Film des Tages – Das Wochenende
Jens Kessler kommt nach 18 Jahren aus dem Gefängnis, wo er für seine Zeit in der RAF saß. In den Knast kam er, weil er von jemandem im inneren Kreis verraten wurde. Dieser innere Kreis trifft sich jetzt mit ihm auf einem Landhaus in Ostdeutschland, das seine Schwester kurz nach den Wende gekauft und zusammen mit Henner – einem weitere Mitgleid – renoviert hat. Dazu kommt dann noch Inga, die früher was mit Jens hatte und Ulrich ihr jetziger Mann, der eine Feinkostkette führt und nicht Teil der RAF-Gruppe war. Ergänzt wird das Ensemble der Selbst- und Fremdzerfleischung noch um Ingas Kinder: Doro, das gemeinsame Kind mit Ulrich und der reichlich frustrierte Gregor, ihr gemeinsame Sohn mit Jens. Die Bühne ist bereitet für ein Kammerstück neuerer deutscher Geschichte.
Und obschon die Ausgangssituation viel verspricht, obwohl der Film sich gut anläßt, schafft er es nicht seine eigenen Versprechen einzulösen. Der erwartete politische Streit, die stets leicht mitschwingende Gegenwartskritik versumpft in Beziehungskrisen und Mittelmäßigkeit. Und so wird aus der großen RAF-Abrechnung ein ganz normaler zutiefst bürgerlicher Psychokrieg, wie er seit 200 Jahren in unzählige Familien und Freundeskreisen mit unerbittlicher Härte geführt wird. Zugegeben, das hat auch seinen Reiz, gerade es trotzdem diese Spiegelbild-Momente gibt. Aber ein wenig traurig ist es schon, den irgendwie hat man die ganze Zeit die Ahnung, dass die Geschichte einem eigentlich mehr erzählen hätte können; mehr von dem, was man gerne hören und wissen würde.
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