal Mathers LP ist mehr als man damals durch die Medien verkauft bekommen hat. Die Idee war genial. Ein durchweg düsterstes Album mit ein zwei ironischen Witz-Pop-Stücken. Kim jedoch ist schwärzestes Liedmaterial überhaupt. Schlimm ist, wie gut es gemacht ist. Für mich ist der Song Höhepunkt der persönlichen Geschichten des Genres, die selten über die Beschreibung des Bankkontos in Form lächerlicher Metaphern hinaus gehen. Mit solchen Texten lernt man gern die englische Sprache. Lyrischer Horror klang nie schrecklich-schöner.
Where is my Mind – Pixies
Ja, natürlich der Fight Club Song. Tut mir einfach leid, aber Where is my Mind kann man nicht oft genug hören. Ohne das Lied ist der Film heute nicht mehr vorstellbar und der Song ist auf der einen Seite krasser Gegensatz zum sonstigen Dust Brothers Soundtrack, auf der anderen Seite klingt Where is my Mind genauso chaotisch-kontrolliert zusammengesampled. Am Ende ist es objektiv ein einfaches, flaches Lied, aber genau mit so wenig, solch einen Eindruck zu hinterlassen, ist die Kunst des Mediums. Vielleicht jetzt keine episch vertonte Geschichte, aber eingängig und anschließend nie mehr vergessen.
Sympathy for the Devil – The Rolling Stones
Mein persönlicher Karaoke-Klassiker. Ich weiß nicht wie oft ich dieses Lied schon mal mehr, mal weniger angetrunken, ins Mikro gegrölt habe. Auch wieder so ein Klassiker, der nicht altert und für mich anfangs überhaupt nicht nach Stones klang. Mir gefällt die Thematik des Lieds. Ein uraltes Thema, dass in der Qualität immer funktioniert. Der Text funktioniert als Drehbuch, die Musik hypnotisiert. Ganz, ganz große Kunst, versteckt unter einem plakativen Titel. Wie so viele Titel der Liste, ein zeitloser Klassiker, der auch noch in vierzig Jahren gespielt und geliebt werden wird.
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