Star Wars 2012
Es war mal wieder notwendig. Nach viel zu langer Zeit, habe ich mir wieder die erste und einzige Star Wars Trilogie angeschaut. Am meisten fasziniert mich immer noch, wie solide die Handlung auch heute noch ist. Verstehen wir uns nicht falsch, Star Wars – A New Hope ist in purer Drehbuchform damals wie heute, grenzwertig irre und funktioniert ohne das Bild eigentlich nicht. Nicht umsonst waren es schließlich die Werke des kürzlich verstorbenen Ralph McQuarrie, die Star Wars zu Leben verholfen haben. Ich bin überzeugt, dass seine Handschrift im Ganzen noch wichtiger ist, als Lucas‘ selbst. Sein Erbe bei Generationen von folgenden Designern und Illustratoren ist surreal. Überhaupt ist das Design der ersten Trilogie zeitlos gut. Ich würde es gern für einen glücklichen Unfall halten, aber ich sehe wirklich auch heute keine Schwächen im Produktionsdesign. Alles wirkt so gelungen. Wirklich beeindruckend.
Han Solo ist als Figur perfekt. Sicherlich erfindet Lucas hier das Rad nicht neu, aber von der ersten bis fast bis zur letzten Sekunde stimmt hier alles. Wie sehr Lucas hier einen Glücksgriff gelandet hat, sieht man an der Han shot first Diskussion. Das einzig wahre Gold dieses Franchise und Lucas realisiert es nicht mal. Irgendwie wäre ein Prequel um Solo bei weitem interessanter gewesen.
Der erste Film wirkt heute weniger mitreißend und hat für mich an Tempo verloren. Grundsätzlich kann ich die Druiden nicht mehr wirklich ertragen. Die Dialoge waren nie gelungen und C3PO war immer schon Jar Jar Binks auf Sparflamme. Nach sechs Filmen, ist das nicht mehr schön. Wieso ist mir nie aufgefallen, wie schlecht und/oder unrealistisch ein R2D2 Design ist? Wie bitte soll so ein Form der Fortbewegung in Wüste, Wald und Schnee funktionieren?
Zum zweiten Teil ist eigentlich genug Lob formuliert worden. Der Film bleibt perfekt. Das Geheimnis sind die vielen neuen und gelungenen Figuren. Der Yoda Trickeffekt altert nicht sehr gut, was man aber von so einer kleinen Puppe rausgeholt hat, ist auch 2012 noch sehenswert. Besonders im dritten Teil sind die Yoda Szenen noch mal ein Höhepunkt. Apropos Trickeffekte. Der größte Makel, den selbst die neuen Filme haben ist zwar nachvollziehbar, aber trotzdem eigentlich zu offensichtlich: die Laserschwerte erleuchten nicht die Umgebung. Wer sehen will, was er da verpasst, schaut sich einfach eines der vielen Computerspiele an. Einmal drauf geachtet, fällt so ein Detail bei den Filmen sehr unangenehm auf.
Noch mehr Trickeffekte? Das alte Zeug schlägt sich tapfer. Weniger gut altern die frühen Gehversuche ILMs komplette Figuren und Szenen per Computer zu kreieren. Computerspiele sehen seit Jahren besser aus, als diese frühen kompletten CGI-Effekte. Degegen fällt mir ein Trickeffekte unglaublich positiv auf: Matte Paintings. Ein Randeffekt dieser Technik, sind sehr reduzierte Kamerabewegungen, was mein Auge 2012 sowas von erfreut. Endlich bekommt man mal die Chance wieder Details zu suchen und zu finden.
Der dritte Teil hat echte Probleme, auch abseits der Ewoks. Ewoks nerven, weil der Kontrast zum düsteren zweiten Teil so massiv ist. Das Marketing freut sich, der Fan ist verärgert. Strukturell fehlt Jedi die Erfolgsformel von Empire. Es gibt keine wirklich neuen Figuren und das Tempo erkrankt an schlechten Motiven der Helden. Ein neues Jedi würde in der Hand eines guten Autors riesiges Potential haben. Lucas jedoch konzentriert sich auf eine Sache – Sohn erlöst Vater, beide besiegen Bösewicht – und verstrickt sich möglichst viel Drumherum aufzubauen. Große Teile der letzten Hälfte sind nur unbedeutende Peripherie…mit Ewoks.
Was nicht heißt, dass Jedi keinen starken Momente hat. Leia im Bikini bleibt auch 2012 einfache, aber effektive Unterhaltung. Ähnlich wie in Revenge of the Sith reißen die starken Momente viel raus und sind kaum zu versauen. Sobald das typische Cross-cut SW Finale beginnt, bleibt der Film sehr unterhaltsam. Besonders überrascht war ich von den Kampfszenen der Raumschiffe. Auch hier schlägt sich die alte Tricktechnik besser, weil man sieht was passiert. Es wirkt einfach strukturierter, als die Orgien virtueller Kameras der neueren Trilogie. Die kleinen Geschichten am Rande, machen den Reiz und das Geheimnis dieses Franchise aus. Wenn der Rancor besiegt ist und der Film seine trauernden Pfleger zeigt, dann ist das ein Star Wars wie Lucas es nie mehr reproduzieren konnte.
Als Fazit bleibt stehen, dass die alten Filme auch 2012 noch richtig gute, zum teil perfekte Unterhaltung sind. Festzuhalten bleibt auch, dass das Franchise nach solchen Unfällen nicht mehr zu retten ist. Ich glaube das ist ganz gut so. Je mehr Star Wars dieser Qualität kommt, umso besser wirken die alten Filme, Nostalgie hin oder her.
3 Kommentare
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global $hemingway ?>Ich dachte, genau das war der Gag? R2D2 ist doch ein Übersetzungsroboter. Der hat in dieser Umgebung doch gar nix verloren und hängt normalerweise nur mit Diplomaten rum. In die Wüste hat es ihn doch nur verschlagen, weil er verkauft wurde (ist ja schon ein älteres Modell)!
@ Wolfgang: C-3PO ist der Protokolldroide, nicht R2D2.
R2D2 ist Astromechdroide. Als Mechaniker und Navigator war der jetzt nicht für die Wüstendurchquerung gedacht, aber da hat ihn das Drehbuch halt hin verschlagen.
Übrigens lehnte sich McQuarrie beim Design von R2 an einen Serviceroboter aus „Lautlos im Weltraum“ an.siehe Bild http://www.super-8-hobby.de/rezent536.htm
Wie kam ich denn auf das schmale brett? Der unterschied ist ja klar, da ist mein kommentar ja völliger käse 🙂