The Dark Knight Crashes And Burns
Das ist es also. Das Ende des kommerziell erfolgreichsten Comic-Verfilmung-Dreiteiler aller Zeiten. Die große Hoffnung Hollywoods, endlich eine neue Generation Alleskönner im Regie- und Autorenstuhl gefunden zu haben. Ich bin kein großer Nolan Fan. Ich mag einige seiner Filme, andere wiederum treffen trotz toller Kritik nicht meinen Geschmack. Ich bin auch kein überzeugter Anhänger des Batman Franchise. Ich verstehe warum er als Figur so beliebt ist, aber mir fehlt etwas. Ich mag die Burton Batman Filme sehr, für das was sie sind: pure Unterhaltung ohne einen Anspruch auf Ernsthaftigkeit. Die Schumacher Phase der Filme verdient keine Erwähnung.
Um dem aktuellen Unfall zu rekonstruieren, muss man etwas weiter zurück schauen. Die ersten beiden Nolan Batman Filme sind sehr solide. Ich persönlich finde den Erstling noch besser, weil es schwieriger ist, diese Masse an Exposition funktionieren zu lassen, aber dafür gehe ich noch einen Schritt zurück. Schaut man sich das Vorlagen Medium genauer an, erkennt man recht schnell, wieso ein Nolan-Ansatz für eine Verfilmung langfristig nicht funktionieren kann.
Superhelden-Comics folgen sind für mich eine komprimierte James Bond Formel. Alle Figuren sind maßlos überzeichnet. Helden und Bösewichten müssen auf einen Blick als solche erkennbar sein. Exposition ist keine Stärke von Comics und man erwartet es auch nicht. Das Ergebnis sind Figuren, die einem ernsten, „erwachsenen“ Anspruch grundsätzlich unmöglich machen. Die Parallelen zur Bond-Formel sind eindeutig und lassen sich in zwei Muster einordnen. Unser Protagonist schützt aus mal mehr mal weniger ehrenhaften Gründen, die ihn bewundernde Gemeinschafft. Der Antagonist wiederum bedroht
- die Gemeinschafft aus nicht-persönlichen Gründen oder
- den Protagonisten aus persönlichen Motiven.
Eine Mix aus beiden Option ist auch gern gesehen, wie zum Beispiel im aktuellen Nolan Batman. Jeder Comic-Film folgt diesem Muster, genau wie jeder James Bond. Comic-Verfilmungen haben hier nun ein Problem: die Bösewichte und in diese Falle läuft auch Nolan. Das Batman Franchise besitzt nicht viele Freaks, die als erntshafte Antagonisten funktionieren. Das Geheimnis guter Bösewichte, ist eine verzerrte oder unscheinbare Wahrnehmung der Zuschauer. Bane ist der Prototyp vom völlig eindimensionalen Antagonisten, dessen einzig gelungener Ansatz, man im finalen Film entfernt hat.
Nolan hat im zweiten Teil den einzig guten Bösewicht verbraucht, der in seine Formel für die Filme passt. Der Rest ist eine pure Freakshow wie Bane. Eindimensional ist immer noch übertrieben. Genauer betrachtet, bröselt die Nolan Trilogie mehr und mehr in sich zusammen. Der erste Teil ist weiter sehr solide. The Dark Knight entpuppt sich auf einen weiten Blick als Heath Ledger Show, die im Kern doch nicht so innovativ war, wie gedacht. Die Logikfehler mal außen vor gelassen, hat auch der zweite Burton Batman bereits ziemlich gut mit mehreren Bösewichten funktioniert.
Nolan ist kein Spielberg Typ sondern eher ein James Cameron. Er schreibt seine eigenen Geschichten, was im Fall vom aktuellen Batman zur größten Falle wurde. Der Film scheitert schon auf dem Papier. Gerade als Cameron Fan bin ich von der Nolan Schule überhaupt nicht überzeugt. Diese Verkrampfung auf „Mehr, mehr, mehr“ ist furchtbar. Was der Nolan-Fan als Komplexität genießen mag, ist für mich erzählerischer Ballast, mit der Unfähigkeit ohne Umwege von Punkt A zu Punkt B zu gelangen. The Dark Knight Rises ist Return of the Jedi. Und mein Gott diese Tropes. Bitte liebe Autoren, keine Flashbacks zur Verwirrung mehr, um mit anderen Flashbacks später korrigiert zu werden.
Was ist gelungen? Nun ja, die Darsteller sind durchweg so gut, dass selbst ein so mäßiges Skript getragen werden kann. Entgegen meiner Erwartung, ist Nolans Catwoman ein kleines Highlight, verfügt aber über ebenso viele Dimensionen wie Bane oder der Strippenzieher-Bösewicht, dessen Existenz man lieber nicht hinterfragen sollte. Die Musik im Film ist episch gut.
Was wird von Nolans Batman Trilogie bleiben? Gute Frage. Ganz klar der finanzielle Erfolg und Heath Ledgers letzter Film. Was sonst? Da bin ich mir nicht mehr sicher. Ich glaube es ist der übliche moderne Effekt, wenn der Erfolg besonders solche Kinoautoren der Sorgfalt beraubt. Keine neue Erscheinung, aber besser wahrnehmbar, da heute einfach schneller und mehr produziert wird. Ich bin überzeugt die Nolan Filme dieses Franchise sind ein wichtiger Schritt nach vorn, für das Genre Comic Verfilmung, aber ziemlich unbedeutend für das Medium Film. The Dark Knight Rises ist kein sehenswerter Film, einer insgesamt doch beachtenswerten Trilogie.
7 Kommentare
Für diesen Eintrag wurden die Kommentare geschlossen.
global $hemingway ?>Ok! Dann hast Du mir schon was voraus. Ich verstehe es nämlich nicht. Ich hab noch einen Text zum Thema auf Halde liegen und bin neugierig. Warum? Warum ist Batman so beliebt?
Und was fehlt Dir?
Und die Frage danach, was von Nolans Trilogie bleiben wird beantworte ich auch noch gerade flux: Natürlich Heath Ledgers Joker, den wir vielleicht als besten Bösewicht des Jahrzehnts in Erinnerung behalten dürfen. Und … es war der beinahe geglückt Versuch der Comic-Verfilmung, ihren Ursprung als Comic hinter sich zu lassen. Leider ist Nolan mit dem dritten Teil nicht weit genug gesprungen.
Ach und: Also Cameron „Avatar“ scheint mir rückblickend auch nicht gerade ein Hort vielschichtiger Figuren und eines guten Drehbuchs zu sein …
Cameron hatte seine 80er/90er Phase, danach war auch Schluss. Insofern der gleiche Effekt.
Batman ist demografisch perfekt. Mutti mag ihn als Schwiegersohn, das Kind als Actionheld, Vati als heimliches Idol. Der arme kleine Weisenjunge, der sich nicht unterkriegen lässt. Viel besser kann man es nicht machen. Rache funktioniert sowieso immer perfekt als Motiv.
Mir ist das zu viel TV-Niveau, zu viel kleinster gemeinsamer Nenner, besonders in den Filmvarianten. Ich mag meine Superhelden maßlos überzeichnet, selbst wenn sie halbwegs realistisch sein sollen, siehe Iron Man. Aber der Single-Emo-Milliardär mit zu viel Freizeit, trifft nicht meinen Nerv.
Ich mag Superhelden klinisch rein, oder total zerstört. Burtons Batman hatte immerhin noch mehr vom James Bond Womanizer Faktor, da war mehr Lametta, ich mein Humor mit dabei. Nolans Humor beschränkt sich auf magere Einzeiler, zwischen weiter in Selbstzweifeln badenden Protagonisten. Deshalb ist der zweite Teil so gut, weil mit dem Joker endlich ein völlig freier Charakter ins Spiel kommt und alle Muster bisheriger Figuren zerstört.
Die Musik im Film ist episch gut.
Mmh. Mich würde interessieren, woran du das festmachst.
Mein Eindruck war da ein komplett anderer, ich fand kaum irgendwas an dem Film so schlecht wie den Soundtrack. Endlose Passagen, in denen nichts passiert, sondern die nur aus Percussion und der bekannten kleinen Terz aufwärts bestehen. Viel Krach, teilweise auch viel zu laut abgemischt im Vergleich zum Rest des Sounds, aber nichts dahinter, wenige brauchbare Motive und Themen. Catwomans Klavierthema fällt noch positiv auf. Die Sprechchöre für Bane dagegen transportieren das angestrebte Martialische für mich überhaupt nicht, dafür klingen die zu kraftlos und gelangweilt.
Der Soundtrack erfüllt seinen Zweck im Film und steht nicht im Weg, aber das Album alleine, ohne die Bilder dazu, kann ich mir nicht lange anhören. Eine der schlechteren von Zimmers Fließbandarbeiten.
Es ist halt ein ganz klassischer Score für die heutige Zeit. Ich bin bin kleinen Brocken zufrieden und die Schule der John Williams, Jerry Smith und Co. stammt halt aus einer anderen Zeit und setzen sich ganz offensichtlich weniger und weniger im Blockbuster Kino durch.
Werde ich mir sofort das Album zum Film kaufen? Nein. Werde ich in zwei Jahren noch an die Musik denken? Nein. Hat die Musik im Film funktioniert ohne zu nerven? Ja und 2012 sitzt meine Hürde was das Musikalische bei einem Film betrifft, leider wirklich so niedrig, halt bis zum nächsten John Williams Score, der Gott sei Dank noch immer aktiv ist und noch immer mit allen anderen den Boden wischt.
[…] soll ich noch mehr dazu schreiben? Nolans Abschluss seiner großen Franchise Trilogie, wird nicht als bester seiner […]
Kein sehenswerter Film? Mann mann mann.
Achtung! Kommentar enthält Spoiler!
Effekte: klasse. Musik und Sound: klasse. Batmans erster Auftritt in Minute ~50 auf dem Bike: genial! Ich liebe Batman. So muss es sein! Kommt jetzt mehr? Nein. Lange Zeit nicht. Evtl. der Endfight mit Bane, den fand ich super.Zu Catwoman habe ich mir die ganze Zeit nur gedacht: „Hoffentlich lässt Nolan Catwoman sterben. Bitte bitte.“Gebrochenes Rückgrat? Für Wayne kein Problem. Nein nein. Oh man. Oh, Knie und Knochen komplett im Eimer? Kein Thema, spring ich nochmal aus dem Fenster.Jeder gegen jeden und Atombombe über Gotham: So ein Schwachsinn! Wenigstens nicht in den letzten 10 Sekunden entschärft. Waren noch +/- 4 Minuten auf der Uhr.
Ich war echt enttäuscht und muss Ihnen leider zustimmen: