Walking Dead: The Game
Ich gebe zu ich war wirklich der größte Skeptiker wenn es um Tablet Computer geht. Wozu ein solches Gerät? Selbst die ersten iPads waren Kohle für mein Feuer. Dann bekam ich ein aktuelles iPad geschenkt und nach Monaten bin ich vom Nörgler zum Gläubiger geworden und endlich existiert ein Produkt, dass mich vollends überzeugt und Tablets als Plattform rechtfertigt. Walking Dead: The Game ist schon eine Mogelpackung, denn ein Spiel ist es für meine Augen nicht, aber es ist gerade in Kombination mit dem iPad die perfekte interaktive Geschichte, die man so noch nicht genießen konnte.
Es ist schwierig zu beschreiben, warum. Für mich bietet die Kombination aus App und Plattform eine völlig neue, fast makellose Erfahrung, die ich jedem wirklich hiermit ans Herz lege. Walking Dead: The Game stammt von Telltale, die seit vielen Jahren hiermit endlich großen Erfolg feiern. Für mich ist Walking Dead die erste wirklich gelungene Modernisierung der Point’n’Click Formel. Das „Spiel“ basiert auf einer Comic-Vorlage, die mir allerdings bisher fremd war. Halt was mit Zombies…
Erstaunlich ist wie nahtlos gut hier alle Elemente in Kombination funktionieren. Visuell versucht man mit einer betagten 3D-Engine, eine Comic-Optik zu emulieren. Das funktioniert ziemlich gut, besonders weil man auf dem iPad wirklich keine Pixel mehr bei Kanten wahrnimmt und das Spiel sehr reduziert mit der Kamera spielt: eine der besten Illusionen für ein interaktives Comic. Das Gameplay ist eine Mischung aus Multiple-Choice Dialogbäumen, überschaubaren Puzzlen und kurzen Action-Sequenzen. Der Kern sind die Dialoge und was so langweilig klingt sind exzellent geschriebene Texte. Überhaupt funktioniert Walking Dead so gut, weil man viel Sorgfalt bei einzelnen Figuren investiert hat.
Das Spiel ist in der ersten Episode – die zweite gönne ich mir heute Abend – interessant strukturiert. Der Protagonist wandert wie in einem guten Film von Szene zu Szene. Dazwischen entscheiden ziemlich drastische Entscheidungen, wie es weitergeht. Hier jedoch wird das Spiel sehr transparent und einfach. Welche Entscheidung ist die effizienteste? Richtig, über Leben und Tod und so kommt es zur Wahl, welchen der neuen Charakere man retten möchte.
Ich kann nicht aufhören zu betonen wie gelungen ich die Erfahrung bisher finde. Ich würde allein Episode 1 als eines der besten Spiele der letzten Jahre bezeichnen, auch wenn es für mich nicht wirklich ein Spiel ist. Es ist ein interaktiver Comic, der leider viel zu schnell vorbei ist irgendwie und einige uralte Makel des Genres in sich trägt. Wieso verschwinden unwichtige Hotspots nicht nach einmaligem Anschauen?
Episoden-Häppchen
Ich habe ein Problem mit der Idee, eine interaktive Geschichte, wie eine TV-Serie zu fragmentieren. Ich muss aber auch gestehen, dass Telltale mit ihren diversen Adventure Spielen die einzigen sind, die diese Idee erfolgreich umsetzen. Hallo Half-Life 2 – Episode 3? Die Grundidee funktioniert, aber die Umsetzung lässt noch zu wünschen übrig, einfach weil zu viel Zeit zwischen einzelnen Episoden vergeht. Ich bin auch überzeugt, dass man hier viel Geld auf der Straße lässt, weil nach Monaten ein geringerer Anreiz zum Kauf existiert, als wenn nur eine Woche zwischen den Episoden vergehen würde. Bei mir aber hat es funktioniert, ich habe direkt nach der ersten Episode blanko die restlichen vier gekauft.
Nicht von der Oberfläche verblenden lassen. Walking Dead: The Game ist wirklich empfehlenswert. Die Geschichte hat tolle Figuren, ist erwachsen geschrieben und bietet ein ordentliches Preis-Leistungsverhältnis. Ich möchte viel mehr interaktive Comics wie dieses. Nach all den mittelmäßigen Telltale Spielen, ist Walking Dead der Durchbruch. Kaufen!
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